SKAIO, Heilbronn
An stadträumlich richtiger Stelle wird als Entree in das neue Stadtquartier am Neckarbogen ein Hochpunkt gesetzt, der in der Erdgeschosszone vieles von dem bietet, was Menschen zum Leben in der Stadt brauchen: ein adäquates Entree mit gut zugänglichen Abstellbereichen für Kinderwagen, Rad und andere fahrbare Untersätze für die Mieter, deren Wohneinheiten je nach Lebenssituation zusammengelegt oder geteilt werden können und Gewerbeeinheiten, die für alle den Ort als gemischt genutzten Stadtraum attraktivieren – und all das als Hybridkonstruktion aus Beton und Holzwerkstoffen in einer für Deutschland innovativen Höhe.⇥
DBZ Heftpaten ksw architekten + stadtplaner
Neue Siedlung in der Stadt
Wohnen in der Gemeinschaft
Bei einer oberirdischen BGF von 5 685 m² stehen im Innenraum rund 3 300 m² Wohnfläche zur Verfügung, was die Architekten in offene und helle ein bis zwei Zimmer große Mietwohnungseinheiten mit rund 40 – 90 m² Wohnfläche übersetzt haben. Vier davon sind als Wohngemeinschaften der Aufbaugilde, ein diakonisches Unternehmen zur Unterstützung wohnungs- und arbeitsloser Menschen, sowie der Offenen Hilfe, einer Hilfsorganisation für Menschen mit geistiger Behinderung und deren Familien, vorbehalten. 25 Wohnungen sind öffentlich geförderte Einheiten. Damit die Wohnungen für alle Altersstufen und Lebensphasen funktionieren, sind die Geschosse modular aufgebaut, also so, dass sich Wohnflächen individuell zusammenlegen und wieder trennen lassen. Die oberen Stockwerke ab der großzügigen Zwischendachterrasse im 6. Obergeschoss sind während der Laufzeit der BUGA zunächst einer Ausstellung vorbehalten. Sie werden später in Wohnraum umgewandelt und bieten dann Raum für eine Wohngemeinschaft mit acht Zimmern für sechs Bewohner, die einen direkten Zugang auf eine großzügige Dachterrasse haben werden.
Auch das Thema Wohngesundheit ist den Planern und den Bauherren ein wichtiges Anliegen: So werden bei den Neubauten ausschließlich Baustoffe mit geprüfter Zusammensetzung verwendet. Die Überwachung betrifft alle Ausbau-Baustoffe wie Kleber, Silikone und Wandfarben. Um das alles in einen kontrollierbaren Rahmen zu geben und sicherzustellen, dass die Raumluft wirklich gesundheitlich unbedenklich ist, wurde die Qualität der Raumluft nach der Fertigstellung gemessen und von einem Prüflabor untersucht. Der Innenraum ist geprägt von einer Kombination aus den drei Materialien Holz, Sichtbeton und Linoleum. Da das Holz den überwiegenden Teil der Konstruktion ausmacht, sind möglichst viele Holzelemente im Innenraum sichtbar belassen, was sich letztendlich auch ausgleichend auf das Raumklima auswirkt.
Hybrid-Konstruktion
Holzbau im Brandfall
Bei einem Holzbau dieser Dimension drängt sich natürlich die Frage nach dem Brandschutz auf: Alle tragenden Elemente entsprechen der Feuerwiderstandsklasse F90, was teilweise mit mehrlagigen Bekleidungen aus Brandschutzplatten erreicht wurde. Bei statisch relevanten Holzbauteilen wie den Stützen war der Abbrand maßgebend, also die Menge an Holz, die innerhalb von 90 Minuten abbrennt und verkohlt. Was dann übrig bleibt, muss immer noch tragfähig sein. Von zentraler Bedeutung ist auch der Umgang mit dem Rauch, der nicht ins Fluchttreppenhaus mit Feuerwehraufzug gelangen darf, was eine sorgfältige Abdichtung der Hybrid-Konstruktion zum Treppenhaus hin erforderte. Spezielle Ventilatoren sorgen im Brandfall zusätzlich für einen Überdruck im Treppenhaus, wodurch der Rauch hinausgedrückt wird. Ergänzt wird das Brandschutzkonzept schließlich durch eine Hochdruck-Feinnebel-Löschanlage, die einen Wassernebel erzeugt, der die Flammen sofort erstickt. So ist das Holzhochhaus SKAIO gleich mehrfach für den Brandfall gerüstet.
Beitrag zum nachhaltigen Wohnungsbau
Baudaten
Objekt: SKAIO
Standort: Stadtausstellung Neckarbogen, Heilbronn
Typologie: Wohnungsbau, Hochhaus, Holzhybridbau
Bauherr: Stadtsiedlung Heilbronn GmbH
Nutzer: 60 vermietete Wohnungen (Mieter) und eine Bäckerei
Architekt: Kaden + Lager, Berlin, www.kadenundlager.de
Mitarbeiter (Team):
Generalunternehmer: Ed. Züblin AG, Bereich Heilbronn
Bauzeit: Januar 2018 – März 2019
Fachplaner
Tragwerksplaner, Bauphysik: bauart Konstruktions GmbH & Co. KG, Lauterbach, www.bauart-konstruktion.de
TGA-Planer: IFB Ingenieure GmbH, Teinach-Zavelstein, www.ibf.info
Fassadentechniker: Priedemann Fassadenberatung GmbH, Großbeeren, www.pridemann.net
Innenarchitekt: AAg LoebnerSchäferWeber Freie Architekten GmbH, Heidelberg, www.architekten-ag.de
Berechnung Raumakustik Bäckerei: Ingenieurbüro Langner GmbH, Usingen, www.ib-langner.com
Landschaftsarchitekt: AG FREIRAUM Jochen Dittus + Andreas Böhringer Landschaftsarchitekten PartGmbB, Freiburg, www.ag-freiraum.de
Brandschutzplaner: Dehne, Kruse Brandschutzingenieure GmbH & Co. KG, Gifhorn, www.kd-brandschutz.de
Werk- und Montageplanung Holzbau: Ingenieurbüro von Fragstein GmbH, Landau in der Pfalz,
www.von-fragstein.com
Nachhaltigkeitsberater: BAUES WUNDER Lambertz & Friesdorf Beratende Ingenieure PartGmbB, Bergisch Gladbach, www.baueswunder.com
Projektdaten
Grundstücksgröße: 775 m² Grundstücksfläche (Anteil Baublock J)
Grundflächenzahl: 0,6
Nutzfläche gesamt: 3 436 m²
Nutzfläche: 3 300 m² (Wohnfläche) 136 m² (Gewerbe)
Brutto-Grundfläche: 5 685 m² (oberirdisch)
Brutto-Rauminhalt: 16 239 m³ (oberirdisch)
Baukosten (nach DIN 276)
Das Projekt stellt im Rahmen der Stadtausstellung der BUGA 2019 als Pilotprojekt besondere Bauweisen dar. Diese Bauweisen führen zu Mehrkosten. Um eine Vergleichbarkeit herzustellen sind die dargestellten Kosten um spezifische Anforderungen bereinigt, wie beispielsweise: Sprinkleranlage, Trockenestrich (Reduzierung der Risiken für Feuchteeintrag), Druckbelüftungsanlage
Energiebedarf
Primärenergiebedarf: 28 kWh/m²a nach EnEV 2013
Endenergiebedarf: 53 kWh/m²a nach EnEV 2013
Jahresheizwärmebedarf: 26,6 kWh/ m²a nach PHPP/EnEV 2013
Energiekonzept
Dach: Gründachaufbau 100 mm, Wurzelfeste Abdichtungslagen, Gefälledämmung 223 mm i. M, Dampfsperre, Brettsperrholzdecke Fichte 260 mm
Außenwand 2.-9. OG (nicht tragend): Vorhangfassade 4 mm Aluminium-Blech inkl. UK 80 mm, Winddichtsheitsebene sd = 0,2 m, GF-Platte 18 mm, Dämmung Mineralwolle WLG 035 inkl. Ständerwerk KVH Nsi 8/28 cm 208 mm, Brettsperrholzplatte Fichte 120 mm
Fenster: Holz-Alu Verbundfenster mit integr. Sonnenschutz, Holzfenster Fichte, Lasur weiß pigmentiert, Aludeckschalen pulverbeschichtet RAL 7021, Leitungsführung verdeckt
Geschossdecke 2.-9.OG (trockener Aufbau): Bodenbelag Linoleum 5 mm, Trockenestrich 25 mm, Flächenheizung mit HoFa 30 mm, Wabenschüttung 30 mm, Trittschalldämmung HoFa 20 mm, Holzfaserdämmung 40 mm, Gipsfaserplatte als Rauchdichtheitsschicht 10 mm, Wabenschüttung als Installationsebene 30 mm, Brettsperrholzdecke, Fichte, weiß pigmentierte Lasur, 240 mm
Gebäudehülle
U-Wert Außenwand Holz = 0,12W/ (m²K) (nicht tragende Holzwand / Gefache)
U-Wert Außenwand Beton =
0,25 W/(m²K)
U-Wert Kellerdecke = 0,44 W/(m²K)
U-Wert Bodenplatte = 1,36 W/(m²K)
U-Wert Dach = 0,15 W/(m²K)
Uw-Wert Fenster = 0,85 W/(m²K) / Dreischeiben-Isolierverglasung
g-Wert= 0,49
Ug-Wert Verglasung = 0,6 W/(m²K)
Luftwechselrate n50 = 1.00/h
Haustechnik
Fußbodenheizung im Trockenestrich, Natürliche / mechanische Lüftung, Nachströmventile, Feinnebel Sprühanlage
Hersteller
Dach: ZÜBLIN Timber GmbH, www.zueblin-timber.com; Deutsche Foamglas GmbH, www.foamglas.com, Optigrün, www.optigruen.de
Fassade: Pohl Gruppe,
www.pohlnet.com
Türen/Tore: Novoferm GmbH,
www.novoferm.de
RWA-Anlage: Strulik GmbH,
www.strulik.com
Linoleum: Tarkett Holding GmbH, www.tarkett.de