Kissen schütteln, fertig ist die FormDer Mann der mehr als 1000 Schalen, Heinz Isler, starb in Bern
Als der 1926 in Zollikon/Zürichsee geborene Heinz Isler an der Kunstgewerbeschule Zürich das Malen lernte, da hatte er bereits ein Ingenieurdiplom der ETH in der Tasche. Geschadet hat ihm die Vereinigung von mathematischer Stringenz und künstlerischer Inspiration in keiner Weise, im Gegenteil wären die meisten seiner Tennishallen, Flugzeughangars, Konzertsäle, Tankstellen und Wohnhäuser nicht so geworden; so, als wären sie einer Science-Fiction-Vision entsprungen. Dass seine Dachschalen heute immer noch so anmuten, darf verwundern, denn längst haben Computerprogramme die Herrschaft in den Entwürfen asymmetrisch organischer Formen übernommen. Natürliche Figuren, denen Isler seine Schalen abgeschaut hatte, spielen bei der Formfindung heutiger Spezialbauten kaum noch eine Rolle. So ist der legendäre Satz von Isler übeliefert: „Was ein Ingenieur nicht in der Lage ist zu bauen, das macht die Zimmerfrau am Morgen: Sie schüttelt das Kissen, und schon ist die Form bereit.“
Weit über tausend allseitig gekrümmter Schalen hat uns der Ingenieur in der Schweiz, in Deutschland, Frankreich und England hinterlassen, beim Olympiagelände in München war er 1967 bei der Planung am Stadion beteiligt.
Am 20. Juni starb der mit David Billington, Robert Maillard und Christian Menn sicherlich erfindungsreichste wichtigste Ingenieur des 20. Jahrhunderts kurz vor seinem 83. Geburtstag in Bern, seine Isler-Schalen (das Isler-System) werden ihn lange noch überdauern; ihre Eleganz gepaart mit ökonomischem Mehrwert stehen dafür.