Haus Vogt, Leipzig
Lena und Jan bilden das junge Architekturbüro Meier Unger Architekten aus Leipzig. Zusammen haben sie bereits mehrere kleinere Bauaufgaben für private Bauherren realisiert. Die Ergebnisse zeigen ihre architektonische Handschrift. Bei einer Begehung des Projekts „Haus Vogt“ vor Ort in Leipzig wird erlebbar, was möglich ist mit einem „unbändigen Gestaltungswillen“, wie das Duo augenzwinkernd anmerkt.
Bezug zur bepflanzten Umgebung und zum Bauherrn
Überflüssiges weglassen und alles entwerfen
Den außenliegenden, roten Sonnenschutz bestellten die Architekten nach Standard, doch sie ließen den großen Kasten der Blechabdeckung weg. Übrig bleibt die rohe Rolle mit der Technik und dem Anschlusskabel. Einfache Witterungsbleche ließen sie von einem Spengler anfertigen.
Der Vorteil der vermeintlich „kleinen“ Bauaufgabe
„Der Vorteil kleinerer Bauaufgaben liegt darin, dass man noch die Zeit hat, über jedes Detail und jede Verbindung nachzudenken“, erklärt Lena Unger aus ihrer Erfahrung heraus. Bisher waren die beiden auch immer als Bauleiter an ihren Projekten beteiligt und schätzen den direkten Kontakt zu den HandwerkerInnen: Jedes Detail beinhaltet Möglichkeiten, die in den meisten Fällen nicht mehr kosten, für die man den jeweiligen Handwerker allerdings zunächst motivieren muss. „Also, Lust, spezielle Details anzufertigen, hatten die meisten natürlich nicht“, erinnern sich Lena und Jan lachend: „Dann werden wir gefragt: Warum wollt ihr das Detail so kompliziert, wenn es doch auch einfach geht?! Am Ende sehen sie aber auch, dass das aufwendigere Ergebnis den Aufwand wert ist.“
Auch für den geplanten Terrazzobodenbelag im neuen „Lebensraum“ der Familie suchten Jan Meier und Lena Unger monatelang nach dem Handwerker, der sich dieser ungewöhnlichen Aufgabe stellte. Ebenso beim Spengler, der sein Handwerk „bemerkenswert beherrscht“ und die beiden Architekten mit eigenen Lösungen (ob nun Wasserspeier oder Gaubenabdeckung etc.) positiv beeindruckt hat.
Die hölzerne Fassade sollte in unterschiedliche Ebenen gestaffelt sein. Der Holzbauer zeigte entsprechende Profile, die man ineinanderschieben kann, so dass Muster entstehen, wie Strichcodes. Lena Unger und Jan Meier entschieden, nur zwei Varianten der unterschiedlichen Profilvarianten einzusetzen, um ein ruhigeres Muster zu erhalten, dieses dann aber zweifarbig lackieren zu lassen und die verbindende Feder rot zu streichen. So nutzen Meier Unger Architekten vorhandene Systeme für das Projekt entsprechend individuell um.
Klein und fein, mit vielen Materialien und Farbsetzungen
„An diesem Projekt hätte viel scheitern können, aber wir gehen nicht mit Angst in die Projekte“, sind sich Lena und Jan sicher. Der Ringanker beispielsweise verändert seinen Querschnitt an der Seite der Küchenzeile, um das Licht der darunter angebrachten Lampen auf die Arbeitsflächen zu richten (siehe Schnitt S. 33 und Foto S. 34). Vom Schalvorgang ist sowas auf herkömmlichen Weg nicht realisierbar. Doch der junge Rohbauer probiert es aus, tüftelt an einer Lösung mit normalen Schaltafeln, probierte aus, wo er die Schaltafeln wie anbohren muss, damit der Ringanker am Ende funktioniert. Die Mischung aus Naivität und Erfahrung merkt man diesem Wohnraum auf angenehme Weise an. Details wie zum Beispiel der Terrazzoboden, der an einer Stelle die innere Glastürenlaibung zum Garten bis auf Kniehöhe die Wand hochklappt oder auch die Treppe zum Bestandsbau zu einem kleinen Anteil verkleidet … Für solche Details mussten die beiden täglich auf der Baustelle sein, damit sich die Elemente miteinander verzahnen und fügen.
„Wenn wir eine solche Aufgabe nochmal bekommen würden, wären wir noch detaillierter“, prognostiziert Jan Meier und fährt fort: „Wie etwas konstruktiv funktioniert, darein stecken wir sehr viel Zeit, um dann auch vor allen Beteiligten glaubwürdig zu sein und unsere Ideen als Bauleiterteam gemeinsam mit den Handwerkern umzusetzen.“ Diese kleine Bauaufgabe kommt eindeutig aus einem Entwurfsgedanken, der die Elemente konstruktiv fügt und den Raum als angenehm wohnlich und unaufgeregt spannend erleben lässt. M. S.
Der Ersatzneubau für einen ehemaligen Werkstattanbau bringt dem gründerzeitlichen, vorstädtischen Umfeld mit bedingungsloser Gestaltungslust, Farbe und Materialreichtum Lebenslust und Nutzungsvielfalt bei. Der Gartenhaustyp verwächst hier auf eigenwillige Weise mit dem Haupthaus und im Innenraum wirkt jede Ecke dezidiert bearbeitet.«⇥DBZ Heftpartner Jan Theissen und ⇥Björn Martenson, AMUNT
Baudaten
Objekt: Haus Vogt
Standort: Leipzig
Typologie: Anbau / Umbau
Bauherr & Nutzer: Familie Vogt
Architektur & Bauleitung: Meier Unger Architekten, Leipzig;
www.meierunger.com
Mitarbeiter (Team): Jan Meier & Lena Unger
Bauzeit: Mai 2019–November 2019
Fachplanung
Tragwerksplaner: „Büro für Baustatik“ Benno, Dominik & Mathias Förtsch Ingenieur PartG mbB, Leipzig
Handwerk
Bautischlerei Köhler, Erlbach-Kirchberg; www.bautischlerei-koehler.de
Betonstein Terrazzo Oehme, Lützen; www.beton-terrazzo-oehme.com