Es geht voran in Deutz

Dass der Kölner – wer ist das eigentlich? – die geliebt/gehasste Nachbarstadt Düsseldorf auf der schäl Sick, der falschen (Rhein-)Seite sieht, ist eher anekdotisch. Dass diese Kölner Sicht auch für das rechtsrheinische Deutz gilt, das könnte aus Düsseldorfer Sicht wiederum stimmen: Deutz galt ganz allgemein und bis in unsere Tage noch als der schmuddelige Arbeitervorort der Kunst- und Kultur-, der Musik- und Universitäts- und ­natürlich Domstadt Köln.

Nun ist Deutz schon länger nicht mehr nur Standort von Fabrikation und Güterumschlag. Deutz verändert sich und nicht nur zum Guten, wie die Schäl-Sick-Bewohnerinnen wissen. Stadtplanerisch bewegt sich schon lange viel, meist auf der Rheinuferkante. Nun ist endlich der ehemalige Hafen dran, der gegenüber den ikonischen Kranhäusern von Hadi Teherani und Alfons Linster ein attraktives Mischnutzungviertel werden soll (Gesamtkonzept von COBE, Kopenhagen).

Auf der schön großen, also auch aus Sicht der Immobilienwirtschaft lohnenden Fläche von 38 ha soll hier bis 2038 ein sogenanntes „urbanes Stadtquartier“ auf insgesamt 15 Baufeldern entstehen. Rund 3 000 Wohnungen für 6 900 Bewohnerinnen sind geplant. Mit 6 000 Arbeitsplätzen wird gerechnet, hinzu kommen Schulen, Kitas, Kultur- und Freizeitangebote und selbstredend Parks mit Wasserfront. Ob das – wie aktuell zu erkennen ist – auch Wohnraum für die Deutzer wird?

Ein Architekturwettbewerb für das „Baufeld 05“ ist aktuell entschieden worden und setzt, so die Stadt, „den architektonischen Auftakt und Maßstab für die weitere Entwicklung.“ Gewonnen hat ihn in der zweiten Wettbewerbsstufe (fünf Finalisten von zunächst zehn ein­geladenen Büros) das Kölner Büro &MICA Architektur GmbH (gegen ­Lorber Paul Architekten, ­HPP ­Architekten, Henning Larsen), dessen ­silo­ähnliches Hochhaus ganz offensichtlich die Jury überzeugte.

Die Gebäudeensemble auf „Baufeld 05“, so die Ausloberin, „übersetzen den Quartierscode ­‚Deutzer Block‘ überzeugend in unterschiedliche Gebäudetypologien und schaffen damit ein glaubwürdiges und selbstverständliches Bild im Hafenkontext.“ Städtebaulich gelinge es dem ­Siegerentwurf, die einzelnen Bauteile in ein ausgewogenes Verhältnis zu setzen, den Hofraum als grüne Gemeinschaftsfläche zu gestalten und eine prägnante Adresse an der Hafenkante zu schaffen.

„Baufeld 05“ wird gerade für die Erschließung und Tiefbauarbeiten vorbereitet. Ob und wie die nördlich davon stehenden Silos, Schlote und Backsteinindustriebauten in das Wohnen und ­alles drumherum einbezogen werden, ist noch nicht entschieden; aber natürlich sind sie wesentlicher Bestandteil der städtebaulichen Planung aus Kopenhagen.

Zum Wettbewerb „Deutzer Hafen“ hat die städtische Entwicklungsgesellschaft „moderne stadt“ ein 84 Seiten dickes „Handbuch Nachhaltigkeit“ geschrieben und als PDF vorgelegt. Hier wird zusammen mit der DGNB ausgehandelt, wie über die Stichworte „Lebensqualität“, „Mobilitätswende“, „Energiewende“, „Ressourceneffizienz“ und „nachhaltiges Invest“ alle Beteiligten zu „mutigem und innovativem Handeln“ zu inspirieren sind.

Dass man hier – bei der „Ressourceneffizienz“ beispielsweise  – auf schon längst erprobte Beispiele zurückschaut, Neubau immer noch vor Umbau behandelt, lässt das Hafenprojekt als ambitioniert, in keiner Weise aber zukunftsweisend erscheinen. Be. K.

www.modernestadt.de

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