Bilderweltenwust, aber schön
Seit Jahrzehnte protokolliert der Architekt und Hochschullehrer Anton Markus Pasing die (seine!) Welt über Bilder, über Konstrukte des sichtbar/unsichtbar Anwesenden. Die Titel seiner bisherigen Bildersammlungen deuten auf eine Programmatik, die mit Blick auf die lange Geschichte durchaus Zeitgeistiges hat: remote controll. Das Protokoll von Außen- und Binnenwelten wirkt assoziativ. Jeder Betrachter wird in den sehr detaillierten Darstellungen von Stadt- und Landschaftsräumen – oder eben Seelenlandschaften – Eigenes erkennen, und – je nach Bildungsstand – die ganze jüngste Kulturgeschichte. Denn Anton Markus Pasing ist ein Sammler und mit Blick auf die schiere Menge seiner Sammelstücke beinahe zwangsläufig ein Eklektizist, der sich sehr bewusst bei der Generierung seiner digitalen Werke aus dem Angebot der analogen Kunst- und Kulturwelt bedient. Insbesondere sein grafisches Werk – immer digital erstellt oder gesampelt/collagiert etc. – spiegelt und spielt Bekanntes, aber so, dass es neu aufscheint, neue Verknüpfungen zu neuen Kontexten anbietet.
Nun also zwei kompakte, mächtig dicke Bände, die weniger einer Strategie, einer Erzählung folgen, sondern schlicht der Anforderung, die Masse der Produktion aus den letzten Jahrzehnten zu fassen. Neben den schon genannten digital produzierten Bildern von Landschaften, die einerseits das Biedermeier in eine Zukunft schieben und andererseits nichts weniger sind als reine Zukunftsgeschichten (von Landschaften à la Enki Bilal & Co.), schauen wir in die zahlreichen Ausstellungen, auf Plastiken und Derivate von Fotografien, schauen auf Farbflächen und Muster, auf Diagramme, Schaltkreise … auf alles?
Es gibt Texte, Versuche von Seelenverwandten, die sich dem ganzen Anton Markus Pasing widmen oder nur dem Aspekt, der aus ihrer Sicht zentral ist: das Neurotische vielleicht, aber auch die Exaktheit ständiger Reflexion, die – auf die eigene Gedanken- und also Bilderwelt bezogen – durchaus sehr kritisch und zugleich sehr selbstreflexiv (selbstverliebt?) ist.
Wir können also schauen, uns selbst in der Bilderwelt staunend und zugleich irritiert verlieren, werden erinnert an erste Bilder dieser Schau auf das Architektonische in der Landschaft, im zumeist weiten (Stadt)Raum. Wir können seine kurzen Notate lesen zu Arbeiten, die sich auf den ersten Blick anzubiedern scheinen an unsere Vorstellungsreflexe, die aber auf den zweiten Blick ein Echo sind, eine Reaktion auf längst schon Gedachtes, das hier unserem Denken einen ganz neuen Aspekt hinzufügen kann.
Damit könnten wir durch die dichte Bilderwelt einfach so reisen, Seite für Seite umblätternd, des Nichtchronologischen nicht bewusst. Oder wir könnten zu Stichworten lesen und schauen, uns weiterbilden, arbeiten mit dem uns hier präsentierten Material für die eigene Sache. Und damit den Faden aufnehmen, den Anton Markus Pasing 1995 in die Hand genommen hatte und an dem entlang er sich bis heute durch das alles zieht, sich hat führen lassen von seinen Bildergöttern, die auch aus der Architekturgeschichte kommen, aber nicht zwangsläufig etwas zur Architekturerzählung beitrugen.
So ist die Sammlung von abstrakten Bildern und nebulös Figurativem auch eine Befreiung aus dem landläufigen Diskurs zur Architektur, ein Angebot an alle die, die Bilder lieben und noch träumen können und an diesem Träumen hart arbeiten. Los geht’s, reisen wir mit dem Architekten und so schöpferischem Bildner! Be. K.