Zu groß geraten
www.landtag.brandenburg.de, www.peterkulka.de
Es hätte alles so schön sein können: Endlich der alten, in Teilen schon Einsturz gefährdeten Liegenschaft entkommen! Die zudem noch von der ehemaligen SED-Bezirksverwaltung Potsdam besetzt war (noch immer findet man die Umrisse des SED-Parteisymbols auf der Fassade des Landtagsprovisoriums). Ab 2013 soll das Landesparlament Brandenburg in dem zurzeit wieder aufgebauten Potsdamer Schloss residieren, nach 23 Jahren in beengten Räumen und
in einem politisch zweifelhaften historischen Kontext.
Der Neubau von Peter Kulka, der trotz allem historischen Habitus als ein als Stadtschloss verkleideter Parlamentsneubau zu bezeichnen ist, wurde um ein paar Nummern größer geplant und gebaut, als das für die 88 Abgeordneten notwendig gewesen wäre. Der Grund war ein Landtagsbeschluss vom 20. Mai 2005. In Drucksache 4/1092-B wird der heute überdimensionierte Bau mit einem Neuanlauf zur Länderehe begründet: „Dieser neue Landtag verfügt über die Kapazität, das Parlament eines gemeinsamen Bundeslandes Brandenburg-Berlin aufzunehmen“, kann dort lesen, wer nicht vergessen möchte. Doch die Idee von der (ökonomisch notwendigen) Länderehe ist längst Schnee von gestern, Stolpe-Nachfolger Platzeck denkt gar nicht daran, die Bundeshauptstädter zum Standesamt zu bitten. Er jedenfalls sei nicht bereit, die Schuldenlast des Nachbarlandes Berlin von mehr als 60 Mrd. € zu übernehmen. Dafür offenbar die höheren Baukosten für ein Parlamentsgebäude, dessen Werden in seiner Übergröße auch dem Engagement von Unternehmern und vermögenden Privatiers zu verdanken ist. Dass die hier neben allen Steuervorteilen, Publicity und Vergangenheitsbewältigung vielleicht auch politischen Einfluss auf ein demokratisches Haus nehmen könnten, soll nicht unterstellt werden. Die bald leerstehende Bürofläche könnte von den Damen und Herren genutzt werden, um über den dann kurzen Dienstweg (Zuruf über den Flur) weitere Großtaten wie diese im Herzen Potsdams anzustoßen, anzuregen, einzustielen.