Wie reagieren wir auf die Krise? Wir fragten bei gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner, China, nach!
In China begann alles. Jedenfalls dann, wenn man den Medienberichten glaubt. In China arbeiten viele internationale Architekturbüros, auch viele deutsche. Eines davon, gmp Architekten von Gerkan Marg und Partner, ist schon lange dabei und so bot es sich an, in Hamburg einmal nachzufragen, wie es in China gerade aussieht. Der dort verantwortliche Partner, Wu Wei, schrieb uns zurück, er schrieb von Verunsicherung, Maskeneinkäufen auf Vorrat, Carsharing und dem Vorteil, aus Erfahrung zu berichten und schnelle Hilfe anzubieten; von Peking nach Hamburg.
„Der Corona-Virus erfordert Plan B. Bereits Mitte Januar war die Stimmung bei unserem traditionellen Abendessen zum chinesischen Neujahr in Shanghai merkwürdig. Nicht nur, dass das Essen im Vergleich zu den vergangenen Jahren kürzer ausfiel, auch verließen viele junge Mütter das Lokal unmittelbar nach dem Begleitprogramm. Vielleicht ahnten viele Leute, was gerade in Wuhan und auch in anderen Städten vor sich ging. Eine Woche später, am 22. Januar, einen Tag nach Bekanntgabe der Epidemie und der Gewissheit darüber, dass das Virus von Mensch zu Mensch übertragen wird, haben wir bei gmp in Shanghai einen Vorrat an Masken angelegt. Am 24. Januar begannen die Ferien zum chinesischen Neujahr, und drei Tage später gab die Stadtregierung Shanghai bekannt, dass die Ferien bis zm 10. Februar in allen Unternehmen verlängert würden.
Unzählige bestätigte und unbestätigte Nachrichten über das Virus sorgten während dieser Zeit bei unseren Kollegen für Verunsicherung. Die Angst vor einer Ansteckung bei der Rückkehr ins Büro nach der Urlaubszeit war groß. Vorrausschauend und als Zukunftsszenario gedacht - hatte das Team der IT in Hamburg, Shanghai und Peking schon Möglichkeiten für Homeoffice getestet. Bedenken hinsichtlich Netzstabilität und Zugriff von außerhalb auf die Bürolaufwerke wurden über Nacht ausgeräumt, als der Testlauf erfolgreich verlief. Plan B war geboren.
Dennoch benötigte die Umstellung auf Homeoffice ungefähr zwei Tage und ermöglichte es einem Teil der Kollegen, von zu Hause aus zu arbeiten. Sämtliche Kommunikation lief über Videokonferenzen, WeChat, Mail oder Telefon. Diese Art zu arbeiten war vor kurzem für uns noch nicht vorstellbar. Aber nun waren wir gezwungen, diesen Schritt zu wagen und haben dadurch eine rasante Beschleunigung der Digitalisierung bei uns erreicht. Trotzdem kamen täglich zwischen 50 und 60 Prozent der Kollegen ins Büro. Eine direkte Kommunikation im Büro war für die Teams offenbar teilweise doch effizienter.
Neben der Einhaltung aller mittlerweile bekannten Verhaltensregeln im Büro vermieden wir unnötige Reisen. Um den Kontakt mit vielen Menschen im öffentlichen Nahverkehr zu reduzieren, organisierten wir Carsharing innerhalb des Büros, übernahmen Parkgebühren der Mitarbeiter oder auch die Kosten für Taxifahrten.
Am 10. März, genau einen Monat später entspannte sich die Situation in China und auch die Arbeit im Büro normalisierte sich weitestgehend. Wir machen weiterhin jeden Tag Meetings per Videokonferenz mit Bauherren und Partnerbüros und reisen fast gar nicht.
Dann erfuhren wir, dass die Zahl der Corona-Infektionen in Deutschland stieg. Die gmp-Standorte in Hamburg und Berlin stellten ab Mitte März teilweise auf Homeoffice um. Die Erfahrungen, die wir diesbezüglich zuvor in China gesammelt hatten, halfen bei der schnellen Umstellung. Plan B kam zum Einsatz – Glück im Unglück.“