Menschen: Vittorio Gregotti, Michael Sorkin, Florian Pronold und Claudia Perren

Am 15. März 2020 verstarb der italienische Architekt und Unternehmer Vittorio Gregotti, vermutlich am COVID-19 Virus. Der 1927 im piemontesischen Novara geborene Architekt gehörte zu den bekanntesten Großen der italienischen Architektur- und Designszene. Neben zahlreichen Bauten (die meisten in Italien und den Nachbarländern, keiner in Deutschland) war Gregotti auch als Theoretiker und Publizist aktiv, sein Büro Gregotti Associati in Mailand gehörte zu den Platzhirschen in der Hauptstadt Norditaliens. 2017 hatte er – immerhin schon 90jährig – sein Büro zugemacht. Nicht aus Altersgründen, wie er der La Repubblica gegenüber äußerte, sondern weil „l‘architettura non interessa più.“ Heute wären Architekten nur noch die, die den Investoren schöne Kleider für ihre Invests schneiderten, das sei ihm einfach zu wenig. Vola alto, Vittorio!

Ebenfalls ein prominentes Opfer des Corona-Virus ist der US-amerikanische Architekt, Lehrer und Autor, Michael D. Sorkin, der 71-jährig am 26. März 2020 in New York City verstarb. Sorkin wird vor allem durch seine messerscharfen Polemiken und städtebaulichen Analysen im Architekturdiskurs lebendig bleiben.

Zuletzt hatten wir in der Februar-Ausgabe noch über die Zukunft von Florian Pronold, Parlamentarischer Staatssekretär und berufener wie auf Abruf stehender Gründungsdirektor der Berliner Bundesstiftung Bauakademie, gemutmaßt und alles Gute gewünscht. Nun ist das Thema durch. Florian Pronold hat dem öffentlichen Druck nachgegeben und hingeschmissen. Das Bundesinnen- und Bauministerium, das für das Auswahlverfahren verantwortlich ist, hatte aber an Pronolds Ernennung festgehalten. Wie es nun weitergeht? Die bereitgestellten 60 Mio. € für eine Wiedererweckung der Schinkelschen Akademie gegenüber der Schlossfassadenrekonstruktion könnten jetzt für andere Zwecke verwendet werden.

In gewisser Weise ebenfalls ein Rückzug, zugleich auch ein Aufbruch, geschieht aktuell in Dessau. Hier verlässt Claudia Perren die Stiftung Bauhaus Dessau. Sie wird, so die Stiftung, ab dem 1. August 2020 ­Direktorin der Hochschule für Gestaltung und Kunst (HGK FHNW) in Basel. „Ich blicke auf sechs sehr intensive und interessante Jahre zurück. Die Ziele, die wir uns gemeinsam in der Stiftung Bauhaus Dessau für diese Zeit gesetzt hatten, haben wir alle erreicht“, so Claudia Perren. „Noch vor Ablauf meiner zweiten Amtszeit habe ich mich bewusst für die neue Aufgabe in Basel entschieden, werde dem Bauhaus Dessau aber natürlich immer eng verbunden bleiben.“ Wer die Direktorin beerben wird, ist noch nicht klar. Perren folgte damals auf Philip Oswalt, dessen Vertrag 2013 nicht verlängert wurde. Das Vertrauen, so die Stiftung damals, sei „gestört“ gewesen. Der wissenschaftliche Beirat des Stiftungsrates protestierte gegen die Entscheidung – und trat geschlossen zurück. Be. K.

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