Erster Baustein am Holz-Forschungscampus der TU Kaiserslautern fertiggestellt
16.09.2019 |Der Holzpavillon der TU Kaiserslautern besteht aus Recycling-Abschnitten, die bei der Produktion von Brettsperrholz anfallen und ist eine Arbeit von Juniorprofessor Dr. Christopher Robeller und seinem Team.
Wenn Sie ins Diemersteiner Tal reisen wollen (ein paar Kilometer östlich von Kaiserslautern) lohnt tatsächlich die Anreise mit der Bahn. Zielbahnhof ist hier Frankenstein (Pfalz), ein Westernbahnhof mit zwei Gleisen: Richtung Kaiserslautern oder Neustadt an der Weinstraße. Sie steigen wahrscheinlich alleine aus, denn noch ist in Frankenstein/Diemerstein der Hund begraben.
Was sich ändern soll und schon im Ansatz geändert hat, wurde doch Anfang September das Eingangsgebäude zum neuen Holz-Forschungscampus des Fachbereichs Architektur der Technischen Universität Kaiserslautern (TUK) übergeben. U. a. auch der Bürgermeister der Gemeinde war anwesend, denn die Gemeinde erhofft sich von der Neugründung mehr Leben, mehr Wirtschaftskraft, mehr Steuern – die Überlassung des Geländes ist verbunden mit der Auflage, dieses innerhalb von zehn Jahren zu entwickeln.
Der Holzpavillon nun, der von seiner Lage (Taleingang) aber gewiss auch von seiner Konzeption her ein Initiator für Weiteres ist, hat eine Spannweite von zwölf Metern und überdeckt mit seiner Holzkuppel, die eine Fläche von 100 Quadratmetern besitzt, genügend Raum, um kleine Veranstaltungen zu machen oder schlicht das Infomaterial bietet, dass den zukünftigen Forschungscampus im Detail vorstellt. Aber natürlich ist der Bau nicht bloß ein Holzdach, er ist viel mehr. Er besteht komplett aus Recycling-Abschnitten, die bei der Produktion von Brettsperrholz anfallen (Fenster-, Treppen oder Türausschnitte von Wänden oder Decken). Entworfen und gebaut wurde der Pavillon mit digitaler Technik.
Den Holzpavillon hat Juniorprofessor Dr. Christopher Robeller mit seinem Team entworfen und gefertigt. Die Architekten haben dabei eng mit dem rheinland-pfälzischen Holzbauunternehmen CLTech zusammengearbeitet und Recycling-Abschnitte aus der Produktion von Brettsperrholz verwendet. Das Besondere dabei: Es kommt nur das Naturmaterial zum Einsatz. „Für unsere Entwürfe nutzen wir digitale Techniken“, erläutert Robeller, der die Arbeitsgruppe „Digitaler Holzbau DTC“ leitet. Der Architekt hat eine Software entwickelt, die berechnet, wie sich etwa komplexe Gebäudeteile aus Holz ähnlich wie bei einem Puzzle am besten aus Einzelteilen zusammensetzen lassen. Dabei kann das Programm, in welchem die Einzelteile gerechnet wurden, über die meisten Abbund- und Sägeanlagen hergestellt werden. Im hier besprochenen Fall hat das eine ortsansässige Firma übernommen.
Für die Errichtung des Pavillon war im Gegensatz zu vielen anderen Bauweisen keine Unterkonstruktion nötig. Was die Konstruktion ebenso auszeichnet: Alle Verbinder sind aus Holz, die Nägel sogar aus Vollholz. Zur Eröffnung mit zahlreicher Politprominenz aus der Region aber auch aus dem Land - es waren u. a. anwesend Dr. Thomas Griese, Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Umweltministerium, Eckhard Vogel, Ortsbürgermeister der Gemeinde Frankenstein, und Universitätspräsident Professor Dr. Helmut J. Schmidt - zur Eröffnung war die Holzschale mit einer Folie geschützt, demnächst soll die Konstruktion begrünt werden.
Der neue Holz-Campus ist Teil des Forschungsbereichs „T-Lab Holzarchitektur und Holzwerkstoffe“ – einem Kompetenzzentrum für Holz im Fachbereich Architektur. Die Teams um Professor Dr. Jürgen Graf, Professor Stephan Birk und Juniorprofessor Robeller arbeiten unter anderem an neuen Bauweisen, -techniken und -strukturen und daran, wie Holz im Bauwesen künftig stärker Verwendung finden kann. Auch neue digitale Techniken spielen hierbei eine wichtige Rolle. Die Forschung ist dabei an der Schnittstelle von Architektur, Informatik, Bauingenieurwesen und Fertigungstechnik angesiedelt.
Auf dem bereits freigeräumten Gelände hinter dem Pavillon und unterhalb einer Burgruine, die leider nicht zu besichtigen ist, wird in nächster Zukunft eine Holzbauhalle errichtet, in der künftig die StudentInnen der Architektur selbst an Maschinen arbeiten können. Weitere Forschungs- und Lehrgebäude werden in den nächsten Jahren folgen.