Energiespartipps für China

TU-Forscher berät in China bei der Erarbeitung einer Energieeinsparverordnung

Nur 10 Prozent aller chinesischen Gebäude erfüllen moderne Standards. Frank U. Vogdt,  Leiter des Fachgebietes Bauphysik und Baukonstruktionen der Technischen Universität Berlin, arbeitet im Rahmen eines von der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) geförderten Projektes mit einer Expertengruppe daran, chinesische Partner beim Energiesparen zu unterstützen. 

Die Experten erarbeiteten zunächst im Rahmen eines Pilotprojektes Vorschläge für die Stadt Tangshan, östlich von Peking. Dort, so berichtet Prof. Vogdt, habe es 1976 ein Erdbeben gegeben, das fast die gesamte Stadt zerstörte. "Die danach wieder aufgebauten Häuser lassen sich gut mit den Plattenbauten der neuen Bundesländer vergleichen", sagt der Wissenschaftler. Jetzt soll eine Energieeinsparverordnung für China erarbeitet werden. "In China ist es allein deshalb schwierig, eine einheitliche Verordnung durchzusetzen, weil sich das riesige Land über fünf Klimazonen erstreckt", berichtet der stellvertretende Sprecher des Innovationszentrums Energie der TU Berlin. 

"Bei Plattenbauten, mit denen wir es auch in Nordchina zu tun haben, kann man zum Beispiel mit Wärmedämmverbundsystemen oder vorgehängten belüfteten Fassaden arbeiten", sagt Prof. Vogdt. Wichtig sei es, die gesamte Gebäudehülle - einschließlich Keller und Dach - zu dämmen. Als Material kommen dabei Polystyrol oder Mineralfaserdämmung mit geringer Wärmeleitfähigkeit zum Einsatz. "Diese Dämmung kann allerdings nicht beliebig dick verarbeitet werden - schließlich wollen die Bewohner ja auch noch aus den Fenstern ihrer Häuser schauen können", so der Forscher. Aktuell werde deshalb an einer Vakuumwärmedämmung mit einem Kern aus mikroporöser Kieselsäure geforscht. Wenn bei der Dämmung der Gebäudehülle die Grenzen erreicht seien, käme dann in einem zweiten Schritt eine modernisierte Haustechnik wie Brennwerttechnik und Kraft-Wärme-Kopplung zum Einsatz. 

"Für Nordchina diskutieren wir derzeit über eine Verordnung, die dem deutschen Stand aus dem Jahr 2007 entspricht", berichtet Vogdt. Gerade in Tangshan könnten die Partner von den Erfahrungen der deutschen Partner bei der Sanierung von Plattenbauten profitieren. Wichtig - auch im Sinne des Klimaschutzes - sei dabei, die chinesischen Partner nicht missionieren zu wollen. "Wir empfehlen ihnen das, was wirtschaftlich machbar und möglichst schnell umzusetzen ist", fasst Prof. Vogdt zusammen

Kontakt: Prof. Dr.-Ing. Frank U. Vogdt, Technische Universität Berlin, Institut für Bauingenieurwesen, Fachgebiet Bauphysik und Baukonstruktionen
Tel.: 030/ 31 47 21 41
Email: bauphysik@tu-berlin.de
Internet: www.bauphysik.tu-berlin.de

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