Elmar Schossig: Architekt und Fotograf

Eine Ausstellung im Haus der Architekten, Düsseldorf, unter dem Titel „Form Farbe Struktur“

Elmar Schossig starb am 15. Dezember 2009 nach langer Krankheit im Alter von 59 Jahren. Um ihn posthum noch einmal zu ehren und sein bemerkenswertes fotografisches Werk zu würdigen, zeigt die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen unter dem Titel „Form Farbe Struktur“  eine Auswahl seiner abstrakten Fotografien im Haus der Architekten.

Mit seiner Frau Dörte Gatermann gründete Schossig 1984 das Büro Gatermann und Schossig in Köln, doch neben der Architektur widmete er sich zunehmend dem Produktdesign und immer auch seiner Leidenschaft für die Fotografie. Während sich die Architektur von Gatermann und Schossig durch einen sehr pointierten Einsatz von Kunst am Bau auszeichnet, knüpfte Elmar Schossig mit den von ihm entwickelten Leuchten und Fassadensystemen eine Verbindung zwischen Architektur und Technologie. Dass es später nicht die funktionalen Aspekte von Fassaden sein werden, wie sie beispielsweise beim Capricornhaus im Düsseldorfer Medienhafen preisgekrönt wurden, sondern allein die ästhetischen, die er darüberhinaus auf einen maximalen Grad der Abstraktion reduzierte, ist in Anbetracht seines Schaffens als Architekt und Designer umso interessanter.

Ein Großteil der in der Ausstellung präsentierten Fotografien war unter dem Titel „Farben und Formen im Quadrat“ drei Monate nach Elmar Schossigs Tod in der Rotonda Galerie in Köln zu sehen. Diese Ausstellung, die Bilder dafür auszuwählen und zu bearbeiten war die Aufgabe, der sich Elmar Schossig nach seinem Rückzug aus dem Büro gewidmet hat. Unterstützt hat ihn dabei Rolf Sachsse, ein Freund aber auch Fotograf und Professor für Designtheorie und -geschichte an der HBKsaar. Die Zusammenarbeit hatte bereits mit dem ersten von Schossig Ende 2006 herausgegebenen Fotobuch „Unterwegs aufgenommen – eine fotografische Novelle“ begonnen. Aus etwa 12000 Aufnahmen, die als Notizen seines architektonischen Gedächtnisses auf vielen Reisen gemacht wurden, wählten sie 139 zur Veröffentlichung aus. Diese erste Publikation zeigt die Sicht des Architekten auf die unterschiedlichsten Dinge, bleibt dabei aber narrativ und gegenständlich. Die Menschen, Autos und Alltagsszenen sind aus den Bildern, die er für die der 2009 zuerst in München gezeigten Gruppenausstellung „Raumbilder - Bildräume“ auswählte, verschwunden. Durch den für Architekturfotografie ungewöhnlich kurzen Betrachtungsabstand und die Reduktion auf Schwarz und Weiß wurden architektonische Details, wie er sie zum Beispiel an Calatravas Bahnhof in Lüttich aufgenommen hatte, zu enigmatischen Strukturen aus Streifen und Flächen, die kaum noch auf die ursprünglich Funktion und den Kontext verweisen.

An den nun im Haus der Architekten gezeigten Bildern arbeitete Schossig bis unmittelbar vor seinem Tod. Der Abstraktionsgrad der Fotografien ist hoch, sie wirken wie Gemälde. Doch der Ausgangspunkt war immer eine Fotografie, manchmal im Vorbeigehen gefunden, manchmal systematisch gesucht. Doch immer wurde durch die Wahl einer extremen Perspektive das Konkrete in etwas Abstraktes verwandelt. Durch die aufwändige Nachbearbeitung am Computer verstärkte Schossig diese Wirkung. Es entstand ein zweites Bild, auf dem verräterische Oberflächenstrukturen und allzu Maßstäbliches mit Unschärfen fast zur Gänze eliminiert und die strengen Geometrien mit starken Kontrasten und intensiven Farben überzeichnet wurden. Die Wahl eines meist quadratischen Bildausschnittes nahm dem Bild seine Richtung und gab Schossig die Freiheit, den realen Raum so zurechtschneiden, dass etwas Neues und Künstlerisches daraus entstehen konnte. Die Titel der Fotografien verraten nie, welches Gebäude fotografiert wurde, mehr als Ort und Jahr der Aufnahme geben sie nicht preis. Müssen sie auch nicht, denn von der Fotografie als Spiegel der Realität hatte sich Elmar Schossig längst abgewandt.

Nun hängen 40 seiner Werke für einen Monat im Haus der Architekten an einer fünf Geschosse hohen Sichtbetonwand und in den Fenstern – und ganz unerwartet hat dieser Bau an Lebendigkeit und Ausstrahlung gewonnen.


Uta Winterhager

Informationen zur Ausstellung.

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