Bauen - und Abbauen
Innovatives Montagesystem für den Fertighausbau 22.01.2018Gebäude werden heutzutage nicht mehr für die Ewigkeit gebaut, daher kommt dem Aspekt Nachhaltigkeit bei der weiteren Verwertung der Baumaterialien bei Abriss oder Umbau eine besondere Bedeutung zu. Vor allem bei Stahlbetonkonstruktionen ist eine sortenreine Zerlegung bisher nicht möglich.
Wissenschaftler der Universität Stuttgart nutzen im Rahmen des Projekts „homes 2“ eine neue Montagetechnik, bei der eine bessere Wiederverwertung durch ein neues Betonfertigteilsystem erreicht wird. Hierbei werden Leitungen für Wasser, Strom und Kommunikation vorab in die Betonfertigteile integriert und erst auf der Baustelle mit Hilfe spezieller Verbinder zu einem zusammenhängenden System innerhalb des Bauwerks verkettet. Diese Montagetechnik erlaubt nicht nur einen raschen Aufbau, sondern auch die schnelle, saubere und lärmarme Demontage von Gebäuden. Die Betonelemente werden punktuell an definierten Positionen miteinander verbunden und nicht, wie bisher üblich, über den Verguss der Teile. Eine wichtige Funktion kommt dabei der Fuge zwischen den Elementen zu.
Ein geeignetes Nachhaltigkeits-Konzept zu finden, ist Schwerpunkt der wissenschaftlichen Untersuchungen des Projekts „homes 24“ am Institut für Tragkonstruktionen und Konstruktives Entwerfen der Uni Stuttgart (ITKE). Die Forscher untersuchen die Strukturstabilität der Konstruktion unter anderem mit Hilfe von Computersimulationen. Durch den Einsatz von Dämm- und Dichtmaterialien soll eine bauphysikalisch zu den Wandeigenschaften gleichwertige und dauerhafte Fugenkonstruktion erreicht werden. Um die Integration der Leitungen, die sortenreine Wiederverwendung und die Herstellungsabläufe zu unterstützen, streben die Wissenschaftler einen monolithischen Wandaufbau an, der die tragende und dämmende Funktion unter Berücksichtigung der aktuellen Wärmeschutzverordnungen vereint.
Mit Hilfe der Suspensionsbetontechnologie, einer neuen Herstellungsmethode für Beton in Verbindung mit leistungsfähigen Zuschlägen, entwickeln die Forscher eine neue Leichtbeton-Generation und führen damit erste Versuche durch. Der aktuelle Ansatz verbindet erstmals ein schnelles und hochintegriertes Montagekonzept für Bauten in Massivbauweise. Das Potential der Technik wird dazu genutzt, eine ressourcenschonende und emmissionsreduzierte Baukonstruktion zu entwickeln, die bei konsequenter Umsetzung durch einen kontrollierten Stoffkreislauf mit hohem Recyclinganteil langfristig zu einer Reduktion des Bauschuttaufkommens beitragen kann. Damit etabliert sich eine Produktionsmethodik, die mit der der Automobilindustrie vergleichbar ist. Bei dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekt sind neben der Universität Stuttgart die Firmen munitec GmbH und Beton Kemmler GmbH beteiligt.
Ansprechpartner: Prof. Jan Knippers, Alexander Hub, Andreas Wolfer, Institut für Tragkonstruktionen und Konstruktives Entwerfen, Keplerstraße 11, 70174 Stuttgart
Telefon: 0711/685-83214
Email: a.hub@itke.uni-stuttgart.de
Internet: www.itke.uni-stuttgart.de