Ansturm aufs Bauhaus

Das Jubiläumsjahr und eine Vielzahl von Veranstaltungen bescheren dem Bauhaus in Dessau Besucherrekorde

Nach dem überaus erfolgreichen Beginn der großen Jubiläumsausstellung „Modell Bauhaus“ in Berlin, die am 21. Juni 2009 startete, meldet auch die Bauhausstadt Dessau Rekordzahlen. Gut 10.000 Besucher sahen seit Juni die Filmausstellung „Bauhaus in Aktion“ und die Dauerausstellung „Werkstatt der Moderne“ im historischen Bauhausgebäude – ein ausgesprochen stolzes Ergebnis für die kleine Stadt im Herzen Mitteldeutschlands, das die Stiftung Bauhaus Dessau durchaus mit Stolz erfüllt. „Bauhaus in Aktion“ zeigt Originalfilme von Bauhausmeistern und -schülern, dokumentarische Lehrfilme ebenso, wie abstrakte Kunstwerke und Interviews.

Zusätzlich wurde auf der Bauhausbühne zum ersten Mal László Moholy-Nagys revolutionäres Ausstellungskonzept, der „Raum der Gegenwart“, realisiert. Die Ausstellung ist noch bis 4. Oktober 2009 zu sehen, der „Raum der Gegenwart“ bis 24. September 2009. Damit ist das Bauhausjahr aber noch längst nicht zu Ende. Dessau hält noch eine ganze Reihe von Höhepunkten bereit.

Ganz kurzfristig können sich Interessierte noch für den Workshop „Papierräume – der Vorkurs von Josef Albers 1925–28“ anmelden. Vom 21. bis 23. August 2009 wird der legendäre Bauhaus-Vorkurs im Martin-Gropius-Bau Berlin neu ins Werk gesetzt. Dieter Raffer, HfG-Ulm-Absolvent und derzeit Professor für gestalterische Grundlagen an der Hochschule Anhalt (FH) in Dessau, zeigt in praktischen Experimenten, wie man mit einem Blatt Papier von der Fläche zum Raum gelangen kann. Einige wenige Restplätze sind noch frei.

Ein Teil der Filme aus der Filmausstellung wird in einer Filmnacht am 28. August 2009 im Martin-Gropius-Bau in Berlin gezeigt. Ab 18 Uhr können die Zuschauer hier Bauhäusler im Gespräch und bei der Arbeit erleben. Der Film spielte in der Programmatik des Bauhauses eine große Rolle, und es entstanden beeindruckende Filmarbeiten von Lehrern und Schülern, die in der Filmnacht vorgestellt werden. In das Programm des Abends führen Philipp Oswalt, Direktor der Stiftung Bauhaus Dessau, und Thomas Tode, Film-Kurator aus Berlin, ein.

Am 31. August 2009 wird gestritten: Ist das Bauhaus gescheitert? Sein Geist verweht, seine Ideen überholt? Oder muss man das Bauhaus als prägenden Motor der Moderne weiterdenken, seine Visionen auf- und seine Utopien ernst nehmen? Lohnt es sich, seine Lösungsversuche auf die Herausforderungen der Gegenwart anzuwenden? Ab 19.30 Uhr wird  im Martin-Gropius-Bau über Relevanz und Konflikte, über Problembewusstsein und Visionen diskutiert. Andreas Ruby (Architekturkritiker Berlin) wird das Podiumsgespräch moderieren, es sprechen Eckhard Fuhr (Die Welt), Paul Kahlfeldt (Architekt Berlin), Harald Martenstein (Die Zeit), Barbara Steiner (Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig) und Philipp Oswalt (Stiftung Bauhaus Dessau).

Mit dem Zwölften Farbfest folgt am 5. September 2009 ein spektakuläres Ereignis am historischen Ort des Bauhauses in Dessau. Das Fest, das in diesem Jahr der Farbe Rot und dem Werk Oskar Schlemmers gewidmet ist, lässt die legendären Bauhausfeste der zwanziger Jahre wiederaufleben. Es beginnt mit einem Open-Air-Konzert vor dem Anhaltischen Theater, setzt sich mit dem Umzug durch die Stadt fort und erlebt seinen Höhepunkt im rot inszenierten Bauhaus. Anlässlich des Farbfestes gibt es in diesem Jahr die einmalige Möglichkeit, mit einer echten JU52 von Zürich über München und Berlin nach Dessau zu fliegen. Die Stiftung Bauhaus Dessau möchte damit an den Flug zur Eröffnung des Bauhausgebäudes von Walter Gropius im Dezember 1926 erinnern und die enge Verbundenheit des Luftfahrtpioniers Hugo Junkers mit den Bauhäuslern dokumentieren.

Dass das Bauhaus 1925 nicht zufällig nach Dessau zog, sondern ganz gezielt eine weltweit führende Hightech-Region mit Flugzeugbau, Filmindustrie, Gewerkschafts- und Genossenschaftsbewegung sowie einer starken aufklärerischen Tradition auswählte, ist Thema eines Vortrags von Prof. Philipp Oswalt. Am 10. September 2009 ab 18.30 Uhr spricht Oswalt im Martin-Gropius-Bau über Innovativität und Liberalität der „Bauhausstadt Dessau“, in der sich das Bauhaus innerhalb von sieben Jahren und unter drei Direktoren zur vollen Blüte entwickelte. „Hier, im Silicon Valley der zwanziger Jahre, war man Teil eines regionalen Modernisierungsprojektes von ungeahnter Kraft“, so der Direktor der Stiftung.

Termine in Kürze:
 
21. bis 23. August 2009
Workshop „Papierräume – der Vorkurs von Josef Albers 1925–28“
28. August 2009, 18 Uhr
Filmnacht „Film im Bauhaus“
31. August 2009, 19.30 Uhr
Streitgespräch: „Modell Bauhaus – Kritik der Moderne?“
5. September 2009
Zwölftes Farbfest „Das rote Bauhausfest – eine Hommage an Oskar Schlemmer“
10. September 2009
Vortrag von Prof. Philipp Oswalt
 
Internet: www.bauhaus-dessau.de
 

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