Treffpunkt Bauwende in Berlin
Nachhaltigkeit beim Bauen ist angesagt, zurzeit aber weniger in der großen Bundespolitik, die auch Wirtschaftspolitik zu sein hat und sich nicht traut, in schwierigen Zeiten schwierige Entscheidungen umzusetzten. Umso mehr finden wir aber Themen des nachhaltigen Bauens in immer größer werdenden, einzelnen, durchaus hochkarätigen Initiativen mit unterschiedlichsten Akteuren und Fokussierungen.
Eine davon wurde jetzt von der Bundesstiftung Bauakademie und Bauhaus Erde inititiert, Name „Treffpunkt Bauwende – Regeneratives Bauen“. Unter diesem Titel entstand auf dem Grundstück der Berliner Bauakademie ein öffentlicher Raum, an dem innovative Bauweisen, zirkuläre Materialnutzung und digitale Prozesse erlebbar werden. Besucherinnen können sich über nachhaltige Baupraktiken informieren, experimentelle Projekte entdecken und an vielfältigen Veranstaltungen teilnehmen. So kann – in Analogie zur ewigen „Musterecke“ der Schinkelschen Bauakademie – nun ein vergleichbares Bauelement angeschaut werden, die „Musterecke Natur“, die die Ausstellungsmacherinnen aus regenerativen Baustoffen der Hauptstadtregion bauten. Für die dauerhafte Gestaltung des Treffpunkts Bauwende hat raumlaborberlin Ziegel, Holz und Stahlbeton aus umliegenden Abbruchprojekten zu Ausstellungselementen und Sitzgelegenheiten verarbeitet. Das daraus entstandene Mobiliar macht das Potenzial von Bestandserhalt und Kreislaufwirtschaft anschaulich erlebbar. Farbige Markierungen zeichnen die Herkunft der Materialien nach und veranschaulichen den bewussten Umgang mit Ressourcen.
Neben großformatige Fotografien des Künstlers und Fotografen Bas Princen zeigt Bauhaus Erde vier Fallstudien von ReBuilt, sowie die drei Aktionsfelder Lehm, Holz und Paludikultur (Moorbewirtschaftung). Die bis Ende September gezeigte Ausstellung markiert den Auftakt des neuen Dialog- und Veranstaltungsformats „Treffpunkt Bauwende“ auf dem Grundstück des künftigen Bauakademie-Gebäudes in Berlin-Mitte.
Nun bleibt zu hoffen, dass das Temporäre der „Musterecke Natur“ nicht ein ähnliches Schicksal hat, wie die ihm gegenüberstehende „Musterecke Bauakademie“. Die wirbt seit 1999 für die Rekonstruktion der Schinkelschen Bauakademie und zwar als echtes Mauerteil einer ansonsten Fassadenvolumenattrappe, die eine geraume Zeit vom Wind zerrissen ein eher negatives Bild im Stadtraum verbreitete. Man möchte hoffen, der Titel „Treffpunkt Bauwende“ stünde für ein nachhaltig zukunftsgewandtes „Projekt Bauakademie“ als erhellend frisches Statement der müden Schlossresurrektion gegenüber. Be. K.