Smarter sanieren, Potenziale erkennen

Wann lohnt sich die Beschäftigung mit dem Bestand? Und wie gelingt es, den hohen
Anteil an Boutique-Lösungen bei dieser Aufgabe zu reduzieren? Die Automatisierung von Arbeitsschritten in den frühen Leistungsphasen kann helfen, Kosten und Planungsaufwand zu reduzieren. Die KI-basierte Planungssoftware syte unterstützt bei der Potenzialanalyse.Scangineering, Ecodesign Assistend und Construction Change Manager helfen dabei,
Sanierungs- und Umbaumaßnahmen in standardisierte Prozesse zu überführen.
Zwei Beiträge zum Thema.

Mit KI die Leistungsphase 0 beschleunigen

In vielen Planungsbüros gehört es zum Alltag: Eine Grundstücksanfrage klingt vielversprechend, doch bevor konkrete Entwürfe entstehen können, müssen zahlreiche Faktoren geprüft werden. Wie hoch darf gebaut werden? Ist ein Neubau sinnvoll oder eine Sanierung wirtschaftlicher? Welche Flächen sind tatsächlich nutzbar? Oft folgt darauf ein erheblicher Arbeitsaufwand. Es wird ein erster Entwurf mit 3D-Volumenmodellen erstellt, Flächen werden übertragen, Kennzahlen berechnet und Kosten kalkuliert. Nicht selten zeigt sich erst dann, dass die vermietbare Fläche nicht ausreicht und damit das gesamte Projekt wirtschaftlich nicht tragfähig ist.

Für diese frühe Phase steht mit syte eine KI-basierte Plattform zur Verfügung, die verschiedene Geodaten mit Marktinformationen wie Mieten und Kaufpreisen kombiniert. Auf dieser Grundlage werden Informationen zu Bebauungsmöglichkeiten, Sanierungsoptionen und wirtschaftlicher Tragfähigkeit bereitgestellt. So können erste Einschätzungen zum Objekt erfolgen, bevor zeitintensive Grundlagenarbeit geleistet wird.

Einsatz in der frühen Projektphase

Die KI-Plattform unterstützt Planungsbüros in jenen Arbeitsschritten, die in den frühen Projektphasen besonders zeitkritisch sind. Bereits in der Akquise lässt sich prüfen, welche Flächen grundsätzlich Entwicklungspotenzial besitzen. Grundstücke können nach Kriterien wie Größe, Nutzung oder Bebauungsmöglichkeiten gefiltert werden; sichtbar werden dabei auch Potenziale, die in klassischen Angeboten nicht erscheinen, darunter etwa Baulücken oder Nachverdichtungsflächen.

Sobald ein Grundstück oder Gebäude ausgewählt ist, stellt sich die Frage nach der wirtschaftlichen Machbarkeit. In syte können dafür unterschiedliche Szenarien wie Bestandserhalt, Nachverdichtung und Sanierung oder Neubau angelegt und miteinander verglichen werden. Zu jedem Szenario werden Kennzahlen wie Kosten, mögliche Förderungen oder Erträge berechnet. Auf diese Weise entsteht eine vergleichbare Datenbasis, die Planungsbüros als Grundlage für weitere Arbeitsschritte heranziehen können. Der Prozess beginnt dabei nicht mit einem leeren Plan, sondern auf Basis bereits vorhandener Geometrien und Daten.

Neben Neubauvorhaben werden auch Entwicklungspotenziale im Bestand berücksichtigt. Typische Sanierungsmaßnahmen wie Dämmung, Heizungserneuerung oder Photovoltaik können als unterschiedliche Szenarien abgebildet werden. Für jede Maßnahme werden Investitionskos-ten, Einsparungen und mögliche Förderungen berechnet, sodass verschiedene Sanierungspfade vergleichbar werden.

Gebäudeanalyse in syte

Die Grundlage der Plattform ist eine Kombina­tion verschiedener Datentypen. So liefern beispielsweise Katasterinformationen Flurstücksgrenzen und Erschließung, LiDAR-Befliegungen erfassen Gebäudekubaturen und Luft- und Satellitenbilder ergänzen Informationen zu Dachformen und Versiegelung. Hinzu kommen Marktdaten, die wirtschaftliche Aspekte wie Miet- und Kaufpreise einbeziehen.

Aus dieser Kombination entsteht für jedes Gebäude ein digitaler Zwilling – ein Modell, das geometrische und inhaltliche Eigenschaften verknüpft. Der digitale Zwilling enthält Informationen wie Geschossigkeit, Baujahr, Flächen oder energetische Kennzahlen. Hinzu kommen KI-basierte Prognosen zu Bebauungspotenzialen, Energiebedarfen und Photovoltaikeignung. Für die KI-Prognosen hat ein Architektenteam mehr als 20 000 Gebäude hinsichtlich Aufstockungspotenzial, Sanierungswürdigkeit und Abriss­optionen manuell bewertet.

Die Ergebnisse können in unterschiedlichen Formaten ausgegeben werden. Dazu zählen PDF-Reports mit Karten, Kennzahlen und Förderprognosen sowie CSV-Dateien für die Weiterverarbeitung. Ergänzend stehen 3D-Modelle von Grundstücken und ihrer Umgebung in Formaten wie OBJ, STL oder GLB zur Verfügung. Sie sind geografisch referenziert und können in Planungs- oder Visualisierungsprogramme eingebunden werden.

Für die Nutzung der KI-Plattform bestehen zwei Wege. Am gängigsten ist das Abonnement: Büros greifen direkt über den Browser auf die Plattform zu, ohne zusätzliche Installation. Alternativ lassen sich die Analysen über eine API-Schnittstelle in bestehende Systeme integrieren. Damit können alle Daten – einschließlich 3D-Modelle – automatisiert abgerufen und in BIM- oder Projektmanagement-Umgebungen weiterverarbeitet werden.

syte ersetzt keine Fachplanung. Bauzustand, Statik und Genehmigungsfähigkeit müssen weiterhin vor Ort geprüft werden. Auch die architek­tonische Gestaltung bleibt Aufgabe des Planungsteams. Der Mehrwert liegt in der frühen Phase: Statt tagelang Daten aus verschiedenen Quellen zusammenzutragen, liegen relevante Grundlagen in kurzer Zeit vor. Das erleichtert Gespräche mit Bauherren, Investoren und Behörden und unterstützt Planungsbüros dabei, früh die richtigen Projekte zu identifizieren.

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