Material und Vielfalt

Heftpartner:innen Philipp Hesse, Sibylle Bornefeld, Lina Lahiri

DBZ-Heftpartner Sauerbruch Hutton,
Philipp Hesse, Sibylle Bornefeld,
Lina Lahiri
Foto: Benedikt Kraft

DBZ-Heftpartner Sauerbruch Hutton,
Philipp Hesse, Sibylle Bornefeld,
Lina Lahiri
Foto: Benedikt Kraft

Eine Fassade als äußere Begrenzung eines Hauses hat die schwierige Aufgabe, gleich mehrere Funktionen zu vereinen. Rein funktional betrachtet schützt die Gebäudehülle die Nutzer des Hauses vor äußeren Umweltfaktoren und soll gleichzeitig in gewissem Maße durchlässig für Licht, Luft und Wärme sein. Darüber hinaus kommuniziert die Fassade als Präsentationsfläche der Nutzer mit ihrem städtebaulichen Umfeld. Im Idealfall erfüllt eine Fassade beide Funktionen nahtlos: Sie fesselt die Sinne, fordert die Wahrnehmung heraus und lädt zu tieferen ästhetischen Erfahrungen im Inneren ein, während sie gleichzeitig ein komfortables und geschütztes Umfeld bietet.

Die Wahl der Materialität spielt hierbei eine ganz entscheidende Rolle, sowohl für die funktionalen Aspekte als auch für die ästhetisch-sinnliche Wahrnehmung. Wir haben uns entschieden, vier wichtige Optionen hervorzuheben: Holz, Metall, Beton und Fassadenbegrünung.

In der zeitgenössischen Architektur spielen Fassaden eine wichtige Rolle bei der Wiederverwendung von Gebäuden. Eine neue Fassade kann ein bestehendes Gebäude revitalisieren, indem sie Energieverluste verringert und den Lichteinfall optimiert, während sie gleichzeitig ein frisches Aussehen und eine neue Vitalität erzeugt, die weit über die Grenzen des Gebäudes hinausstrahlt. Vor allem Metall erweist sich in diesen Szenarien aufgrund seiner Erschwinglichkeit, Vielseitigkeit und Effizienz als praktische Wahl. Materialeigenschaften wie Langlebigkeit, Robustheit, Leichtigkeit, Wiederverwendbarkeit und Brandbeständigkeit sind entscheidende Vorteile. Zusätzlich bieten Metallfassaden vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten, die sie zu einem echten „Allrounder“ in der Fassadengestaltung machen.

Holz erweist sich für strukturelle Anwendungen zunehmend als würdige Alternative zu Beton und Stahl. Trotz der noch bestehenden Vorbehalte gegenüber Holzverkleidungen zeigen historische Beispiele das Potenzial des Materials. Wenn traditionelle Verfahren mit moderner Technologie kombiniert werden, kann eine zeitgenössische Holzverkleidung bemerkenswerte Ergebnisse liefern. Dieses weiche, organische Material verleiht einem Gebäude, unabhängig von seinem Farbton, ein Gefühl von Größe und Charakter.

Betonfassaden bieten einen faszinierenden Ansatz, der als „loose-fit“ bekannt ist. Wenn die strukturellen Elemente in die Fassade integriert sind, ermöglicht das maximale Flexibilität für die Grundrisse. Beton ist ein robustes Material, das durch seine rohe Ästhetik ein Gefühl von Stabilität und Ehrlichkeit vermittelt – was man sieht, ist, was man bekommt.

Begrünte Fassaden tragen zur urbanen Lebensqualität bei, indem sie Ästhetik und Umweltvorteile miteinander verbinden. Sie verbessern die Gebäudeeffizienz, fördern die Artenvielfalt und erleichtern die Regenwassersammlung. Wenn sie durchdacht ausgeführt werden, wirken sie sich nicht nur auf die Umgebung, sondern auch auf die Innenräume positiv aus, insbesondere in dicht besiedelten Gebieten, wo sie durch Verdunstung und Beschattung für Kühlung sorgen.

Unser Antrieb ist, eine visuelle Sprache zu entwickeln, welche die sich ständig entwickelnden Paradigmen der Nachhaltigkeit integriert und gleichzeitig den zeitgenössischen Architekturdiskurs vorantreibt. Auf diese Weise wird die ökologische Verbindung zwischen einem Gebäude und seiner natürlichen Umgebung zu einem integralen, unverfälschten Aspekt der kulturellen Beziehung zu seiner gebauten Umwelt.

Bei Sauerbruch Hutton haben wir in den vergangenen 30 Jahren zahlreiche Iterationen des nachhaltigen Fassadendesigns durchlaufen. Unsere Reise begann mit komplexen, eher technischen Systemen, die auf Energieeinsparung abzielten. Inzwischen haben wir jedoch die Vorteile der Einfachheit erkannt. Einfache Fassaden erweisen sich als robuster gegenüber sich wandelnden äußeren Umwelteinflüssen und können flexibler an veränderte Nutzerwünsche angepasst werden. Benutzer haben zu Fassaden ohne mechanische Abhängigkeiten einen direkteren Zugang und können diese individuell beeinflussen.

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