Der Demokratie ein Haus
Alle reden von „Demokratie“, aber was ist das eigentlich? Die Freiheit der Wahl (in den meisten Dingen)? Die Freiheit der Rede? Gewaltenteilung im Staat? Zeitlich begrenzte Machtvergabe seitens Mehrheiten? Demokratie heißt nichts weniger und wörtlich übersetzt: Herrschaft des Volkes. Aber was ist das Volk und mit welchen Mitteln wird (über wen) geherrscht?
Es ist also komplizierter als gedacht. Warum also nicht ein Haus der Demokratie bauen, in dem es um diese Fragen und viele weitere geht? Das Selbstverständiche-verständlich-machen könnte das Anliegen eines solches Hauses sein, das im Idealfall dort stehen sollte, wo Demokratie zunehmend unter Druck steht, oder aber – lang ist das her – eine positive Geschichte hatte. In Frankfurt a. M. könnte ein solcher Ort gefunden werden, im Umfeld der Paulskirche, in der 1848/49 die sogenannte „Deutsche Revolution“ mit Vorparlament und Nationalversammlung ihren Platz hatte. Die bürgerliche, antiaristokratische Bewegung strebte nach einem geeinten deutschen Nationalstaat mit liberaler Verfassung und Grundrechten für jeden Einzelnen. Dass am Ende daraus nichts Konkretes wurde, es beispielsweise keine liberalere Presse-, Versammlungs- und Meinungsfreiheit und schon gar keine gesicherten Individualgrundrechte gab, änderte nichts an der effektiven Langwirkung dieser Prozesse auf die Umbaugeschichte des schließlich vereinigten deutschen National- und Rechtsstaats.
Dass Frankfurt a. M. einmal Bundeshauptstadt werden wollte, ist vielleicht bei den Meisten vergessen. Mainhattan, wie die Stadt sich selbst gerne sieht, ist irgendwie weit entfernt vom Paulskirchenmythos. Um nun an diesen wieder positiv anzuknüpfen, hatte die Stadt Frankfurt 2019 beschlossen, ein Haus der Demokratie zu errichten, mit Land und Bund, die über eine gemeinsame Stiftung mitfinanzierende Förderer sind. 2021 gab es eine Expertinnenkommission, die 2023 ihre Empfehlungen für das neue Haus vorlegte. Es folgte ein international ausgelobter Ideenwettbewerb, dessen Einreichungen (128 aus dem In- und Ausland) zu zehn prämierten Entwürfen führte (neun aus Deutschland, davon einer aus der Main-Stadt selbst). Diese wurden in der Paulskirche und auf dem Paulsplatz vom 18. August bis 30. September 2025 ausgestellt. Im Rahmen der Ausstellung fanden Workshops und Führungen statt. Willige Bürgerinnen konnten ihre Anmerkungen/Meinungen über einen Fragebogen mitteilen, der online auszufüllen war.
Die Entwürfe zeigen unterschiedlichste Herangehensweisen. Sie zeigten komplette Neubauten (schneider+schumacher), mäßige bis massive Eingriffe in den Bestand bis hin zur zaghaften Raummöblierung. Die Jury wollte offenbar ein Spektrum abbilden, dass der weiteren (erweiterten, demokratischen!) Diskussion/Entscheidung Grundlage sein könnte. Geht so Demokratie? Es soll den Anschein haben. Am Ende wird etwas gebaut, das einen Anfang darstellen muss: Hier startet das Ringen um die Frage: Was ist uns Demokratie und wieviel ist sie uns wert? Wir bleiben dran. Be. K.