„Paste-ups“ in Gütersloh
Man kann diese Meldung als Ergänzung, als Kommentar zur Nachbarin sehen, wie Städte mit dem Thema der Demokratie umgehen. Wie sie diesem Thema Öffentlichkeit geben, wie prominent und aufwändig, wie sehr sichtbar und mit welchen Mitteln Sichtbarkeit erzeugt werden kann.
Im Rahmen ihres 200-jährigen Bestehens feiert die Stadt Gütersloh, Sitz auch des Bauverlags mit seiner Bertelsmann-Geschichte, auf eindrucksvolle Weise: Mitten im öffentlichen Raum entstanden ab Juli an markanten Gebäudefassaden 22 großformatige Kunstwerke, sogenannte „Paste-ups“. Die auf den Maßstab des jeweiligen Gebäudes bezogenen Fotografien (überwiegend Portraits) sind Teil der Arbeit des Künstlerduos Mannstein & Vill. Die Werke sind Teil eines Kunstprojekts des Fachbereichs Kultur der Stadt Gütersloh unter Federführung von Lilian Wohnhas in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv. Grundlage der Motive sind historische Bilder, Fotos und Dokumente, die in Form vielschichtiger Fotocollagen auf Affichenpapier gedruckt und mit Spezialkleister an den jeweiligen Putz- oder Klinker- oder andersartigen Fassaden angebracht wurden. Die Installationen nehmen Bezug auf die Geschichte des jeweiligen Ortes oder Gebäudes, visualisieren verborgene Erzählungen und schaffen neue Sichtweisen auf Bekanntes.
Unserer Redaktion gleichsam gegenüber steht das immer noch wunderbare Bankgebäude von Turkali-Architekten (2004 realisiert). Auf dessen Natursteinfassade klebten die Künstlerinnen nun ein sw-Portrait der 2004 verstorbenen Friedensaktivistin Sabine Gramlich, die seit 1955 in Gütersloh lebte und sich bis zu ihrem Tod für Demokratie und Frieden engagierte, und das sehr nachdrücklich. Ihr Gesicht zeigt Ruhe und Entschlossenheit, vielleicht sogar Glücklichsein. Das ist mehr als jedes Haus für Demokratie zeigen kann.
Die Frankfurter sind eingeladen, noch bis zum Ende Oktober 2025 läuft die Aktion. Man wird dieses und die anderen Fotos von den Fassaden lösen können, auch das der Sabine Gramlich, Aktivistin für eine teilnehmende Demokratie. Be. K.