Mehr Umbau wagen! 17. BDA-Tag
und auch sonst: in Nürnberg

Das Erbe der Nationalsozialisten, das sie ihrer Stadt der Reichsparteitage, der Stadt Nürnberg, hinterlassen haben, ist so gewaltig wie herausfordernd. Diese in Bauresten, aber in durchaus „heroischer“ Dimension vorhandene Bausubstanz hat immer schon die Gemüter erregt. Und an der Frage: Was damit machen? entzünden sich bis heute – und wohl noch lange – Stammtischstreit und Planungsausschusskontroverse.

Vor mehr als 20 Jahren gab es mit dem Dokumentationszentrum auf dem sogenannten Reichsparteitagsgelände an der Bayernstraße den ersten größeren baulichen Eingriff. Der Grazer Architekt und unversöhnliche Grantler Günter Domenig bohrte mit einem Speer, wie er die Erschließung nannte, in das Heroische hinein. Er schuf minimale, aber sehr stringente Räume in einem Appendix am gigantischen „U“ der Kongresshalle. Seine sehr wütend gemeinte bauliche Geste sollte nicht mehr sein als das; eine museale Verwendung war dem viel zu früh gestorbenen Architekten eher nebensächlich. Man sollte es erleben, das Durchschreiten des Gigantischen, des Törichtseins, der Gewalt.

Viele haben das getan, man hatte das Zentrum, das Hintergründe zum Nationalsozialismus vermittelt, auf rund 80- bis 100 000 BesucherInnen ausgelegt. Es kamen aber bis zu 250 000, jährlich. Die Stadt, die sich mit dem Riesengelände bisher überfordert gezeigt hatte, reagierte und beschloss den Ausbau des Zentrums.

Themen des Projekts sind die Erweiterung des Lern- und Veranstaltungsbereichs, der Einbau eines Lernlabors, eine generelle Ertüchtigung und Erweiterung von Ausstellungsflächen und des allgemeinen Besucherbereichs. Man wollte mehr Flächen für das wissenschaftliche Arbeiten (Archiv- und Depotflächen sowie Büroräume und Arbeitsflächen zur Vorbereitung von Ausstellungen). Planungsbeginn war 2017, die Baufertigstellung war für 2021 geplant, das wird nun wohl Anfang 2023 sein. Der Kostenrahmen war zu Beginn auf 15,3 Mio. € festgesetzt, im Augenblick liegt man 0,5 Mio. € darüber (+3,27 %), Geldgeber sind die Kassen der öffentlichen Hand.

Wir alle können nun, wenn wir am 21./22. Mai 2022 der Einladung zum 17. BDA-Tag folgen und nach Nürnberg reisen, die Baustelle besichtigen. Unter anderem. Denn es gibt – schon am 20. Mai abends – Pecha Kucha. Es gibt, unter dem Motto der Veranstaltung „Mehr Umbau wagen. Was wir für die Zukunft des Bestehenden brauchen“, Vorträge und Diskussionen. Es gibt die Verleihung des BDA Preises Nike und eben am Sonntag die Ausflüge auf Baustellen und zu Gebäuden, die das Thema „Mehr Umbau wagen“ irgendwie thematisieren. Dass die Hauptveranstaltung in der Meistersingerhalle stattfindet, einem Kultur- und Kongresszentrum der späten 1950er-Jahre, ist bereits ein Statement. Das Haus, das seit 2007 unter Denkmalschutz steht, wird gerne und immer wieder wegen Abriss und Neubau in die öffentliche Debatte gezogen. Dass in der Bürgerschaft gerade darüber diskutiert wird, ob der vom Rat der Stadt beschlossene Ausweichspielort für die Oper (die soll aktuell saniert werden) in der Kongresshalle zu sehen ist, liefert weiteren, sehr aktuellen und auf viele deutsche Städte übertragbaren Diskussionsstoff. So können wir gespannt sein, was die Architekten­kollegInnen abliefern werden. Programm online. Be. K.

www.bda-bund.de, www.museen.nuernberg.de/dokuzentrums
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