FutureHotel – Anforderungen für eine künftige Generation nachhaltiger Hotels
Das Konzept der Nachhaltigkeit umfasst die drei elementaren Bereiche Ökologie, Ökonomie und Soziales, die eng ineinander verzahnt und ineinander verwoben sind.“ [1] Im Folgenden werden Trends und Maßnahmen für die Gestaltung von Hotels aufgezeigt, die an diesen drei Dimensionen der Nachhaltigkeit ausgerichtet sind.
Wachsender Energie- und Ressourcenverbrauch, die Zunahme der CO2-Emissionen und der globale Temperaturanstieg verlangen nach Strategien zur Anpassung und Verminderung des Klimawandels, die Nutzung und Herstellung alternativer Energien oder nachhaltige Gebäudeplanung. Die neuen Anforderungen erfordern zwingend ein Umdenken. Ressourcen und Materialien müssen im Sinne der Kreislaufwirtschaft über den gesamten Lebenszyklus betrachtet werden. Der Wert einer Immobilie, der Wert eines Hotelbetriebs und dessen Wertschätzung durch die MitarbeiterInnen und Gäste werden künftig durch den jeweiligen Beitrag für eine positive Umweltbilanz geprägt sein.
Die Gäste als Anspruchsgruppe
Die MitarbeiterInnen, die Hoteliers und die Branche des Gastgewerbes als Anspruchsgruppe
77 % von 1 844 befragten MitarbeiterInnen des Gastgewerbes gaben in einer Umfrage des Fraunhofer IAO im Jahr 2019 an, dass sie es wichtig finden, dass sich ihr Arbeitgeber in sozialen Projekten engagiert und sich sozial verantwortlich zeigt. Im Rahmen einer Studie des Fraunhofer IAO unter 2 590 Hoteliers der DACH-Region bewerteten diese schon im Jahr 2011 den Bereich „Nachhaltigkeit und Energieeffizienz“ als das wichtigste Gestaltungsfeld im Hotel. Die Ergebnisse zeigten deutlich die Diskrepanz zwischen der beigemessenen Bedeutung des Themas und der verhältnismäßig geringen Zufriedenheit mit den bislang umgesetzten Maßnahmen in den Betrieben.
Welche Maßnahmen und welche aktuellen Entwicklungen sind für eine bessere Nachhaltigkeit in den Betrieben empfehlenswert?
Ökonomie und Ökologie im Hotel der Zukunft
„Umweltkennzahlen bilden eine wichtige Stellschraube zur Effizienzsteigerung, Kostenreduktion, Sicherung von Wettbewerbsvorteilen und zum Umweltschutz. Immerhin nehmen die Energiekos-ten in einem durchschnittlichen Hotel der DACH-Region bis zu 8 % des Umsatzes ein.“ „Energiekosten sind ein zunehmendes Problem für Hotelbetreiber. Bei der aktuellen Verknappung der Rohstoffe steigen die Preise und belasten die Hotellerie. Zudem ist die Integration von neuen Technologien, z. B. der Gebäudetechnik, im Bestand sehr aufwendig. Energieintensive Hotelbereiche wie das Restaurant und der Wellnessbereich mit „besonders hohen Personal-, Waren- und Energiekosten“ [3] stellen die Hoteliers vor die Herausforderung, Ressourcen ohne qualitative Einschränkung des Angebots einzusparen [1].
Zukunftstrend Bioökonomie und biointelligente Lösungen
Einen wichtigen Zukunftstrend präsentieren Entwicklungen im Bereich der Bioökonomie, die das bisherige Grundverständnis unserer Ökonomie revolutioniert. Demnach ist „Digitalisierung alleine nicht nachhaltig und gelingt nachhaltiges Wirtschaften nicht ohne Digitalisierung.“ Unendliche Potentiale lassen sich demnach erschließen, wenn sich die Wertschöpfungsprozesse an den symbiotischen Strukturen in der Natur orientieren. Dazu sind neue Wertschöpfungsprozesse und disruptive Innovationen erforderlich. Mit dem Ziel der nachhaltigen Wertschöpfung bedingt diese biologische Transformation die zunehmende Nutzung von Materialien, Strukturen und Prozessen der belebten Natur in Technologien. „Dies bietet eine vollkommen neue Perspektive für soziale, effiziente und nachhaltige Wertschöpfung auf der Grundlage von Evolutionsmanagement. Dem Evolutionsmanagement liegt zugrunde, Wettbewerbsvorteile nicht mehr auf Kosten von MitbewerberInnen oder ArbeitskollegInnen zu erreichen. Ziel ist eine symbiotische Beziehung der Lebewesen anstatt Konkurrenz und Wettbewerb. Zurzeit wird der Begriff Nachhaltigkeit meist mit ökonomischen Einbußen und Einschränkungen assoziiert. Genau hier setzt die biologische Transformation an und birgt das Potential, Nachhaltigkeit durch neue Konzepte und Innovationen wirtschaftlich und attraktiv machen. Dies bringt als Resultat sogenannte biointelligente Systeme und die dafür notwendigen Technologien hervor, deren Potential vielfältig ist – von disruptiven Innovationen über die Modernisierung der deutschen Unternehmens- und Bildungskultur bis hin zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise.“ [5;8]
Konkrete biointelligente Maßnahmen sind beispielsweise: „Roboter, deren Steuerungsmodule ihre Energie über Photosynthese selbst erzeugen, Fermenter, die aus Essensresten Medikamente herstellen, oder Küchenschränke, in denen innerhalb weniger Tage die Zutaten für ganze Mahlzeiten wachsen – die biologische Transformation soll es möglich machen. Dabei werden auch noch Energie und Wasser gespart sowie schädliche Düngemittel vermieden. [6]
Die biologische Transformation der industriellen Wertschöpfung kann in den nächsten Jahrzehnten die gesamte Industrie und Gesellschaft revolutionieren.“ [7] Sie nimmt Einfluss auf die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit (siehe Abb).
Green Building & Green Products
Aktuell findet man in der Hotellerie überwiegend Maßnahmen im Bereich „Green Building & Green Products“. Diese sind überwiegend Ergebnisse inkrementeller Innovation, die also bestehende Produkte verbessern und weiterentwickeln, aber nicht radikal neu sind. Die Firma Nebia hat beispielsweise einen Duschkopf entwickelt, der Wasser in winzige Tropfen zerteilt und eine Art Wassernebel entstehen lässt. 70 % Wasser können damit bei einer durchschnittlichen Dusche eingespart werden. [9] Durch Wasserrecycling lassen sich der Wasserverbrauch minimieren und somit Kosten sparen. Die Firma Orbital Systems aus Schweden hat eine Dusche entwickelt, die bis zu 90 % des Wassers und 80 % der Energie (Wärmetauscher) recycelt. Nano- und Mikrofilter filtern sämtliche Fremdstoffe aus dem Wasser, und pumpen dieses zur erneuten Nutzung wieder in den oberen Teil der Dusche. [10]
Im Forschungsgebäude EMPA Nest nahe Zürich werden u. a. innovative Lösungen für Toiletten getestet. Hiermit wird ein Beitrag geleistet, die Ressource Wasser von Nährstoffen zu trennen und beides wieder sinnvoll dem Kreislauf zurückzuführen.
Ein Beispiel hierfür ist das QO Hotel in Amsterdam (siehe auch DBZ Hotel 2018): Mit eigenem Gärtner werden auf dem Dach des Hotels in einem Gewächshaus Pflanzen angebaut, die im Hotelrestaurant Verwendung finden.
Soziale Nachhaltigkeit in der Hotellerie
Ein Beispiel für ein Hotel, dass seine Nachbarschaft stark einbindet und dazu auch das „Gardening“ nutzt, ist das MOB Hotel Of The People in Paris. Hier wird die Nachbarschaft dazu eingeladen, kleine Gartenflächen auf der Dachterrasse zu bewirtschaften. Pro Saison werden die Flächen an Interessenten neu vergeben. Auch zu Events, wie beispielsweise dem Sommerkino, werden die Nachbarn eingeladen.
Über entsprechende Angebote und Maßnahmen eines Hotels steigt nicht nur die Akzeptanz innerhalb der ortsansässigen Bevölkerung, auch die Gäste erfahren darüber eine positive Entwicklung. Nicht zuletzt fördert der fortwährende Austausch mit der Nachbarschaft im Zuge von Projekten auch eine intakte soziale Gemeinschaft.
Start der FutureHotel-Forschungsarbeit zu Nachhaltigkeit im Dezember 2021
Mehr Nachhaltigkeit erfordert neue Konzepte und Lösungen. Diese zu beforschen und innovative Lösungen in die Hotelbetriebe zu überführen, ist das Ziel für die neue Forschungsphase im Projekt FutureHotel, die noch im Dezember 2021 am Fraunhofer IAO starten wird (www.futurehotel.de). An einer Teilnahme interessierte Hoteliers, deren Zulieferer, Dienstleister, Planer und Projektentwickler dürfen sich gerne melden, um mehr zu den Teilnahmebedingungen zu erfahren.