Ein starkes Team
Sichere Planung von Außen­putz auf Ziegelmauerwerk

Außenputze tragen bei der monolithischen Ziegelbauweise entscheidend zu den bauphysikalischen Eigenschaften der Außenwand bei. Sie übernehmen – ebenso wie ihr Untergrund – bauphysikalische Aufgaben im Wärmeschutz und sind zudem ein wichtiger Feuchte- und Witterungsschutz für das Mauerwerk. Außerdem schließen sie dieses luftdicht ab und gewährleisten somit ein angenehmes Wohnklima ohne Zugluft. Verputztes einschaliges Ziegelmauerwerk zeichnet sich durch seine hohe Verarbeitungssicherheit aus. Wer ein paar grundlegende Regeln einhält, erhält eine witterungsbeständige und wohngesunde Bausubstanz mit langer Lebensdauer.

Die mineralischen Baustoffe Ziegel und Putz ergänzen sich in idealer Weise. Mineralische Putze sind ebenso wie gebrannte Mauerziegel lösemittelfrei und gemäß Baustoffklasse A1 als „nicht brennbar“ klassifiziert. Somit unterstützen sie die baustoffbedingten positiven Eigenschaften des Mauerziegels ideal. Die für den Putz verwendeten Kalk- oder Kalk-Zement-Bindemittel erzeugen ein feinporiges und diffusionsoffenes Gefüge, das einen Feuchteausgleich in Fassade und Mauerwerk ermöglicht.

Insbesondere bei monolithischem Ziegelmauerwerk, das nicht mit einem Wärmedämmverbundsystem (WDVS) versehen ist, kommt dem verwendeten Außenputz eine wichtige Bedeutung zu. Vor allem die Einführung hochwärmedämmender Mauerziegel hat durch geringere Rohdichten der Ziegel die Anforderungen an die Putzsysteme verändert. Diese berücksichtigt auch das „Putzmerkblatt“ [1]. Denn: Putz und Unterkonstruktion müssen in Bezug auf Druckfestigkeit und Steifigkeit aufeinander abgestimmt sein. Nur so ist sichergestellt, dass der Putz seiner Funktion als Witterungsschutz für die Fassade nachhaltig und dauerhaft nachkommen kann. Als Faustregel gilt hierbei der Grundsatz „weich auf hart“, so dass Druckfestigkeit und Steifigkeit des Putzgrundes höher sein müssen, als die des verwendeten Putzes. Der Außenputz muss zudem gemäß DIN V 18550 mit einer Mindestdicke von 2 cm aufgetragen werden, um die zwangsläufigen Verformun­gen des Untergrundes ohne Rissbildung abzu­fangen. Fachgerecht verarbeitetes Mauerwerk kann ohne besondere Vorbereitungsarbeiten verputzt werden. Der Unterputz wird dabei in zwei Schichten „nass in nass“ aufgetragen.


Ausschreibung

Bei der Ausschreibung von monolithischen Außenwänden gelten für den Baustoff Mauer­ziegel die DIN V 105-100 oder die DIN EN 771-1 in Verbindung mit DIN V 20000-401. Das Mauerwerk muss gemäß den Richtlinien der DIN 1053-1 (Abschnitt 9) und DIN 18330 „Mauerarbeiten“ (VOB/C) ausgeführt werden. Ausschlaggebend für die Ausschreibung von Putzen für wärmedämmendes Ziegelmauerwerk ist die DIN V 18550.


Architekten haften

Die richtige Verarbeitung von Außenputz auf Ziegelmauerwerk ist nicht allein Sache der ausführenden Gewerke: Im Rahmen der Bauüberwachung gehört es auch zu den vertraglichen Pflichten des beauftragten Architekten, die sachgemäße Durchführung der Arbeiten zu überwachen [2]. Zwar sind die Anforderungen an den ausführenden Putzer nicht besonders hoch – immerhin ist Außenputz ein

fach und arbeitssicher zu verarbeiten – jedoch nimmt er eine wichtige Funktion für die Qualität der monolithischen Wand ein. Aus dieser Bedeutung des Baustoffs heraus ergibt sich daher die besondere Sorgfaltspflicht des aufsichtführenden Architekten. Dieser muss dafür Sorge tragen, dass die ein­gesetzten Materialien die notwendigen Qualitäten besitzen. Ist der Einsatz bestimmter Baustoffe vereinbart, hat der Architekt sicherzustellen, dass diese auch tatsächlich zur Anwendung kommen. Auch hier bietet das Putzmerkblatt wertvolle Hilfestellung: Es enthält eine Checkliste mit allen zu prüfenden Elementen.


Der richtige Putz für gefüllte Mauerziegel

Zusätzlich zu ungefüllten wärmedämmenden Hochlochziegeln sind derzeit verschiedene Arten dämmstoffgefüllter Mauerziegel erhältlich. Für die Wahl des zu verwendenden Putzes ist die Art der Füllung unerheblich. Das Putzmerkblatt beschreibt die Eignung der unterschiedlichen Außenputze in Abhängigkeit vom verwendeten Putzuntergrund. Dabei stellt die Rohdichte des Mauerwerks die maß­gebliche Größe für die Auswahl des Putzsystems dar. Aber auch die Wärmeleitfähigkeit des Wandbaustoffes gibt einen wichtigen Anhaltspunkt bei der Auswahl der richtigen Kombination von Mauerwerk und Putz. Dabei steigen die Anforderungen an den verwendeten Putz, je geringer die Wärmeleitfähigkeit des Untergrundes ist. „Als Daumenregel gilt: Für wärmedämmendes Ziegelmauerwerk mit gefüllten oder ungefüllten Ziegeln sind nach DIN V 18550 Leichtputze der Typen I oder II vorgeschrieben,“ erklärt Matthias Adam, Fachberater beim Putz-Hersteller Franken Maxit. „Diese Leichtputze zeichnen sich durch geringe Trockenrohdichten zwischen 600 und 1300 kg/m³ sowie ein minimiertes E-Modul aus.“ Außerdem verfügen sie über günstige Schwindwerte und begrenzte Festigkeiten und bieten somit im Vergleich zu Normalputzen ein höheres Maß an Sicherheit. Die Leichtputzsysteme bestehen in der Regel aus einem Unterputz und einem darauf abgestimmten Oberputz. Bewährte Systeme beschreibt die DIN V 18550. Um die Verarbeitungssicherheit zu erhöhen, empfiehlt es sich, grundsätzlich Systeme eines Herstellers zu nutzen [3].


Planziegelmauerwerk – die perfekte Grundlage

Moderne Mauerziegel verfügen über ein Nut- und Feder-Prinzip, das es ermöglicht, die Stoßfugen knirsch und ohne Stoßfugenmörtel auszuführen. Dabei darf die Mörtelfuge eine Breite von 5 mm nicht überschreiten. Breitere Fugen müssen bereits während des Mauerns mit geeignetem Mörtel gefüllt werden. Die einzelnen Ziegelreihen eines Mauerwerks aus Planziegeln werden über eine Lagerfuge aus Dünnbettmörtel miteinander verbunden. Wichtig ist, dass diese vollflächig und ohne Unterbrechungen aufgetragen wird. Bauartbedingt benötigen Planziegel nur eine Mörteldicke von bis zu 3 mm, was sich positiv auf das Schwindverhalten des Mörtels auswirkt. So erhält man eine planebene und formstabile Außenwand, die sich ideal als Putzgrund eignet und konstruktionsbedingte Risse nachhaltig vermeidet. Mauerwerk muss DIN-gemäß im Verband ausgeführt werden. Der Mauerverband überträgt Horizontalkräfte durch Haftung und Reibung zwischen Ziegel und Mörtel und erreicht somit eine optimale Zug- beziehungsweise Biege-Zug-Beanspruchbarkeit. Zudem erhöht der Verband die Tragfähigkeit bei Druckbeanspruchungen. Wichtig ist, dass Stoß- und Längsfugen der übereinanderliegenden Schichten ausreichend gegeneinander versetzt sind. Das notwendige Überbindemaß ist in der DIN 1053-1, Abschnitt 9, geregelt. Es muss mehr als 40 % der Ziegelhöhe, mindestens aber 45 mm betragen. Maßgebend ist der jeweils größere Wert.


Besondere Beanspruchung

Bei besonders beanspruchten Putzflächen, empfiehlt es sich, auf einen Armierungsputz mit Gewebeeinlage aus kunststoffummantelten Glasfasern zurück zu greifen. Mineralische Baustoffe verfügen zwar über eine hohe Druckfestigkeit, jedoch beträgt die Zugfestigkeit nur etwa ein Zehntel dieses Wertes. Überschreitet die Zugbelastung die Festigkeit des Putzes, bilden sich zwangsläufig Risse.

Ein Armierungsgewebe macht das Putzsystem deutlich zugfester, da es die einwirkenden Spannungen aufnimmt und so ein Reißen des Putzes verhindert. Aufgrund ihres Porengefüges können die gängigen Leichtputzsysteme keine ausreichende Verbindung mit dem Gewebe eingehen. Um einen ausreichenden Kraftschluss zwischen Putz und Gewebe zu realisieren, kommt daher ein vergüteter Armierungsmörtel in einer Dicke von 5 mm zum Einsatz. Diese zusätzliche Lage zwischen Unter- und Oberputz entkoppelt

etwaige Verformungen der Putzschichten und beugt somit einer Rissbildung zwischen diesen beiden Schichten wirkungsvoll vor. Armierungsputze sollten außerdem bei feinkörnigen Oberputzen mit Korngrößen unter 2 mm Anwendung finden.

Zudem beeinflusst auch die farbliche Gestaltung der Fassade die Belastung des Putzsystems. Dunkle Putzoberflächen erwärmen sich bei Sonneneinstrahlung stärker als helle Fassaden: Die höhere hygrothermische Belastung kann einen zusätzlichen Armierungsputz notwendig machen, der die Verformun

gen aus Temperatur und Feuchte minimiert. Auch der Sockelbereich bedarf einer gründ­lichen Planung: Er ist vermehrt spritzwassergefährdet. Daher muss der Putz in diesem Bereich besonders wasserabweisend, frostbeständig und ausreichend fest sein. Auf wärmedämmendem Ziegelmauerwerk sind Sockelleichtputze der Druckfestigkeitsklasse CS III nach DIN EN 998-1 vorgeschrieben. Mit ihren Trockenrohdichten zwischen 1 100 und 1 300 kg/m³ und einer Norm-Druckfestigkeit zwischen 3,5 und 7 N/mm² sind diese ideal auf die Anforderungen des Mauerwerkes abgestimmt.


Die richtige Grundlage schaffen

Ein homogener Putzgrund bietet ideale Voraussetzungen für ein dauerhaft beständiges Mauerwerk. Die Hersteller bieten daher eine Vielfalt von Sonder- und Ergänzungsprodukten an, die helfen, Mischmauerwerk zu vermeiden. Diese Sonderprodukte, darunter Ziegel-Rolladenkästen, Ziegelstürze oder Laibungsziegel, werden ebenso wie konventionelle Mauerziegel mit Dünnbettmörtel oder Leichtmörtel verarbeitet. Durch die notwendige Dämmung von Wärmebrücken ist es trotzdem oftmals nicht möglich, einen vollständig homogenen Putzgrund zu schaffen. Da das Mauerwerk aufgrund der dann unterschiedlichen verwendeten Materialien größeren Verformungsunterschieden unterliegt als bei einem homogenen Untergrund, muss auch hier auf Armierungsputz zurückgegriffen werden. Armierungsputze sind immer dann sinnvoll einzusetzen, wenn konstruktiv bedingte Verformungen zu erwarten sind.


Feuchtigkeit vermeiden

Wichtig für eine dauerhafte Verbindung von Außenputz und Mauerwerk ist eine trockene Mauerwerkssubstanz ohne Verunreinigungen auf der Oberfläche. Daher sollte bereits während der Aufmauerung sichergestellt werden, dass zwischen den einzelnen Verarbeitungsschritten keine Feuchtigkeit eindringt. Eine Plane zur Abdeckung der Mauerkronen liefert hier gute Dienste und spart zeitintensive Trocknungsphasen. Als Richtwert bei der Verarbeitung auf der Baustelle empfehlen sich bei feuchtem Mauerwerk zwei bis drei Tage Trocknungszeit je mm Putzdicke. Sonst reicht eine Trockenzeit von 1Tag/mm. Um die Verarbeitungssicherheit weiter zu erhöhen, sollte bei durchfeuchtetem Mauerwerk auch eine vollflächige Gewebearmierung zur Anwendung kommen. Zudem sollte bei der Verarbeitung eine Umgebungs- und Bauteiltemperatur von 5 °C nicht unterschritten werden.


Gute Planung ist die halbe Miete

Bereits die Planungsphase ist wichtig für die Langlebigkeit des Außenputzes. So sollte beispielsweise bei Betondecken nicht nur aus wärmeschutztechnischen Erwägungen die Auflagefläche auf der Ziegelwand möglichst gering gehalten werden. Hier empfiehlt sich bei einer Wanddicke von 36,5 cm eine Auflagefläche von etwa zwei Dritteln der Wandstärke. Bei einer größeren Auflagefläche würde der vergrößerte Hebelweg die Eckaufwölbung der Decke erhöhen und somit Spannungsrisse im Außenputz verursachen können. Eine zusätzlich angebrachte Zentrier-leiste kann diese Wirkung minimieren und schützt zudem den Innenputz entlang der Drehkante. Um Wärmebrücken im Anschlussbereich zu vermeiden, wird die Betondecke mit einer Dämmung versehen. Als äußere Schale ist eine Ummauerung der Deckenstirn mit Mauerziegeln vorzusehen. Dies schafft einen homogenen Putzuntergrund.

Literatur

[1] Arbeitsgemeinschaft Mauerziegel e.V. im Bundesverband der deutschen Ziegelindustrie e.V. / Bundesverband Ausbau und Fassade im Zentralverband des deutschen Baugewerbes (Hg.): Außenputz auf Ziegelmauerwerk – einfach, sicher, wirtschaftlich: Fachgerechte Planung und Ausführung, Ausgabe 09/2009.

[2] Urteil des LG Itzehohe vom 01.08.2005 – 2 O 221/04, bestätigt durch Urteil des OLG Brandenburg vom 01.02.2007 – 12 U 138/06.

[3] Industrieverband Werkmörtel et. al. (Hg.): Leitlinien für das Verputzen von Mauerwerk und Beton – Grundlagen für die Planung, Gestaltung und Ausführung, Ausgabe April 2007.

Putzmerkblatt

Das Putzmerkblatt, das von der Arbeitsgemeinschaft Mauerziegel und dem Bundesverband Ausbau und Fassade herausgegeben wird, liefert wertvolle Tipps für Planer und Verarbeiter und enthält eine Checkliste mit allen zu prüfenden Elementen.

Grundlage des Merkblatts sind die Leitlinien für das Verputzen von Mauerwerk und Beton. Neben der ausführlichen Darstellung unterschiedlicher Putzsysteme und der Klassifizierung von Putzmörteln widmet sich das Merkblatt der Prüfung und Beurteilung des Putzgrundes und der fachgerechten Ausführung des Mauerwerks. Im letzten Abschnitt werden alle Normen und Merkblätter zusammengestellt, die bei der normgerechten Ausführung zu beachten sind.

Zusätzlich zu dem Putzmerkblatt „Außenputz auf Ziegelmauerwerk“ haben die Herausgeber auch ein Putzmerkblatt für „Außen­putz auf Ziegelwandelementen“ entwickelt, das das Thema Außenputz für Modulares Bauen mit werkseitig vorgefertigten Ziegel-elementen aufbereitet.

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 8/9/2017

Welcher Putz für welchen Zweck? Was können Putze für die energetische Optimierung leisten?

Die monolithische Bauweise mit hochleistungsfähigem Ziegelmauerwerk rückt wieder stärker in den Fokus von Architekten und Planern. Vor dem Hintergrund der EnEV hat die Industrie die Entwicklung...

mehr
Ausgabe 06/2010

Gipsputz in Küche und Bad Zum Verhalten von Gipsputz unter Nassbelastung

Gipsputz für Decken und Wände stellt heute einen hochwertigen Standard für den Innenausbau dar. Architektonisch zeichnet sich das sehr feine Material durch gut zu gestaltende, glatte sowie...

mehr
Ausgabe 08/2016

Keine Angst vor den neuen Bemessungsnormen Ziegelmauerwerk im Geschosswohnungsbau

Seit 2015 sind auch für den Mauerwerksbau die Eurocodes der Reihe DIN EN 1996 zusammen mit den entsprechenden Nationalen Anhängen bauaufsichtlich eingeführt. Die größte Praxisrelevanz hat dabei...

mehr
Ausgabe 06/2009

„Wenn der Putz aber nun einen Riss hat...“ Sanierung von Rissbildungen

Der Wunsch eines jeden Bauherren ist eine optisch ansprechende und rissfreie Putzfläche. Dennoch kann kein Stuckateur, Putzer oder Maler eine völlig rissfreie Oberfläche garantieren. Eine gänzlich...

mehr
Ausgabe 09/2008

Prüfung sanierungsbedürftiger Fassaden Schadensanalysen bestimmen die Maßnahmen

Im Falle von Schäden wie Rissen sollte klar sein, auf welche Ursachen diese zurückzuführen sind. Ein komplexes Thema also, das bei Architekten und Bauplanern oft nicht so sehr im Blickpunkt steht....

mehr