Corona – wie die Branche reagiert

Was in den kommenden Monaten in der Baubranche passiert, kann man sich vielleicht vorstellen, genau wissen werden wir es erst Ende 2020 oder gar noch später. Die Bundesarchitektenkammer hatte Ende April eine Online-Umfrage unter knapp 10 000 ArchitektInnen, Landschafts- und InnenarchitektInnen und StadtplanerInnen gemacht. Das Ergebnis war erwartbar: 51 % der befragten Büros befürchteten leichte, 31 % bekundeten bereits deutliche negative Auswirkungen.

Schwierig die Situation in der Bauverwaltung, hier sind zahlreiche MitarbeiterInnen im Home Office, Bauanträge bleiben liegen. Da rächt sich die verzögerte Realisierung des digitalen Bauantrags. Die BAK fordert in diesem Zusammenhang, die Genehmigungsverfahren zu vereinfachen.

Wichtiger Stimmungsindikator in der Baubranche sind die Messen. Hier ist Stimmung verhalten bis negativ, insbesondere bei den internationalen Messen. So hat aktuell (6.5.2020) die Messe Frankfurt a. M. die bereits in den Herbst verschobene Light + Building endgültig abgesagt, die nächste Light + Building „findet turnusgemäß vom 13. – 18. März 2022 statt.“ Also in zwei Jahren!

Gleiches gilt für die Fensterbau Frontale im Verbund mit der HOLZ-HANDWERK 2020, die eigentlich in diesem Monat in Nürnberg stattfinden sollte; hier liest man auf der Homepage, man freue sich auf die Messe in 2022 (dann vom 29.3. – 1.4.2022).

Ebenfalls verschoben ist der 40. Deutsche Stahlbautag, der nun nicht wie geplant am 1. und 2. Oktober 2020 in Bremen stattfinden wird, sondern erst wieder in 2022, dann in Berlin.

Ob die alle zwei Jahre veranstaltete größte europäische Baufachmesse, die BAU 21, stattfinden wird? Mit ihrem hohen internationalen Besucheranteil ist diese Messe „gefährdet“, große Firmen haben bereits abgesagt, so mit anderen Gutmann Bausysteme, Schüco, die Schweizer Jansen Steel oder Xella. Patrik Polakovic, CEO von Xella Deutschland: „Auch wenn wir die Messe schweren Herzens absagen, so nutzen wir diesen Zeitpunkt, um unser Marketing zu überdenken, zu transformieren und uns somit vom Wettbewerb zu differenzieren.“ Die BAU-Macher dagegen sind optimistisch. Mirko Arend, Projektleiter der BAU: „Alles in allem sind wir, was Buchungszahlen und Vorbereitung angeht, auf einem annähernd vergleichbaren Stand wie vor zwei Jahren. Das gibt uns ein gutes Gefühl, dass auch die BAU 2021 ähnlich erfolgreich sein wird wie die Vorgängerveranstaltung.“

Und wie sieht es bei den Vermittlungshäusern des Baukulturellen aus? Hier kam Anfang Mai aus vielen Museen und Galerien ein großes Aufatmen: Das Architekturzentrum Wien (AzW) öffnete wieder Ende Mai, täglich und erst um 11 statt um 10 Uhr; alle Führungen, Veranstaltungen und Workshops sind aber weiterhin abgesagt. Andere Häuser in Österreich sind noch nicht entschieden, die einen bereiten digitale Ausstellungsformate vor, andere wehren sich, so die „Initiative Salzburg“. Deren Leiter, Roman Höllbacher, steht mit seinem Standpunkt, man brauche ohne Einschränkung in der Architektur „die reale Begegnung“, sicher nicht alleine da. Er hat nun alle Aktivitäten ins Frühjahr 2021 verlegt. Andere, wie das Vorarl­berger Architektur Institut (vai), sind ins Web gezogen, hier führt die Leiterin Verena Konrad bis auf Weiteres auf Youtube durchs Haus. In Deutschland war das Schwergewicht Deutsches Architekturmuseum (DAM) ebenfalls bei Youtube gelandet, ab dem 5. Mai allerdings gelten wieder die normalen Öffnungszeiten: „bei begrenzter Besucherzahl und unter den gebotenen Sicherheitsabständen und Hygienemaßnahmen“, wie auf der Webseite zu lesen ist. Das Aedes Architekturforum folgte den Frankfurtern am 13. Mai mit ähnlichen Besuchsauflagen. Auch das für Architekten so ­beliebte Ausflugsziel in Weil an Rhein, der Vitra Campus, kehrte mit Auflagen Mitte Mai zu den gewohnten Öffnungszeiten beim Vitra Design Museum, den Museumsshops, dem Schaudepot und dem VitraHaus zurück. Quer über die Grenze, in Basel, hat das Schweizer Architekturmuseum (SAM) ebenfalls wieder geöffnet, es gibt Sicherheitsregeln aber: „keine Maskenpflicht“. Das NAI in Rotterdam meldet, es habe geöffnet: online! Ansonsten müsse man abwarten. Gleiches gilt auch für das größte Haus in Frankreich: Die „Cité de l‘architecture et du patrimoine“ hat noch geschlossen, bietet für aktuelle Infos eine kostenfreie Hotline an. Das alles kann sich noch ändern, sowohl in die eine wie die andere Richtung. Insgesamt möchte man hoffen, es bliebe bei dem einen blauen Auge, mit dem wir alle davonkommen und vor allem: Wir erinnern uns in ein paar Monaten noch daran, dass viele die aktuelle Krise auch als eine Chance für eine Veränderung erkannt haben. Ein „Weiter so“ wie „vor Corona“ darf nicht sein! Be. K.

www.DBZ.de/corona
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