Albert Speer (1934–2017)

Wie hat der Mann gelitten! Und wie sehr empfindlich war er, wenn die Rede auf seinen Vater kam, den anderen Albert Speer, der Hitlers Lieblingsbaumeister war, Rüs-tungsminister und Stellvertreter. Der Sohn, Albert Speer, der am 15. September nach einem Treppensturz einer Lungenembolie erlegen ist, hatte noch viel vor. Auch wenn der 83-Jährige sich Ende 2016 als einer der Geschäftsführer von AS+P zurückgezogen hatte. Den Generationswechsel, den das Büro damit abgeschlossen hatte, leitete sein Gründer frühzeitig ein und konnte ihn deshalb maßgeblich mitgestalten.

Der Last (und Freude) einer Herkunft konnte Albert Speer nicht entgehen. Tatsächlich ist das Meiste von dem, was er und sein Team bis heute realisierten und planten immer auch ein Statement für das Plurale, gegen die Öde und zersetzende Wirkung des Monumentalen gewesen.

1934 in Berlin geboren, hatte er sich nach Schreinerlehre, Abendschulabitur und einem Studium der Architektur in München auf die Planung ganzer Städte und Regionen weltweit konzentriert. Über 25 Jahre war er Lehrstuhlinhaber für Stadt- und Regionalplanung an der TU Kaiserslautern und prägte in dieser Funktion viele spätere Kollegen. 1964 gründete er sein eigenes Architektur- und Stadtplanungsbüro, das er zusammen mit Partnern und Kollegen international weiterentwickelte. 2007 gründeten AS+P Albert Speer + Partner GmbH eine Hunderprozent-Tochtergesellschaft in Shanghai. Heute beschäftigt AS+P an den Standorten Frankfurt und Shanghai über 200 Mitarbeiter.

Seit 1970 war Albert Speer Mitglied der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung. 1995 gründete er die Albert Speer-Stiftung. 2004 wurde er mit dem Großen Architekturpreis des DAI e.V. ausgezeichnet. Er erhielt die Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt, den Großen Architekturpreis und das Verdienstkreuz am Bande. 2011 ernannte ihn die TU München zum Ehrenprofessor.

Dass sich das Büro AS+P vielfach mit großen Planungen auf der grünen Wiese befasste, ergab auch Kritik, der sich Bürogründer und Team immer wieder ausgesetzt sahen. Nach dem Abdruck einer solchen an der Masterplanung im historischen Bejiing im Rahmen der Planung für Olympia 2008 rief dieser aufgebracht an und erläuterte dem Redakteur die Unterschiede zwischen der Planung seines Vaters für Berlin und seiner eigenen im Herzen Beijings. Später war das alles wieder vergessen, man sprach wieder miteinander. Denn das war Albert Speer vor allem: ein kluger Kopf und willensstarker Macher, dem Prinzipienreiterei ein Graus war. Jetzt ist mit ihm eine starke Stimme für das großartige Bauen Made in Germany verloren gegangen. Be. K.

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