Baustelle für alle
Am Chlodwigplatz in Bonn entsteht seit einigen Monaten ein kollektives Wohnzimmer. Die Initiative „Stadtbaustelle“ – so heißt das Projekt – entstand im Rahmen einer Bachelorarbeit zweier Studierender der Alanus Hochschule in Alfter. Der sonst lediglich als Durchgangsort genutzte Platz wurde über einen Zeitraum von vier Monaten von Julian Krüger und Lorenz Rhiner gemeinsam mit Anwohnerinnen und Interessierten zu einem neuen städtischen Treffpunkt transformiert. Unterschiedliche Nutzungsangebote wie Sitzmöglichkeiten, Tischtennisplatten und eine Stadtbühne sprechen Passantinnen an und laden zum Mitbauen und -gestalten ein. „Angesichts zunehmend komplexer städtischer Transformationsprozesse und der Grenzen klassischer Planungsverfahren, die oft langwierig sind und vom Alltag der Stadtbewohner:innen entkoppelt, soll unsere ‚Stadtbaustelle‘ den direkten Kontakt mit dem Raum und seinen Nutzer:innen ermöglichen“, erklären Krüger und Rhiner.
Im Mittelpunkt dieses „Reallabors“ stehen zwei Hypothesen: Zum einen sollen Nutzerinnen ihre Umgebung und somit die Stadt mitgestalten können. Schließlich sei der öffentliche Raum nie fertiggestellt, sondern immer im Wandel begriffen. Die „Stadtbaustelle“ sei also nicht als abgeschlossenes Objekt zu verstehen, sondern als „lernender Prozess“, in dem unterschiedliche soziale, funktionale und gestalterische Ansätze im Maßstab 1 : 1 getestet werden, erklären Krüger und Rhiner.
Für ihr Projekt wurden die Studierenden mit dem Fachbereichpreis der Alanus Hochschule für die beste Bachelorarbeit ausgezeichnet. Die Finanzierung des Projekts kommt von höchster Stelle: Nicht nur die Stadt Bonn und das Land Nordrhein-Westfalen haben sich finanziell beteiligt, auch das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen förderte das Vorhaben. Nun soll die „Stadtbaustelle“ weiterhin am Chlodwigplatz bleiben und alle Bürgerinnen sind herzlich eingeladen, sich zu beteiligen: Jeden Montag wird von 17 bis 20 Uhr weitergebaut. Die Weiterführung des Projekts wird vom Quartiersbüro Mackeviertel geleitet, das als Anlaufstelle für Bürgerinnen und als Treffpunkt im Viertel dient.
