ANERKENNUNG Instandsetzung und Umbau ehemaliger
Getreidespeicher mit Verladebrücke, Hamburg

SEHW Architekten, Hamburg

Der ehemalige Getreidespeicher mit Verladebrücke stammt aus dem Jahr 1937 und steht seit 2013 unter Denkmalschutz. Prägend ist die typische Klinkerfassade, hinter der sich ein Betonskelett mit einer aufwendigen Betontrichterkonstruktion verbirgt. Ein Stahlbetondach mit Ziegeldeckung bildet den oberen Gebäudeabschluss. Das Gebäude sollte nach mehr oder weniger sensiblen Eingriffen in der Vergangenheit nun denkmalgerecht instandgesetzt und für eine moderne Büronutzung umgebaut werden. Die wesentlichen Aufgaben bestanden darin, den Charakter des Baudenkmals zu erhalten, die bewehrte Klinkerfassade sensibel zu sanieren, die graue Energie der ungewöhnlich massiven Betonkonstruktion zu bewahren sowie den Hochwasserschutz und die Energiebilanz zu verbessern. Als besonders komplex erwies sich die Ausbildung einer weißen Wanne bei gleichzeitiger Sicherung gegen Auftrieb durch weitere Pfahlgründungen und die Erarbeitung eines komplexen Flutschutzkonzepts für die Gebäudeöffnungen. Dies konnte nur durch die über die Maßen engagierte Zusammenarbeit der Planungsgruppe aus Architekt:innen, Tragwerksplanung, Sonderfachleuten und dem Auftraggeber erfolgreich bewerkstelligt werden. Ein durchdachter Materialeinsatz im Inneren bewahrt den industriellen Charakter des Gebäudes und schafft zugleich eine besondere Arbeitsatmosphäre, in der die Rohheit der ertüchtigten Betonkonstruktion mit den puristisch, funktionalen Einbauten sowie der sensibel integrierten Haustechnik bestens zusammenspielt. KR

Bauherr Ha-eS V Vermögensverwaltung GmbH & Co. KG, Hamburg

Architektur SEHW Architekten PartG mbB, Hamburg

Tragwerksplanung WETZEL & von SEHT, Hamburg

Planung TGA ENERGIEHAUSINGENIEURE Planungsgesellschaft für Gebäudetechnik, Hamburg

Fertigstellung 2021

Mit der sensiblen Bewahrung und zeitgemäßen Wiederbelebung der bestehenden charakteristischen Hafenarchitektur trägt die Revitalisierung des ehemaligen Getreidespeichers von 1937 wesentlich zur Erhaltung des Genius Loci an der Großen Elbstraße am alten Altonaer Hafenkai bei und leistet einen wertvollen Beitrag zur Identitätswahrung bei der städtebaulichen Entwicklung des Stadtteils. 

Die ansprechende umfängliche und sichtbare Erhaltung sowie die Einbeziehung der vorhandenen massiven Tragwerksstruktur aus Beton und original erhaltener Materialien an der Fassade und im Innenraum setzen ein markantes Zeichen zum nachhaltigen, ressourcenschonenden Bauen. Die gebundene graue Energie des ehemaligen Getreidesilos konnte bewahrt und wirkungsvoll für eine geänderte Nutzung als Büro transformiert werden. Gleichzeitig belegen die notwendigen konstruktiven Ertüchtigungsmaßnahmen zur Umnutzung des Gebäudes und zum langfristigen Hochwasserschutz am Hafenbecken ein sehr intensives, wie auch innovatives interdisziplinäres Zusammenwirken aller Fachbeteiligten bei der Planung und der Realisierung des Projekts.

Wünschenswert wäre eine Vertiefung der Anwendung energie- und ressourcenschonender Technologiekonzepte für den Betrieb und über den gesamten Lebenszyklus gewesen. Als besonders lobenswert stellt sich die gelungene, sensible Gestaltung des Innenraumkonzepts dar. Sie schafft den Spagat zwischen dem Erhalt der überlieferten Robustheit und einer frischen, zeitgemäß-puristischen Ausstattung aus einem Guss sowie positiven Überraschungsmomenten im Raumerlebnis. Die behutsame, denkmalgerechte Sanierung, Modernisierung sowie Umnutzung des ehemaligen Getreidespeichers fand bei der Jury uneingeschränkt besondere Beachtung und wurde mit einer Anerkennung gewürdigt.« ⇥Jury-Statement

x

Thematisch passende Artikel:

Verleihung Balthasar Neumann Preis 2023

Der internationale Architekturpreis wurde am 19. April 2023 im Rahmen der BAU Messe München vor großem Publikum verliehen

Um die Spannung hoch zu halten wurde der Gewinner zum Schluss präsentiert, davor die vier mit Anerkennungen ausgezeichneten Teams und ihre jeweilige Architekturprojekte. Zu jedem Haus, jeder...

mehr
Ausgabe 09/2012

Spielerische Fassade Wohnanlage Flora-Neumann-Straße, Hamburg

Das städtebaulich schwierige Grundstück liegt in unmittelbarer Nach­barschaft zum Fleischgroßmarkt Hamburg. Lange galt das sehr schmale Grundstück als unbebaubar. Von drei Seiten durch...

mehr
Ausgabe 04/2022

Klinkerfassade

Der Wohn- und Bürokomplex Pontkade befindet sich auf dem ehemaligen NDSM-Gelände in Amsterdam Nord, dessen Mas-terplan vom Architekturbüro de Architekten Cie. entworfen wurde. Einer der beiden...

mehr
Ausgabe 12/2023

Modular gegen Mangel – Schulergänzungsbau in Köln

Die von sehw architektur entworfenen und in modularer Holzbauweise erstellten Schulen für die Stadt Köln stellen eine wegweisende Lösung für den Schulbau dar. Mit ihrem innovativen Ansatz und...

mehr
Ausgabe 04/2017

Expressionistische Klinkerfassade Hauptsitz der Bremer Landesbank

Die Architekten hatten sich im Vorfeld intensiv, unter anderem durch Aufenthalte in Bremen, Hamburg und Lübeck, mit der Backsteinarchitektur der norddeutschen Hansestädte und der Weserrenaissance...

mehr