Algen auf Fassade? Aber ja!

Was haben wir nicht alles ausprobiert, dieses grüne Zeug von unseren WDVS fernzuhalten! Sogar Biozide mit fragwürdiger Wirkung für die Umwelt wurden aufgetragen, um das Grün vom Weiß zu bannen. Nun hat die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) in einem interdisziplinären Forschungsprojekt nachgewiesen, dass Fassaden mit einem Algenbiofilm die Luftqualität und das Klima in Großstädten verbessern. Die Biofilmfassaden können Schadstoffe absorbieren, sind kostengünstig und vollständig recycelbar.

Länger schon ist bekannt, dass Fassadenbegrünungen in Innenstädten Luftschadstoffe binden und teilweise sogar abbauen können. Gleichzeitig reduzieren sie Lufttemperatur und Lärm. Aufgrund der spezifischen Strömungsverhältnisse wird von Gebäudefassaden viel mehr Feinstaub absorbiert als von begrünten Dächern. Da Fassadenbegrünungen aber bisher einen höheren investiven Aufwand in Erstellung und Wartung bedeuten, hat man nun mit verschiedenen Partnern aus der Wirtschaft innovative Fassadenelemente aus Beton entwickelt, die ganzjährig mit Algenbiofilmen bedeckt sind. Sie zeichnen sich durch einen besonders geringeren Wartungsaufwand und eine erhöhte Effizienz bei der Luftreinigung im Vergleich zu konventionellen Fassadenbegrünungen aus, sie sind kostengünstig und optisch ansprechend.

Das Berliner Biotech-Unternehmen Solaga stellt dazu als Projektpartner spezielle Mikroalgenbiofilme zur Verfügung. Durch ihre besondere Oberflächen­struktur binden sie Feinstaub und andere Luftschadstoffe effizienter als herkömmlich begrünte Fassaden. Die Beton-und-Naturstein-Babelsberg GmbH aus Potsdam, die auf hochwertige Betonfertigteile für Fassaden spezialisiert ist, unterstützt das Projekt durch die Fertigung von Prototypen. Die BAM optimiert die Rezeptur des Betons, die Porosität und die Textur der Oberfläche für eine gute Besiedlung. Und sie verbessert die Biofilme durch die Auswahl einer gezielten Mischung verschiedener Algenspezies.

Wir werden wohl unsere Sehgewohnheiten und nicht zuletzt auch unsere Vorurteile bestimmten Materialien gegenüber verändern müssen! Be. K.

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 8/9/2017

Fassadenelemente für WDVS

Als Dämmstoffhersteller bietet Austrotherm auch ein flexibel einsetzbares Designelement für Wärmedämm-Verbundsysteme (WDVS) an. Es besteht aus einem leichten, hochwertigen Hartschaum, dessen...

mehr
Ausgabe 09/2019

Fassadenakustik – Neue Funktionen für Gebäudefassaden

L?rm im urbanen Raum

Fassaden sind als äußere Hülle des Gebäudes sowohl Gestaltungselemente als auch Funktionsbauteile zugleich. Die Themenbereiche Energie, Komfort und Sicherheit bestimmen die Gebäudeplanung und die...

mehr
Ausgabe 06/2014

Fassadenschutz ohne Biozide

Mit der Putztechnologie AquaBalance bietet Saint-Gobain Weber eine Produktlinie, die ohne biozide Filmkonservierung auskommt. Die dauerhafte Schutzwirkung beruht auf einem physikalischen Wirkprinzip,...

mehr
Ausgabe 06/2015

Vollmineralisches WDVS mit Algenschutz

Das vollmineralische Wärmedämm-Verbundsystem weber.therm A?100 wurde mit dem Umweltsiegel „Blauer Engel“ ausgezeichnet. Die Kennzeichnung gilt für Komplettsysteme ab 140?mm Dämmstärke. Das...

mehr
Ausgabe 8/9/2017

Individuelle Strukturen als WDVS-Fassade

Die Fassade des Jüdischen Museums in Frankfurt von Staab Architekten soll aus dem Wärmedämm-Verbundsystem (WDVS) von Multipor bestehen. Dazu werden die Platten vom Typ WAP als Bauteilsatz...

mehr