Ist die Zukunft modular?
Expert:innen diskutieren in Dortmund die Chancen und Herausforderungen des Modulbaus 15.06.2023 |Liegt im Modulbau die Zukunft des Bauens? Schneller, nachhaltiger und trotz Serienproduktion individuell? - Der DBZ Modulbaukongress in Dortmund lieferte erkenntnisreiche Einblicke und kontroverse Diskussionen. Die Teilnehmenden erfuhren, wie sich die modulare Bauweise auf Kosten, Ressourcen und Qualität auswirkt und diskutierten die vielfältigen Potenziale und Grenzen des Modulbaus.
Moderation Katja Reich, Stellv. Chefredakteurin DBZ
Foto: Lisa Kattner
Macht Modulbau das Bauen schneller, ressourcenschonender und qualitätsvoller? Und wie sieht es mit den Kosten und der Individualität modularer Gebäude aus? Wo liegen die Potenziale und wo die Grenzen der Bauweise? All diesen Fragen stellten sich die Referent:innen und Partner des DBZ Modulbaukongress, der am 12. Und 13. Juni in Dortmund stattfand.
Ahmet Gönen, Stadt Dortmund, eröffnete den Kongress
Foto: Katja Reich / DBZ
Ahmet Gönen, Bereichsleiter Projektmanagement bei der Stadt Dortmund eröffnete die Veranstaltung mit Erläuterungen zur Schulbauleitlinie der Stadt Dortmund und schuf damit eine optimale Grundlage für die sich anschließenden Besichtigungen der Berswordt-Europa-Schule und des Bertold-Brecht-Gymnasiums.
Baustellenbesuch Berswordt-Europa-Schule
Foto: Katja Reich / DBZ
Kürzlich fertig gestellt wurde das Bertold-Brecht-Gymnasium
Foto: Katja Reich / DBZ
Die beiden Beispiele in Stahlmodulbauweise boten den Teilnehmenden erste Einblicke in die Umsetzung modularer Gebäude und damit auch ausreichend Gesprächsstoff für das anschließende Get-together am Abend.
Erfahrungsaustausch beim Get-together
Foto: Katja Reich / DBZ
Der zweite Kongresstag knüpfte an das Thema Schule mit dem Vortrag von Prof. Xaver Egger nochmals an. Das Büro sehw hat kürzlich mehrere Schulen in Holzmodulbauweise in Köln fertiggestellt, die auf einem Rahmenvertrag mit der Gebäudewirtschaft der Stadt Köln basieren. Weitere Gebäude, auch aus dem Sektor des Wohnungsbaus, sind bereits in Produktion bzw. in Planung.
Prof. Xaver Egger, sehw
Foto: Lisa Kattner
Mit dem Vortrag von Oliver Cyrus wurde ein weiteres Kapitel des modularen Bauens aufgeschlagen – nämlich das Thema Büro- und Laborgebäude. Mit dem Inkubator in Heidelberg hatten CYRUS.ARCHITEKTEN ein anspruchsvolles Projekt in der Umsetzung, an dem neben der vielen Möglichkeiten, auch Knackpunkte und Grenzen modulare Bauweisen diskutiert werden konnten.
Oliver Cyrus, CYRUS.ARCHITEKTEN
Foto: Katja Reich / DBZ
Nach einer kurzen Pause folgte der sogenannte Baupraxis-Teil mit einem einprägsamen Beitrag zur Funktionalen Leistungsbeschreibung von Fachanwalt Jochen Mittenzwey, MO45LEGAL . Er ging aus rechtlicher Sicht auf die Unterschiede zwischen konventioneller und modularer Bauweise ein und machte anhand von Beispielen aus der Praxis die Anforderungen an Architekt:innen und Fachplaner:innen deutlich.
Q&A-Session nach dem Vortrag von Jochen Mittenzwey, M45LEGAL
Foto: Lisa Kattner
Bereits bei den Besichtigungen am Vortag war aufgefallen, dass im Bereich der TGA oft noch sehr konventionell und bauseits vorgegangen wird. Dass auch hier ein wesentlich höherer Vorfertigungsgrad zu erreichen ist und eine Klassifizierung der Bauteile im Sinne der Zirkularität über BIM-Modelle die Zukunft darstellt, zeigte Henryk Wolisz, Teamleiter und Projektleiter bei DREES & SOMMER in Berlin, in seinem anschließenden Referat eindrucksvoll auf.
Henryk Wolisz, DREES&SOMMER
Foto: Katja Reich / DBZ
Im dritten Teil des Kongresses kamen nochmal Architekt:innen zu Wort. Benjamin Blocher, blocher partners , stellte zwei aktuelle Projekte aus dem Bereich Wohnen in Mannheim vor, die sich vor allem durch ihre Verzahnung mit dem Gebäudebestand hervorhoben und nochmal herausstellten, wie sich Modulbau auch mit anderen Bauweisen, wie dem Holzsystembau oder auch Massivbau clever kombinieren lässt.
Benjamin Blocher, blocher partners
Foto: Katja Reich / DBZ
Dem vielfachen Wunsch aus dem letztjährigen Kongress nach einer Betrachtungsweise aus dem Ausland trug der Vortrag von Kathrin Merz, Bauart Architekten , aus der Schweiz Rechnung. In ihrem Werkbericht ging sie auf unterschiedliche Module ein, die das Büro in den vergangenen Jahren entwickelt hat und die trotz ihres eigentlich temporären Charakters viele Schul- und Wohnbauten in der Schweiz bis heute prägen.
Kathrin Merz, Bauart Architekten
Foto: Katja Reich / DBZ
Zum Abschluss stiegen die Referent:innen, nach einem kurzen Impuls von Jutta Albus, TU Dortmund, in eine gemeinsame Diskussion ein, welche die Möglichkeiten modularer Bauweise im Sinne von Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft nochmals ausloteten.
Jutta Albus, TU Dortmund
Foto: Katja Reich / DBZ
Abschließende Diskussionsrunde zu Potenzialen der Nachhaltigkeit und Zirkularität
Foto: Lisa Kattner
Bereichernd waren darüber hinaus die mehrfachen Q&A-Sessions mit den Vertretern unserer Partner, ALHO, DREES&SOMMER, KLEUSBERG, Mitsubishi Electric und SH Holz & Modulbau , die auch während des gesamten Kongresses allen Teilnehmenden für Fragen zur Verfügung standen.
Die begleitende Ausstellung sorgte während des gesamten Kongresses für die Möglichkeit zum Austausch mit den Partnern
Foto: Katja Reich / DBZ
Der Kongress bot somit einen guten Überblick und für viele der ca. 130 Teilnehmer:innen auch einen ersten Einstieg in die verschiedenen Themenfelder des modularen Bauens. Viele Fragen konnten beantworten werden und manch neue wurden aufgeworfen, sodass eine Weiterverfolgung in den kommenden Monaten und Jahren sinnvoll und wichtig erscheint – wir bleiben dran!
Rund 130 Teilnehmer:innen waren zum Kongress nach Dortmund gekommen
Foto: Lisa Kattner