Exilmuseum, Berlin

Ein Neubau für das Exilmuseum Berlin

Dorte Mandrup gewinnt Realisierungswettbewerb für das künftige Exilmuseum Berlin

Zur Realisierung des Museumsgebäudes am Anhalter Bahnhof hatte die Stiftung Exilmuseum Berlin einen internationalen Architekturwettbewerb ausgelobt. Gewonnen hat das Büro Dorte Mandrup aus Kopenhagen. Nun werden alle zehn Entwürfe der international renommierten Architekturbüros in einer Ausstellung in der Staatsbibliothek in Berlin zu sehen sein.

Die Stiftung Exilmuseum Berlin hat es sich als bürgerschaftliche Initiative unter der Schirmherrschaft von Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller und Bundespräsident a. D. Joachim Gauck zur Aufgabe gemacht, ein Exilmuseum am Anhalter Bahnhof zu errichten. Von diesem zentralen Bahnhof flohen nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 unzählige Verfolgte mit dem Zug ins Exil. Die Abreise markierte den Aufbruch ins Ungewisse, den unwiderruflichen Einschnitt in Lebenswege und verweist damit auch auf die Gegenwart, in der immer mehr Menschen Flucht und Migration selbst erfahren.

"Ich kann mir keinen besseren Ort für den Bau eines Exilmuseums vorstellen als die Portalruine des Anhalter Bahnhofs.", verliest Herta Müller, Nobelpreisträgerin für Literatur und Schirmherrin des Exilmuseums am 14. August 2020 in ihrer Rede zur Bekanntgabe des Gewinnerentwurfs für den Museumsneubau. An diesem Tag wird der Entwurf von Dorte Mandrup Arkitekter A/S aus Kopenhagen zum Siegerentwurf erklärt:

Der Entwurf überzeugte die Jury vor allem durch seine bogenförmig geschwungene Front. Diese besondere Gebäudeform lässt der Portalruine des Anhalter Bahnhofs viel Raum und scheint sie gleichsam schützend zu umfangen. So entsteht ein weitläufiger, freier Platz zwischen dem historischen Fragment und dem Neubau. Von den Galerien in den oberen Stockwerken bieten die Öffnungen in der Ziegelfassade immer wieder Ausblicke auf das Portal. Das Museumsfoyer im Erdgeschoss ist als weit aufgespannte, gläserne Halle mit leicht gewölbtem Boden angelegt. Sie lässt den Eindruck entstehen, als laste das gesamte Gebäude auf nur vier Punkten.

Den 2. Preis gewinnt das Architekturbüro Diller Scofidio + Renfro aus New York. Der Entwurf sieht vor, die Fundamente des ehemaligen Anhalter Bahnhofs im Bereich des Museumsfoyers auszugraben. Die historischen Spuren des Ortes werden so zusammen mit dem dreigeschossigen Tageslicht-Foyer zum zentralen Auftakt für das Museum. Die Ausstellungsräume befinden sich in geschlossenen Kuben, die in einer Glashülle zu schweben scheinen. Zwischenräume trennen die Kuben voneinander und erzeugen ein spannungsvolles Raumerlebnis.

Das Büro Bruno Fioretti Marquez, mit Standorten in Berlin und Lugano, gewinnt den 3. Preis. In diesem Entwurf wird die Portalruine des Anhalter Bahnhofs weitergebaut und bündig in die neu entstehende Gebäudefassade integriert. Die BesucherInnen werden zum Spurenlesen in der Architektur eingeladen. Die Außenmauern des kubischgeschlossenen Baukörpers verbergen ein Sheddach, das die Museumsräume von oben belichtet. Ein hohes Foyer zitiert die Vorhalle des einstigen Bahnhofs.

Bis zum 17. Oktober 2020 können alle zehn Entwürfe im Foyer der Staatsbibliothek in Berlin angesehen werden. Weitere Informationen finden Sie unter www.stiftung-exilmuseum.berlin.

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