Zumthor für neues Tor

Der Schweizer Architekt Peter Zumthor plant für den Kurort Isny im Allgäu ein Stadttor mit Café

Noch führt die Bundesstraße B 12 mitten durch die 14.000-Einwohner-Stadt in der südöstlichsten Ecke des Landes Baden-Württemberg. Doch wenn im Laufe dieses Jahres die Umgehungsstraße mit Tunnel eröffnet und der Verkehr um die Stadt herum geleitet wird, bietet sich die einmalige Chance, den südlichen Bereich der Altstadt zu sanieren und aufzuwerten. 

Die Ausgestaltung und Inszenierung eines „Türme-Tore-Mauer-Stadtgraben“-Konzeptes soll ein wesentlicher Bestandteil der Sanierung sein. Der so genannte „Zähringer Grundriss“ der ehemaligen freien Reichsstadt ist bis heute mit Stadtmauer und Grüngürtel als historische Wehranlage weitgehend erhalten. Von den einstmals vier Stadttoren stehen nur noch zwei. Das frühere Obertor, 1830 aus verkehrstechnischen Platzgründen abgerissen, soll nun nach Plänen von Peter Zumthor wieder aufgebaut werden. 

„Es gibt offenbar eine Sehnsucht nach einem Stadttor“, sagt Peter Zumthor. Ihn reizt, „etwas zu schaffen, das etwas zu tun hat mit der Sehnsucht, diese Wunde zu heilen“. Und er fügt hinzu: „Es ist interessant zu schauen, ob man dem eine zeitgenössische Form geben könnte – keine anmaßende, arrogante Form, sondern eine, die die Umgebung freundlich begrüßt.“ Zumthor findet es außerdem reizvoll, „dem eine heutige Nutzung zu geben.“Ein Café, sagt er, „könnte etwas Schönes sein“ – und gleichzeitig Ort  für Kulturveranstaltungen werden. Doch nicht alleine Sehnsucht und Romantik haben den Architekten für das Projekt eingenommen, sondern auch städtebauliche Gründe. Dort, wo einst das Obertor stand, „fehlt nicht nur ein Tor, sondern auch die Mauer. Es entstand eine ungeordnete Lücke“. Im November hatte Zumthor Isny einen Besuch abgestattet. Es sei „ein herziges Provinzstädtchen“, findet er. 

Von Seiten der Stadt Isny hat man viele Ideen, was aus einem solchen Tor und den weiteren Türmen in der Stadt zu machen wäre. Ein Alleinstellungsmerkmal und ein Besuchermagnet, wie man sich ihn in Isny wünscht, wäre ein Zumthor-Gebäude allemal. „Peter Zumthor zeichnet sich durch eine Architektur aus, die auf die Umgebung Bezug nimmt und oft mit den Einflüssen der Belichtung spielt. Ihm vertrauen wir die Aufgabe gerne an, ein für Isny passendes Tor zu entwerfen“, sagt der Isnyer Bürgermeister Rainer Magenreuter. „Wir sind gespannt auf seinen Entwurf, über dessen Umsetzung dann im Gemeinderat entschieden werden wird.“ 

Auch Architekt Peter Zumthor findet an der Idee, in der historischen Altstadt im 21. Jahrhundert ein neues Stadttor zu bauen, großen Gefallen - „zumal ich Zumthor heiße“, scherzte er.

Internet: www.isny.de

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