Tadao Ando in Deutschland

Steinskulpturenmuseum für die Fondation Kubach-Wilmsen in Bad Münster am Stein fertiggestellt

Geld ist nicht alles, manchmal müssen noch andere, wesentliche Dinge dazu kommen, dass ein Architekt wie Peter Zumthor oder Tadoa Ando sich bereiterklären, für eine kleine, privat initiierte Bauaufgabe den Zeichenstift in die Hand zu nehmen. Peter Zumthor tat dies vor Jahren für eine Kapelle bei Wachenau, Tadao Ando jetzt für ein Skulpturenmuseum in Bad Münster am Stein. Beiden Architekturen, so unterschiedlich sie sind, ist gemein, dass sie an Orten entstanden sind, die weit ab vom Glanzgeschäft der Hocharchitektur realisiert wurden … was nicht verhindern konnte, dass man auf der Homepage der Zumthor-Kapelle (eigentlich ja „Bruder-Klaus-Feldkapelle) lesen kann: „Als Reiseziel ausschließlich architektonisch Interessierter ist die Feldkapelle nicht beabsichtigt.“

In Bad Münster am Stein-Ebernburg, einem Kurstädtchen am Rotenfels und beinahe im Rheingrafenstein – eine Mittelgebirgsregion mit beeindruckenden Fernblicken – wird nun, ebenfalls abseits der großen Architekturrouten, das Steinskulpturenmuseum für die Fondation Kubach-Wilmsen eröffnet. Konzipiert ist der Bau von Ando als „Museum in der Landschaft“, das die Natur und die ganze Umgebung mit einbezieht. Eine historische, regionaltypische Feldscheune von 1785 wurde auf dem Museumsgelände wiederaufgebaut und wird als Hauptausstellungsraum genutzt. Die Scheune wurde in ihrer ursprünglichen Bauweise errichtet – Lehmwände, Holzfachwerk und Schieferdach –, lediglich ihre beiden Giebelseiten sind verglast. Der Innenraum lässt den Blick auf die offene Holzkonstruktion frei, wobei eine eingezogene Galerie zusätzliche Ausstellungsflächen bietet.

Das Museum ist als Tageslichtmuseum konzipiert. Auf eine Klimatisierung wird verzichtet, ebenso auf eine künstliche Beleuchtung der Innenräume. Der Zugang erfolgt nicht auf direktem Weg, sondern durch eine schmale und winklig verlaufende Wegführung, was der inneren Sammlung des Eintretenden und seiner Konzentration auf das Wesentliche dienen soll. Die Innenräume zeichnen klar geschnitten und erwartungsgemäß schnörkellos, nur wenige Wandöffnungen erlauben den Blick auf die Außenwelt.

Die Freilichthöfe mit ihren Außenmauern in der charakteristischen Tatami-Struktur bilden einen spannungsvollen Kontrast von Enge und Weite. Rampe und Treppen ermöglichen Blickbeziehungen, Spiegelungen im Wasserbecken lassen die Skulpturen mit der Architektur und der Landschaft korrespondieren. Der Skulpturengarten vor und mitten in der Landschaft wird seit 2001 in die aufgelassenen Weinberge um das Steinskulpturenmuseum integriert. Hier korrespondiert die Kleinlandschaft des geschlossenen Parks mit der größeren Landschaft vor dem imposanten Massiv des Rotenfels. Ein reflektierender Wasserspiegel charakterisiert den oberen Skulpturenhof, eine Kiesfläche den unteren. Die Besucher können sich frei über das ganze Gelände bewegen: entlang der seidenmatt glänzenden Betonmauern, durch den Skulpturenpark, durch die Museumshöfe und im Museumsgebäude selbst. Im Dialog zwischen Skulptur und Natur werden die Menschen die Geschichte des Steins begreifen, die das künstlerische Werk von Wolfgang Kubach und Anna Kubach-Wilmsen ausmachen.

Seit 1992 verfolgten die beiden Bildhauer die Idee eines Skulpturenparks mit angeschlossenem Steinskulpturenmuseum. 1998 gründeten sie zur Realisierung dieses Ziels die gemeinnützige Stiftung „Fondation Kubach-Wilmsen“ in die sie Landbesitz, Großskulpturen und Barvermögen einbrachten. Mitte der neunziger Jahre gelang es ihnen, den international renommierten japanischen Architekten Tadao Ando für den Entwurf eines Museums zu gewinnen. Die Magie des Ortes „Heilquelle“, wo das künstlerische Werk von Kubach-Wilmsen entstand, der Zusammenklang der Steinskulpturen mit dem Massiv des Rotenfels und nicht zuletzt die Begeisterung und Überzeugungskraft der beiden Künstler überzeugten den japanischen Architekten. Be. K.

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