James-Simon-Galerie, Berin, Richtfest

Richtkranz über James-Simon-Galerie, Berlin

Der Rohbau deutet an, was hier in 2018 auf Millionen Besucher der Museumsinsel wartet

Wenigstens der Wettergott meint es mit Richtfesten gut, bei welchen Millionenkulturprojekte der Bundesregierung feierlich gekränzt werden. Am vergangenen Mittwoch, 13. April 2016, stieg der Kranz auf der Berliner Museumsinsel jedenfalls in einen fast wolkenlos blauen Himmel. Und so waren die Grußadressen und Ansprachen der Bundesbauministerin Barbara Hendricks, Kulturstaatsministerin Monika Grütters, der Präsidentin des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung, Petra Wesseler (BBR), des Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK), Hermann Parzinger, sowie der Architekten David Chipperfield und Alexander Schwarz von David Chipperfield Architects Berlin ziemlich gut gelaunt. Tenor: Alles im Plan, alles im Kostenrahmen. Wobei die Bundesministerin korrigierend hinzufügte, dass man leider wegen der Baugrundunwägbarkeiten und damit verbundenem Scheitern der ersten hierfür beauftragten Firma hinter dem Zeit- und Kostenplan hänge. Aber wäre das alles nicht gewesen ...

Der Neubau der James-Simon-Galerie nach Plänen von David Chipperfield Architects – der Entwurf kommt von Alexander Schwarz, was auf der Richtfeier nicht sehr deutlich wurde – soll ab 2018 dann das Eingangsgebäude der Museumsinsel sein und entscheidende zentrale Servicefunktionen mit Kartenverkauf, Café, Garderoben, Museumsshop etc. für die Museen übernehmen. Darüber hinaus sind ein Auditorium und Sonderausstellungsflächen vorgesehen.

Die James-Simon-Galerie wird die Besucher zum Rundgang Antike Architekturen im angrenzenden Pergamonmuseum bzw. über das Untergeschoß zur Archäologischen Promenade leiten, die vier der fünf Museen der Insel verbinden wird. Die individuellen Eingänge der Museen bleiben zusätzlich bestehen. Das Gebäude ist Teil des Masterplans Museumsinsel, der 1999 beschlossen wurde, um das UNESCO-Welterbe zu bewahren und gleichzeitig zu einem zeitgemäßen Museumskomplex umzugestalten. Gesamtkosten mit Humboldt-Forum ca. 2 Mrd. €. (da ist sicher noch Luft nach oben).

Als Monika Grütters nach Barbara Hendricks ans Mikrofon trat – die Bundesbauministerin hatte den Entwurf als „klaren Baukörper in zeitgenössischer Form und Materialität“ gelobt und die „große Freitreppe [als] eine imposante Willkommensgeste für die gesamte Museumsinsel“ – da war der wohlgelaunten Kulturstaatsministerin noch nicht bekannt, dass nur wenige Stunden nach ihrem Auftreten der Bundestag den Baustopp für ein anderes „ihrer“ Projekt verordnete: für das Einheits- und Freiheitsdenkmal vor dem Schloss. Das sollte nach aktuellen Schätzungen nicht mehr nur 10 Mio. €, sondern gleich 15 Mio. € kosten. Da die gerne auch „Einheitswippe“ genannte goldfarbene Schale nicht sonderlich beliebt war, wird der Baustopp das Aus für dieses Denkmal bedeuten.

Hiervon natürlich unbeeindruckt konnte Kulturstaatsministerin Grütters sich noch freuen, dass „der Masterplan Museumsinsel eine Erfolgsgeschichte" sei. Immerhin der.

Als SPK-Präsident Hermann Parzinger in seiner Rede darauf hinwies, dass „die James-Simon-Galerie [...] die Museumsinsel Berlin ins 21. Jahrhundert [transformiert]“, mochte mancher sich daran erinnern, dass der erste Entwurf – der kam von David Chipperfield – als zu banal, zu nüchtern und zu wenig spektakulär auch bei der Stiftung durchgefallen war. Dass der Entwurf nun „die klassischen Elemente von Schinkel und Stüler auf[greift]“ und „sie in der Sprache unserer Zeit [interpretiert]“, was „das Haus harmonisch in das historische Ensemble ein[fügt]“, könnte verwirren, denn die Interpretation des Klassischen durch das Zeitgenössische ist äußerst dezent ausgefallen.

Zwiespältig sind die Eindrücke angesichts dessen, was gerade zu sehen und möglicherweise auch erst nur zu ahnen ist. Der Betonwerkstein für die Fassadenelemente und die 92 rund 9 m hohen Stelen ist weniger sandsteingelb, als die Visualisierungen versprochen haben. Auch wundert man sich – zunächst – darüber, dass Chipperfield Architekten mit dem langgestreckten Kolonnaden-Baukörper die Westfassade des Neuen Museums zustellen. Hier hatte Chipperfield eine zwar nicht unumstrittene aber aus Autorensicht geniale zeitgenössische Ergänzung des historischen Fassadenbilds gewagt. Die wird man nun nur noch vom Foyer der James-Simon-Galerie aus wahrnehmen können.

Andererseits wird die Ergänzung des Ensembles, die dort steht, wo vor dem Inselumbau das Hauptsteueramt seinen Platz hatte, über den Anschluss an die Kolonnaden des Neuen Museums und die Fassung der Insel an ihrer Uferkante einen Platz von ganz eigener, sehr urbaner wie zugleich intimer Qualität schaffen. Die große Freitreppe (mit Auditorium darunter), das Café, seine Funktion als Verteiler für die Museumsbesucher und nicht zuletzt seine weithin wahrnehmbare Öffnung zum Lustgarten hin werden diesen Platz, der unbedingt noch zu möblieren ist, zu einem der attraktivsten in Berlin machen. Und davon gibt es leider viel zu wenige.

Die kommenden Monaten werden dem Einbau der Fenster gewidmet sein – nicht im von den Quadratsäulen gefassten Terrassenbereich, der bleibt Wind und Wetter offen – sowie dem technischen Gebäudeausbau, dem im Jahr 2017 der Innenausbau folgt. Die Herstellung des "Neuen Hofes" zwischen James-Simon-Galerie und Neuem Museum soll ebenfalls 2017 erfolgen. Die Eröffnung der James-Simon-Galerie ist für 2018 vorgesehen.

Benannt wird das Gebäude nach dem Berliner Unternehmer James Simon (1851-1932), der als einer der bedeutendsten Mäzene der wilhelminischen Ära gehandelt wird, insbesondere auch deshalb, weil die Staatlichen Museen zu Berlin diesem Mann zahlreiche hochkarätige Werke zu verdanken hat. Darunter die weltberühmte Büste der Nofretete und das Ischtar-Tor, beide hochaktuelle Posten in der Diskussion um Restitution und kulturelles Selbstverständnis eines aufgeklärten Kulturlandes Deutschland. Be. K.


Weitere Informationen zur Baumaßnahme finden Sie auf den Webseiten des Bundesamtes fürBauwesen und Raumordnung und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.

Informationen zum Masterplan Museumsinsel finden Sie auch unter: www.museumsinsel-berlin.de.

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