Ralf Schüler gestorben

Der Architekt des ICC Berlin verstarb am 10. März in Berlin

Er baute das ICC - und hätte es gerne weitergebaut - und den berühmt berüchtigten "Bierpinsel": Der Architekt Ralf Schüler, der mit seinen Hochbauten dem Berlin im Westteil eine gewisse Note mitgegeben hat, ist tot. Der Architekt und Hans Dampf in allen ICC-Gassen starb bereits am vergangenen Donnerstag im Alter von 80 Jahren. Zusammen mit seiner Frau Ursulina Schüler-Witte (78) entwarf er neben dem umstrittenenen wie jetzt jedoch sanierungsgeplanten ICC auch das Denkmal für Rosa Luxemburg am Landwehrkanal (auf eigene Rechnung), die Kuppel der U-Bahnstation Nollendorfplatz sowie diverse Brücken. Nach der Wende baute er das Rathaus von Berlin-Hellersdorf.

Ralf Schüler führte gemeinsam mit seiner Frau seit 1967 ein gemeinsames Architekturbüro. Beide hatten an der TH Berlin unter anderem bei Hans Scharoun studiert. Erste Erfahrungen sammelte das Ehepaar im Büro des Kollegen Bernhard Hermkes. Mit seinem siegreichen Entwurf für das ICC 1965 ging das Architekten-Duo in die Selbstständigkeit.

Neben Fritz Bornemann (Deutsche Oper, Freie Volksbühne), Werner Düttmann (Akademie der Künste, Mehringplatz) und Georg Heinrichs (Autobahnüberbauung Schlangenbader Straße, Forum Steglitz) gehörte das Ehepaar Schüler zu den wichtigsten Architekten im West-Berlin der 60er bis 80er Jahre. Mit neuen Baustoffen und der Betonung auf technische und konstruktive Aspekte schufen sie homogene, monolitisch skulpturale Bauten, Beispiele hierfür sind die beiden Berühmtheiten ICC oder das Turmrestaurant "Bierpinsel".

Zu seinem 80. Geburtstag am 26. Oktober 2010 hatte Schüler noch der Berlinischen Galerie Entwürfe, Pläne und Modelle überlassen. Die Dokumentation umfasst rund 244 Projekte aus den Jahren 1946 bis 2007 sowie 3000 Zeichnungen, Originalpläne und Skizzen der 95 wichtigsten Projekte. Wer diese Unterlagen jetzt nutzt, das Lebenswerk und hier insbesondere die Detailfülle des Congress Centrums gegen Angriffe der auf Zweckmäßigkeit orientierten Sanierer zu achten, ist nicht bekannt. Schülers liebstes Kind jedenfalls hat mit dem Tod eines seiner Erfinder einen deutlichen Schritt herausgetan, aus der all umsorgenden Obhut.

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