Menschen

Am 11. August wurde er 90 Jahre alt: Peter Eisenman. Ein unbequemer, sehr eigener Kopf, meist in schwarzem Anzug mit Fliege. Fast alles, was er schließlich baute, folgte einer philosophischen Haltung, die sich in dem wunderbaren Sammelwerk „Aura und Exzess – Zur Überwindung der Metaphysik der Architektur“ (Passagen Verlag) exakt und zugleich kaum weniger vage ausdrückt. An der Aura der Architektur zu arbeiten, ist ihm – der bis heute sein Büro Eisenman Architects in New York führt – wesentlicher, als an Fragen des Komforts oder statischer Komplikationen; das machen ja schon alle anderen. Dennoch ist sein gebautes Werk umfangreich, der Vorlass an das Canadian Center for Architecture CCA gi­gantisch: ca. 43 851 Zeichnungen, 1 250 Modelle, hunderte Fotografien, CDs, Videokassetten und tatsächlich: eine Floppy Disk! In Deutschland hat er ein paar Häuser gebaut. Das bekannteste Werk aber ist das damals wie heute umstrittene und auch von ihm selbst kritisch betrachtete Holocaust-Mahnmal in Berlin. Glückwünsche zum runden Geburtstag nach NYC.

Wer kennt noch Ursulina Schüler-Witte? Wohl wenigen ist der Name der Architektin bekannt. Bekannter ist ihr Hauptwerk, das ICC Internationales Congress Centrum, das sie mit ihrem Mann, Ralf Schüler, in den späten 1970er-Jahren in die Berliner Welt brachte. Und weil sie sich länger schon zurückgezogen hatte – auch im Kampf gegen die Abriss-Ideen der mit dem ICC überforderten Bundeshauptstadt – kommt die Meldung von ihrem Tod erst über eine späte Todesanzeige ans Licht, die den Nachlass verwaltende Berlinische Galerie schaltete. Mit 89 Jahren ist im Mai eine Architektin gegangen, deren Werk, das sie mit Ralf Schüler verantwortet, noch zu entdecken ist. Und wer ein ICC oder das „Bierpinsel“ genannet Restaurant entworfen hat, der muss einfach noch ein paar Kleinodien im umfangreichen Œuvre haben.

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