Jetzt wird’s also doch teurer; und später fertig

Hamburger Elbphilharmonie-Bauprojekt sendet aktuelle Disharmonien in die weitere Runde

Jetzt wird’s also doch teurer; und später fertig auch, viel zu spät. Eigentlich sollte die Musikhalle mit Luxuswohnkranz schon 2010 im Hamburger Hafen eröffnen, doch das Leuchtturmprojekt der Hanseatenstadtnr. 1 entwickelte mehr und mehr Eigendynamik: unvorhergesehene Mehraufwendungen für die Gründung, für die Haustechnik und jetzt also auch noch für den Bauunternehmer und die Architekten. Ob die der zweistellige Millionenbetrag mehr auf ihrem Schweizer Konto freut kann fast bezweifelt werden, die Elbphilharmonie nervt nämlich so langsam alle. Nicht bloß die Opposition, die jetzt auf einmal nicht mehr mitziehen möchte … aber was soll sie sonst, wo schon so viele Millionen investiert sind, Herr SPD-Fraktionschef Michael Neumann? „Fassungslos“ zeigte sich dieser Herr ob der letzten Hochrechnungen, die die 300 Mio. € längst hinter sich ließen. Als hätte er an ein Märchen geglaubt … fassungslos.
 
Seriöse Rechner gehen mittlerweile von einer halben Mrd. € aus, deutlich zu viel für einen Bau, der eigentlich durch Spenden und Steueraufkommen finanziert wird, dessen Nutzung am Ende – abgesehen von der Musikhalle für die Philharmonie und einigen öffentlich zugänglichen Terrassen – privaten, ja privatesten Charakter haben wird; Wohnen für die, die vielleicht zum wunderbar hohen Spendenaufkommen beitrugen, angeblich sind fast 80 Mio. € eingesammelt worden, den wacklig gewordenen Bau auf dem wackligen Kai-Speicher Nr. 1 zu sichern (80 Mio. € … die fehlen zur Zeit für die Fassadenarbeiten am Nochnichtschloss in Berlin, pikanterweise von einem Hamburger den Berlinern versprochen!).
 
Von „größtmöglicher Kosten- und Terminsicherheit“ ist gerade die Rede, doch wers schon länger verfolgt, konnte solche Worte schon damals lesen, als alle noch euphorisch vom Elbwunder sprachen. Es wird ein Wunder, man mag nur hoffen, kein blaues! Heinrich Lee

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