Great teacher, a preacher, and a holy fool
Ende Oktober 2012 starb in New York der großartige Lebbeus Woods 22.01.2018Er mache keine Science-Fiction Architektur, er wolle mit seinen Entwürfen aber auf die Möglichkeiten zurückgreifen, die ein Architekt hat, wenn er keinerlei Vorschriften, Etats, keine Rechnerleistungsgrenzen oder Materialvorgaben zu beachten habe. Also doch die Zukunft? Wer das umfangreiche grafische Werk Lebbeus Woods anschaut, wird gleich an Zukunft denken, an Fantasien eines Fantasten, und vielleicht ganz am Ende die Vision erkennen, die dem Lehrer, Forscher, Kritiker und Architekten immer vor Augen war. Lebbeus Woods starb jetzt überraschend am 30. Oktober 2012 in seinem Loft in Manhatten, er wurde 72 Jahre alt.
Woods begann seine Architektenlaufbahn – er hat allerdings gerade einmal ein Haus fertiggestellt – 1964 im Büro Eero Saarinen and Associates. Von hier aus gründete er gleich sein Studio, in welchem er die Architektur als eine Möglichkeit, in der Welt zu überleben, zu entschlüsseln versuchte. Seine meist dekonstruktivistischen Raum- und Gedankenmodelle, seine dunklen Bilder von einer Welt, wie sie sein könnte, resultierte aus seiner überrealisten Reflexion sozialer wie politischer Zustände in den USA wie in der von den USA bestimmten Mitwelt. Woods kuratierte Ausstellungen, organisierte Kongresse, schrieb Bücher – so mit anderen „Anarchitecture: Architecture Is a Political Act“, „Lebbeus Woods: Experimental Architecture“, „System Wien“, „The Storm and the Fall“, oder „Radical Reconstruction“.
Doch noch mehr, als er selbst schrieb, wurde über ihn geschrieben, insbesondere in den USA, wo er als Lehrer an verschiedenen Hochschule unterrichtete. Seine Zeichnungen, Modelle und Konzeptpapiere sind in den großen Museen der Welt präsent, so in den New Yorker Museen, dem Museum of Modern Art, dem Whitney Museum of American Art und dem Cooper-Hewitt National Design Museum; in Wien im Museum für angewandte Kunst und in der Fondation Cartier pour l’art contemporain, Paris.
Woods hatte jahrelang einen Blog aufgebaut, dessen letzter Eintrag vom August 2012 fast schon wie ein Abschied auf immer zu lesen ist: „The days of regular posting on the LW blog are over. There are several reasons for this. For one thing, at my age and stage of life, with various health and other issues, my time and energy are limited. For another, I have begun writing a book that soaks up what time and energy I [...]“
In San Franzisco im SFMOMA ist ab dem 16. Februar eine große Ausstellung mit Arbeiten von Woods geplant, nach Auskunft der assestierenden Kuratorin, Jennifer Dunlop Flechter, wird die Ausstellung wohl so geplant, als sei Woods noch am Leben, es werde also keine abschließende Retrospektive. Lebbeus Woods hat, neben dem, wie er schrieb, völlig neuen Buch, an dem er gerade arbeitete (es sollte bilderlos werden), mit der Ausstellungsgestaltung sein letztes Werk abgeliefert. Man vermisst ihn als Lehrer und Menschen heute schon.
„He influenced many architects, as well as moviemakers and artists of all sorts. He is the hidden force behind some of the best work being made today, and I wish he could have lived to see more of it come to fruition. He was a great teacher, a preacher, and a holy fool. It seems fitting that he passed away in the middle of our lifetime’s largest storm. I imagine him drawing it, channeling it, and refining it into architecture until his last breath and his last line.“ (Aaron Betsky). Ein groß(artig)er und verehrter Lehrer, ein sanfter Prediger und ein Heiliger Narr … was wollte man mehr sein? Be. K.