Ganz schön hoch, aber auch nicht mehr

Am 4. Januar 2010 wurde der Burj Chalifa in Dubai feierlich pompös eröffnet

Am 4. Januar 2010 war es soweit, der Turm zu Dubai wurde mit einem gigantischen Feuerwerk feierlich pompös eröffnet. Und obwohl der 828 m hoch aufragende Turm – eigentlich ein Türmeensemble – ein schnöder wie zugleich genialer Ingenieurbau ist, fand er sich in allen Nachrichten, Print, online, Fernsehen und Radio.

Das jetzt offiziel Burj Chalifa genannte welthöchste Gebäude, das nach dem Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate, Scheich Chalifa bin Said al-Nahjan, benannt wurde, endet in 828 m Höhe in einer Antennenspitze. Direkt darunter einige Technikgeschosse sowie schließlich 160 Wohn-, Büro- und weitere Geschäftsebenen. Der metallisch gläsern glitzernde Turm wurde bei SOM erdacht und hat rund 1,3 Milliarden Euro gekostet (oder auch 2,7 Mrd. Euro, die Zahlen hierzu schwanken deutlich mehr, als der Turm in seiner Spitze bei Sturm schwanken soll: nicht mehr als 1,4 m!).

Zur Zeit der Grundsteinlegung 2004, dem Jahr, in welchem der Taipeh 101 mit 509 m Höhe höchstes Gebäude der Welt wurde, war noch nicht klar, wie hoch der Burj Chalifa ein paar Jahre später werden sollte, von 700 m war die Rede ebenso, wie man von der magischen Kilometergrenze munkelte. Ein paar Monate vor seiner Fertigstellung erfasst auch die Golfregion und insbesondere Dubai die weltweite Finanzkrise, Immobilienpreise halbierten sich zum Teil. Doch die Scheichs blieben trotz Milliardenlöchern optimistisch, die internationale Anlegerschaft blieb – zumindest beim Turm – dabei, angeblich zog niemand derjenigen Käufer, die die Luxuswohnungen innerhalb von nur acht Stunden komplett kauften, sein Angebot zurück.

Chefingenieur des Projekts, William F. Baker, vom Architekturbüro SOM in Chicago, erklärt, warum der Turm, der trotz seiner alles überragenden Höhe so schlank gebaut werden konnte. Die Konstruktion läßt sich als „buttressed core", zu deutsch etwa abgestützter Kern umschreiben: „Wir haben drei Gebäudesäulen genommen und sie an einer zentralen Achse zusammengeführt, wie bei einem Windrad. Jeder Arm stützt die beiden anderen ab. In der Mitte zogen wir eine sechseckige Achse ein, dort sind die Aufzüge. Die Achse ist sehr steif und verhindert, dass sich der Turm verwindet."

Etwa alle acht Etagen verjüngt sich das Gebäude, indem jeweils eine der drei ovalen Gebäudesäulen ein Stück nach innen rückt. Während man im Hinaufblicken einem sehr massivem Sockel gegenübersteht, wirkt der Turm aus der Fernansicht extrem schlank.

Bis zu 12.000 Arbeiter, von denen die gutverdienenden etwa 12 Euro je Arbeitstag erhielten, waren jeden Tag auf der Baustelle. Zweimal streikten sie kurz für bessere Bedingungen und mehr Geld. Im Schnitt wuchs der Turm alle drei Tage um eine Etage. Wegen der Hitze wurde der Beton mit Eis vermischt und vor allem nachts gegossen.

Und weil solcherart Giganten sich leicht in verblüffende Zahlenreihen kleiden lassen, machen wir das hier auch einmal: 330.000 Kubikmeter Beton und 103.000 Quadratmeter Glas wurden in 22 Millionen Arbeitsstunden verbaut. Das Gewicht des leeren Gebäudes beträgt 500.000 Tonnen. Der Burj Dubai hat 200 Stockwerke, von denen 160 bewohnbar sind. Die Gesamtfläche beträgt 526.760 m², 171.870 m² davon werden als Wohnfläche und 27.870 m² für Büros genutzt. Der Turm besitzt die höchst gelegene Aussichtsplattform eines Turmes, das höchst gelegene Schwimmbad eines Turmes und das höchst gelegene Restaurant eines Turmes.

Auf der Webseite des Burj heißt es, mit dem heutigen Tag werde nichts Geringeres als "ein weiteres Kapitel der Weltgeschichte" aufgeschlagen und die staatliche Nachrichtenagentur erklärt, der Turm zeige, dass Dubais Herrscher recht habe mit seinem - angeblich berühmten - Ausspruch: "Andere reden, wir vollbringen es.“ Aber vergleicht man diese Ingenieursleistung mit der Mondlandung, ist sie eben doch nur das Ergebnis hervorragenden Handwerks, das vielleicht weniger begeistert, als der erste Gesang eines Vogels am frühen Morgen nach einem langen Winter. 828 m? Na und!

 

P.S.: Den Titel „welthöchstes Gebäude“ darf der Burj Chalifa erst dann tragen, wenn er komplett bezogen ist; das soll Anfang September 2010 der Fall sein. Be. K.

P.P.S: Hier anbei ein Video von der Turmspitze aus; das Zittern der Handykamera deutet den Adrenalin-Spiegel an, der sich in den Blutbahnen des Kameraamateurs aufgebaut hat ... man zittert mit ein wenig!

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