Elements of Architecture
Rem Koolhaas und seinem Team gelingt in Venedig der Blick auf das Elementare der Architektur. Was machen wir jetzt damit? 22.01.2018Rem Koolhaas, internationaler Star der Architekturszene und seit langem in das Geschäft der Architekturbiennale in Venedig involviert – und gerne dort ausgestellt als einer der Stars – hat es uns versprochen: Die 14. Architekturbiennale soll sich wieder der Architektur widmen und weniger denjenigen, die wir gerne als Stararchitekten/-architektin (davon gibt es bloß eine) bezeichnen. Drei Ausstellungsschwerpunkte wurden unter dem Gesamttitel „Fundamentals“ hierfür gewählt. Wobei der Arbeitstitel „Absorbing Modernity 1914–2014“ für den einen Schwerpunkt (Nationenbeiträge in den Giardini) und „Monditalia“ für den zweiten Schwerpunkt in den Arsenale eher der Aufarbeitung von Kultur- und/oder Architekturgeschichte dienen und weniger der essentiellen Suche nach dem Essentiellen, eben den Grundelementen des Bauens.
Das hat in den letzten Jahren ein Heer von Studenten und Assistenten, von Redakteuren und tatsächlich, auch von Architekten gemacht. Unter fünfzehn (es hätten durchaus mehr sein können) Kapiteln wie Wand, Boden, Decke, Dach, Treppe, Fenster etc. subsummierten diese Forscher akribisch das Meiste, was zu den Elementengruppen zu finden war. Längst Vergessenes, noch nicht Gedachtes, häufig Praktiziertes. Fokus: möglichst weltweit. Das Sammelergebnis präsentiert Koolhaas mit Team im zentralen Pavillon, dem Padiglione Italia, der längst als Gastgeberpavillion die zentralen Ausstellungen inszeniert und nicht mehr italienische Befindlichkeiten. Fünfzehn Kapitel, 17 Räume.
Begleitet wird die Ausstellung des Elementaren durch eine Publikation in 15 Bänden, die alle unter ihrem Kleinformat leiden (Lesbarkeit!), ansonsten jedoch das Thema historisch, funktional, multikulturell und grafisch anspruchsvoll aufbereitet erweitern (dazu die Rezension in DBZ 08 2014).
Informationsflut, Ausstellungsdesign, Inszenierung von Räumen und Situationen, alles das macht „Elements of Architecture“ tatsächlich zu einer Schau, die nicht unbedingt in Venedig zu erwarten gewesen wäre. Dass sie nötig war – als Bruch mit dem schon scheinbar zementierten Laufstegkonzept der Ausstellung seit Jahren schon – wird niemand bestreiten wollen. Dass sie alles andere als trocken akademisch daher kommt können nur die sagen, die sowieso immer etwas zu nörgeln haben. Die Frage allerdings, was wir nun damit machen sollen, diese Frage hat Rem Koolhaas nicht beantwortet. Kann er ja auch nicht, dafür warten ja schon wieder andere Aufgaben auf den umtriebigen Stararchitekten, dessen Bauten manchmal trotz aller Theorie dahinter eigenartig kommerziell daher kommen. Be. K.
Elements of Architecture
Hauptausstellung in den Giardini im Padiglione Italia, noch bis Mitte November 2014, täglich 10-19 Uhr. Kataloge (auch einzeln) bei Marsilio, Venedig, sowie in den Buchläden auf dem Biennale Gelände (Arsenale und Giardini).