Delikat und kraftvoll, präzise und geschmeidig

Kazuyo Sejima und Ryue Nishizawa, SANAA, werden mit dem Pritzker Preis ausgezeichnet

Es gibt Dinge im Jahr, nach denen kann man seine innere Uhr stellen. Weihnachten beispielsweise, Ostern. Oder die Bundesliga. Seit 1979 gibt es eine weitere Jahreskennung, und die kommt aus Los Angeles: Wer in diesem Jahr der oder die Pritzker Preis Ausgezeichnete ist. Vielleicht aus diesem Grunde aber sicherlich auch wegen seiner hohen Dotierung wie dem großen Renommee wird der Preis gerne mit dem Nobelpreis vergleichen; den es – bis heute jedenfalls – noch nicht für die Architektur gibt.

In diesem Jahr also geht die von der Hyatt Stiftung vergebene Auszeichnung nach Japan: Preisträger sind Kazuyo Sejima und ihr Kollege Ryue Nishizawa. Besser bekannt sind die Gründer unter dem Akronym SANAA, ihrem Gemeinschaftsbüro in Tokio (denn neben diesem hat jeder der beiden noch eine eigene Marke). Hatten in diesem Jahr – auch hier scheint der Nobelpreis Vorbild zu sein – viele schon auf einen anderen Kandidaten gewettet, überrascht es dennoch nicht, dass mit SANAA ein Büro ausgezeichnet wurde, das unbestritten zu den Top Ten der gegenwärtigen internationalen Architekturszene gerechnet werden muss.

Nach Deutschland kamen sie vor Jahren mit der fensterdurchlöcherten, filigranwandigen Zollverein School in Essen www.zollverein-school.de, in der Schweiz, in Lausanne wurde gerade eben das Rolex Learning Center eröffnet. Im nordfranzösischen Lens wird derzeit eine Louvre-Dependence nach SANAA-Plänen realisiert, die wohl in 2012 eröffnet wird. Gleichfalls aktuell ist die Ernennung Kazuyo Sejimas zur Kuratorin der Architektur-Biennale in Venedig. Und nicht zuletzt, aber schon im vergangenen Jahr doch mit Blick auf die ebenfalls dort vertretenen KollegInnen eine Auszeichnung, ist SANAA’s Pavillonbau für die Serpentine-Gallery in London zu nennen.

Als „delikat und kraftvoll“ (das „delicate“ sollte man wirklich nicht übersetzen wollen!) bezeichnete der ständige Jury-Vorsitzende Lord Palumbo die Arbeiten SANAA’s als „präzise und geschmeidig“, ohne dabei jedoch auf Effekte oder Vordergründiges abzuzielen. Die Ausgezeichneten bedankten sich in fast zu erwartender Bescheidenheit: Kazuyo Sejima ist der Preis zusätzlicher Antrieb fortzufahren, „wonderful architecture” in die Welt zu setzen, und Ryue Nishizawa gibt die Auszeichnung eine „dynamische Energie, die ich niemals zuvor spürte“.

Am 17. Mai wird der mit 100.000 US-Dollar dotiert Preis in New York an SANAA überreicht werden. Er wurde von dem Chicagoer Unternehmer Jay A. Pritzker und dessen Ehefrau Cindy gestiftet. Die Familie besitzt unter anderem die internationale Hyatt-Hotelkette. Zu den bisherigen Preisträgern gehören neben Frank Gehry auch der Italiener Renzo Piano, der Niederländer Rem Koolhaas, die Schweizer Jacques Herzog und Pierre de Meuron, der Brasilianer Oscar Niemeyer und der deutsche Architekt Gottfried Böhm. 2004 erhielt mit der aus dem Irak stammenden britischen Architektin Zaha Hadid erstmals eine Frau den renommierten Preis. Im vergangenen Jahr wurde der Schweizer Architekt Peter Zumthor ausgezeichnet.


Glückwünsche gen Tokio! Be. K.

Weitere Informationen zu

Pritzker Price

SANAA


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