Textile Räume schaffen

Das Studio „Inside Outside“ ist spezialisiert auf die Gestaltung räumlicher Kompositio­nen mit weichen, biegsamen Materialien, die Bewegung und sich ständig wechselnde Effekte erzeugen. Dabei verwenden die Designer:innen die unterschiedlichsten Materialien, die das Thema „Vorhang“ mit ganz neuen Attributen versehen und auf die unterschiedlichsten Gebäudetypologien Einfluss nehmen, sei es ein Museum, ein Hotel oder eine Kunstgallerie.

Text: Petra Blaisse

In einer Szenografie, die 2013 für den Komponisten Calliope Tsoupaki für die Konzert-Tournee von „Narcissus“ entwickelt wurde, entwarf Inside Outside einen Vorhang aus transparentem, silbernem Voile, der von mit Helium gefüllten Ballons getragen wurde, wodurch die Vorhänge völlig unabhängig von der Architektur wurden. Einschließlich eines schwarzen, aufrollbaren, reflektierenden Bodens war es eine flexible Intervention für ein Wanderkonzert, die an jeden Veranstaltungsort passte
Foto: Inside Outside

In einer Szenografie, die 2013 für den Komponisten Calliope Tsoupaki für die Konzert-Tournee von „Narcissus“ entwickelt wurde, entwarf Inside Outside einen Vorhang aus transparentem, silbernem Voile, der von mit Helium gefüllten Ballons getragen wurde, wodurch die Vorhänge völlig unabhängig von der Architektur wurden. Einschließlich eines schwarzen, aufrollbaren, reflektierenden Bodens war es eine flexible Intervention für ein Wanderkonzert, die an jeden Veranstaltungsort passte
Foto: Inside Outside


Mit Projekten, die von Innenarchitektur, Ausstellungs- und Textildesign bis hin zu Landschaftsarchitektur und der Gestaltung privater Gärten reichen, hat das Designstudio „Inside Outside“ ein reiches und unverwechselbares technisches Know-how aufgebaut. Kürzlich erweiterte das Studio sein Arbeitsfeld um Bodenforschung und die Entwicklung biorezeptiver Textilien. Der Name „Inside Outside“ bezieht sich sowohl auf das ­Arbeitsgebiet als auch auf eine Gestaltungsphilosophie, die über die Innen- oder Landschaftsarchitektur hinausgeht. Das Studio kreiert Umgebungen und architektonische Interventionen in öffentlichen Gebäuden, Parks und privaten Räumen, um eine neue Wahrnehmung von Ort und Zeit zu schaffen; um seinen Besuchern unerwartete, sich ständig verändernde Erlebnisse zu bieten. Die Konzepte hinter den Interventionen des Studios sind ortsspezifisch und innovativ.

Petra Blaisse, Innenarchitektin, Textil-, Ausstellungs- und Landschaftsdesignerin mit künstlerischem Hintergrund, gründete das Studio 1991, stellte ein Team aus Innenarchitekt:innen, Textil- und Modedesigner:innen, Architekt:innen und Landschaftsarchitekt:innen zusammen und führt das Studio seit 2016 mit den Partnerinnen Aura Luz Melis (Architektin) und Jana Crepon (Landschaftsarchitektin).

Textilien jeder Größenordnung und Komplexität sind zur Hauptkompetenz des Studios geworden, wenn es um Innenarchitektur geht. Die Schaffung großformatiger Vorhänge, die durch ihre monumentale Präsenz zu einer flexiblen Architektur werden; seien es kleine und leichte Vliese, die sich im Wind eines offenen Fensters bauschen oder ein schallabsorbierender Wandteppich, der einen Raum belebt. Textilien spielen eindeutig eine Rolle. Von den ersten Projekten in Zusammenarbeit mit dem Architekten Rem Koolhaas und seinem OMA-Team bis hin zum unabhängigen Auftrag für die Architekturbiennale in Venedig (2012) und von jüngsten Projekten wie dem Entwurf der LocHal-Bibliothek in Tilburg (Bestes Gebäude des Jahres 2019, siehe auch DBZ 7/8 2020), zu den Interventionen im Axel-Springer-Haus in Berlin (2021) hat Inside Outside dem Vorhang eine aktive, eigenständige Rolle bei der Lösung zahlreicher technischer und räumlicher Probleme gegeben, wobei er zugleich integraler Bestandteil der Architektur ist.


Foto: Inside Outside

Foto: Inside Outside

 

Vorhänge mit vielen Funktionen

1986, nach sieben Jahren als kuratorische Assis­tentin in der Abteilung für angewandte Kunst des Stedelijk Museums in Amsterdam, begann Petra Blaisse als freiberufliche Designerin zu arbeiten. „Während dieser Zeit wurde ich von Rem Koolhaas (OMA, Office for Metropolitan Architecture) beauftragt, eine Präsentation für den Wettbewerbsbeitrag des Rathauses im Gemeente-Museum/Den Haag zu entwerfen und Ratschläge zu den Innenraumfarben, Oberflächen und Möbeln des Nederlands Dans Theater (NDT) zu geben, sowie dort einen Bühnenvorhang zu entwerfen.“

Die Möglichkeiten, mit Vorhängen Einfluss zu nehmen, sind vielfältig. Sie reichen vom Reflektieren, Blockieren oder Filtern von Licht- und Sonneneinfall bis hin zu schall- oder klima­regulierenden Vorhängen (innen und außen) und Bühnenvorhängen.

Aber Inside Outside entwarfen auch Vorhänge, die ihre eigene Form und ihren eigenen Raum schaffen – wie die „Schall“-Vorhänge um das Auditorium der Kunsthal in Rotterdam (1992) mit integrierten Lautsprechern. Oder solche, die die klassizistische Architektur der Zentralen Halle im Haus der Kunst München aus den 1930er-Jahren, aus dem Gleichgewicht bringen (2004-2007).

Die Vorhanginstallation, die das Studio für den Dutch Pavillon (entworfen in den 1950er-Jahren von Gerrit Rietveld) auf der 13. Architekturbiennale Venedig 2012 entwickelt haben, schafft in den leeren Räumen zwölf unterschiedlich geformte Bereiche. Die Installation (inklusive wechselnder Licht-/Schatten- und Soundeffekte) symbolisiert die Notwendigkeit der Umnutzung bestehender, leerstehender Gebäude mit „einfachen“ und kostengünstigen Mitteln: Fahrradkette, ein paar Motoren, etwas Kabel, Strom und ein Stück Stoff. Dieses „Stück Stoff“ – 34 x 5 m groß, halb opak, halb transparent – bewegte sich zwölf Mal entlang einer sorgfältig entworfenen Bahn. Seine Figur und sein Aussehen änderten sich ständig, während er sich kräuselte, faltete oder sich zusammenrollt. Nach jedem Durchlauf hielt er für 90 Sekunden an, damit die Besucher die Räume erleben konnten. Der Vorhang veränderte nicht nur den Raum und seine visuelle und auditive Atmosphäre mit jeweils unterschiedlichen Positionen, zeigte unterschiedliche Farbkompositionen und Transparenz-/Opazitätsgrade, sondern hatte auch Einfluss auf die soziale Interaktion und Zusammensetzung des Publikums. Manchmal glitt er zwischen die Menschen und trennte sie und manchmal verband er sie, indem er eine Gruppe von Menschen „umarmte“, die sich plötzlich mit völlig Fremden in einem Raum befand.

In De Kunsthal, Rotterdam, umschließt ein Vorhang mit integrierten Lautsprechern den Zuschauerraum. Der Vorhang entfaltet sich über eine spiralförmige Vorhangschiene, die in die Betondecke eingegossen ist. In Aufbewahrungsposition, um eine der Säulen drapiert, wird der Vorhang zur Skulptur oder zu einer in Abendgaderobe gekleideten Persönlichkeit
Foto: Claudi Crommelin

In De Kunsthal, Rotterdam, umschließt ein Vorhang mit integrierten Lautsprechern den Zuschauerraum. Der Vorhang entfaltet sich über eine spiralförmige Vorhangschiene, die in die Betondecke eingegossen ist. In Aufbewahrungsposition, um eine der Säulen drapiert, wird der Vorhang zur Skulptur oder zu einer in Abendgaderobe gekleideten Persönlichkeit
Foto: Claudi Crommelin

 

Grundsätze für die Gestaltung

Die ästhetischen, akustischen und narrativen Qualitäten von Wänden, Böden und Decken sowie die Rolle von Vorhängen im Inneren neu erfinden, Verbindung der Innenwelt mit der Außenwelt zu schaffen und die ober- und unterirdische Lebenswelt draußen zu bereichern – das Studio schafft Umgebungen, die seinen Besuchern unerwartete, sich ständig verändernde Erfahrungen und eine neue Wahrnehmung von Ort und Zeit ermöglichen. Fasziniert von Zufall, Improvisation und Entdeckung sucht Inside Outside immer wieder Bestehendes neu zu erfinden, ein vorgegebenes Programm neu zu interpretieren oder ein altes Dogma zu reformieren.

Architektur Biennale, Venedig 2012: Die Zusammensetzung und das Aussehen des Vorhangs (34 x 5 m) änderten sich ständig. Indem er zwölf Mal für neunzig Sekunden anhielt, zeichnete er nacheinander zwölf Räume – gebogen, dreieckig oder rechteckig –, die unterschiedliche Nutzungsformen, aber auch die zwölf Stunden des Tages und der Nacht symbolisierten. Das Licht, das durch die Glasfassade und die mit Spiegeln ausgestatteten zenitalen Öffnungen drang, warf Schatten in zwei Richtungen: von Ost nach West und von West nach Ost
Foto: Rob t`Hart

Architektur Biennale, Venedig 2012: Die Zusammensetzung und das Aussehen des Vorhangs (34 x 5 m) änderten sich ständig. Indem er zwölf Mal für neunzig Sekunden anhielt, zeichnete er nacheinander zwölf Räume – gebogen, dreieckig oder rechteckig –, die unterschiedliche Nutzungsformen, aber auch die zwölf Stunden des Tages und der Nacht symbolisierten. Das Licht, das durch die Glasfassade und die mit Spiegeln ausgestatteten zenitalen Öffnungen drang, warf Schatten in zwei Richtungen: von Ost nach West und von West nach Ost
Foto: Rob t`Hart

 

Die „Emanzipation“ des Vorhangs

Durch die Erforschung der technischen Lösungen, die ein Vorhang auf wichtige architektonische Probleme bieten kann – Schall, Ultraviolett-Strahlung, Schatten, Licht, Klima, temporäre oder flexible Wände oder Bildschirme, Bewegung und Veränderung, menschliche Interaktion – haben Inside Outside dem Vorhang ermöglicht, sich zu „emanzipieren“ – nicht nur mit dem eigenen Klischee zu brechen, sondern auch mit einer Architektur, deren Anwesenheit nicht mehr die bestimmende Kraft ist – manchmal nicht einmal notwendig. ­Petra Blaisse: „Diese Orientierung an technischer Leistungsfähigkeit (offensichtlich in öffentlichen Gebäuden) und die Integration der wachsenden Zahl von Restriktionen – und dabei nicht auf Schönheit‚ Spontanität und Eleganz zu verzichten – trägt zur Emanzipation des Vorhangs bei.“

Warum Textil?

Ein einfacher Stoff ist anfällig für Metamorphosen jenseits aller Vorstellungskraft. Stoff kann auf viele verschiedene Arten behandelt werden und wird zu einer lichtfilternden Decke, einem skulpturalen Objekt. Er ist mehr oder weniger imposant, bildet eine flexible Oberfläche, einem transparenten Bildschirm. Textilien können Offenheit und Weite schaffen. Schlitze und Öffnungen lassen uns durch die dicksten Stoffe sehen. Die dünnsten Schleier erlauben es, die Sicht zu versperren. Textil ist fließend, Bewegung. Es ist ständige Veränderung und Überraschung.

Die drei folgenden Beispiele zeigen die Bandbreite der Möglichkeiten auf verschiedene Anforderungen mit textilen Materialien Räume zu gestalten. 

 

LocHal Tilburg I Raumteilende Textilvorhänge

In Zusammenarbeit mit Civic Architects, Braaksma & Roos und Arup-Ingenieuren entwarfen Inside Outside die Umwandlung des LocHal von einer Lokomotivwerkstatt zu einer öffentlichen Bibliothek, einem flexiblen Arbeitsraum und einem Kulturzentrum. Es ist ein Ort, an dem Wissen und Kultur nicht nur „konsumiert“, sondern von Partnern wie der Kunstorganisation Kunstloc, Brabant C und den Co-Working-Einrichtungen von Seats2Meet produziert werden. Das vielleicht auffälligste Merkmal des neuen LocHal ist seine schiere Größe mit einer Grundfläche von 90 x 60 m und einer Höhe von 15 m.

Inside Outside schuf eine „gestufte Landschaft“, die die Gesamtheit des zweischiffigen Gebäudes verbindet und öffnet und das ursprüngliche Gebäude unberührt lässt. Die geneigte Oberfläche der Treppenanlage teilt das Innere des Gebäudes in einen dunkleren, intimen Raum (unten) und einen tageslichtdurchfluteten, „schwerelosen“ Raum (oben).

In Zusammenarbeit mit dem Textilmuseum in Tilburg hat das Studio sechs großformatige Vorhänge entwickelt, die auf verschiedenen Ebenen im Gebäude platziert sind. Sie schaffen Räume unterschiedlicher Größe, Farbe und Form und verbessern gleichzeitig die akustische Qualität und das Raumklima. Gewebt in einer dreifachen „Jacquard“-Technik, bei der Garne „versteckt“ werden können, um zwei völlig unterschiedliche Seiten ein und desselben Stoffes zu schaffen, bestehen die Vorhänge aus einer Kombination von Trevira CS und transparentem Fischgarn, für das eine neue Webtechnik erfunden wurde. Somit ist jeder Vorhang teilweise undurchsichtig, teilweise transparent, um die Sichtbarkeit des umgebenden Raums zu gewährleisten. Die Vorhänge haben eine Gesamtfläche von 4 125 m² und können computergesteuert neu positioniert werden.

LocHal, Tilburg, 2019 – In Zusammenarbeit mit dem Textile Lab in Tilburg entwarf Inside Outside sechs monumentale raumdefinierende Vorhänge. Um diese in eine halb blickdichte/halb transparente Komposition zu unterteilen, wurden flammhemmende Fischfäden zum Weben eines neuen, transparenten Textils eingeführt
Foto: Peter Tijhuis

LocHal, Tilburg, 2019 – In Zusammenarbeit mit dem Textile Lab in Tilburg entwarf Inside Outside sechs monumentale raumdefinierende Vorhänge. Um diese in eine halb blickdichte/halb transparente Komposition zu unterteilen, wurden flammhemmende Fischfäden zum Weben eines neuen, transparenten Textils eingeführt
Foto: Peter Tijhuis

Axel Springer Campus, Berlin

OMA schuf mit dem Axel Springer Campus eine Erweiterung der bestehenden Firmengebäude – die Erweiterung des Springer-Geländes auf die Ost-Seite der ehemaligen Berliner Mauer. Für das alte Axel-Springer-Areal und rund um das neue Bürogebäude entwickelte Inside Outside ein landschaftliches Gesamt­konzept, die Eingangsbereiche und Eingangshallengeschosse des Neubaus als fließende Fortführung dieser Landschaft, gestaltete den Dachgarten und realisierte 112 Vorhänge für die Innenausstattung der Büros und Gemeinschaftsräume im gesamten Gebäude. Sie lösen ver­schiedene technische und räumliche Aufgaben: Blendschutz, Sichtschutz, Verdunkelung und Raumteiler bzw. Raumbildner. Ein starkes grafisches Muster aus schwarzen und weißen Linien und Flecken, inspiriert vom Berliner Kopfsteinpflaster in Grautönen, bildet die Basis bei der Gestaltung.

Axel Springer Campus, Berlin: Vorhang zwischen Privatbüro und Besprechungszimmer des Direktors (Baumwollsamt und Taftseide)
Foto: Peter Tijhuis

Axel Springer Campus, Berlin: Vorhang zwischen Privatbüro und Besprechungszimmer des Direktors (Baumwollsamt und Taftseide)
Foto: Peter Tijhuis


Je nach Ort, Funktion und Nutzer:innen wurden unterschiedliche Materialien, Farben und Behandlungen gewählt:

1. Schwarz-weiß lackierte Linienkompositionen aus Kunststoff, die direkt mit der Bodenkomposition der Eingangshalle verbunden sind, für die Arbeitsräume im Erdgeschoss.

2. Rosafarbener Baumwollsamt, ausgekleidet mit weiß oder schwarz lackiertem Kunststoff, mit Tulpendruck und Einschnitten, die Fenster bilden,  welche die „Lern Campus“-Räume im 5. Geschoss umschließen.

3. Rosafarbener Baumwollsamt mit gleichfarbigem Taft-Seidenfutter. Lange, dünne, horizontalen Einschnitte schaffen hier einen Blick von einem Raum zum nächsten zwischen dem Privatbüro des Direktors und dem Besprechungsraum im 4. Geschoss.

4. Weiße oder graue Netzvorhänge mit je einem rechteckigen Fenster neben der Eingangstür. Sie filtern die Blicke nach innen und außen durch die Glasfassaden zahlreicher Büros; Farbe je nach Platzierung innerhalb des Gebäudesystems.

5. Graue Leinenvorhänge mit je einem Spiegelrechteck neben der Eingangstür zur Gesichtskontrolle – für Privatsphäre und Lichtfilterung zahlreicher Büros.

6. Silberner „Mesh“-Sichtschutz mit regelmäßigen, linear angeordneten Einschnitten für das effiziente Falten, die als „Tür“ zu den zahlreichen runden „Privacy Pods“, „Meeting Rooms“ und „Garderoben“ fungieren, die im gesamten Gebäude verteilt sind.

Blick in den „Lern Campus“ des Axel Springer Campus, der flexible gestaltet werden kann – der Vorhang besteht aus weiß lackiertem, flammhemmendem Kunststoff
Foto: Peter Tijhuis

Blick in den „Lern Campus“ des Axel Springer Campus, der flexible gestaltet werden kann – der Vorhang besteht aus weiß lackiertem, flammhemmendem Kunststoff
Foto: Peter Tijhuis


Außenansicht des Vorhangs „Lern Campus“ aus der Ferne (rosa Baumwollsamt, bedruckt)
Foto: Peter Tijuuis
Außenansicht des Vorhangs „Lern Campus“ aus der Ferne (rosa Baumwollsamt, bedruckt)
Foto: Peter Tijuuis
 

Düsseldorfer Schauspielhaus

2018 arbeitete Inside Outside mit Ingenhoven Architects an der Renovierung des Düsseldorfer Schauspielhauses. Das Designteam führte eine Vor-Ort-Erkundung der Zeitenschichten durch, bei der die eigenwilligsten Details des bestehenden Gebäudes untersucht und in der Intervention wiederverwendet wurden – mit einer Reihe von vier ortsspezifischen Vorhängen als Ergebnis:

Foyer Schauspielhaus Düsseldorf
Foto: HG Esch

Foyer Schauspielhaus Düsseldorf
Foto: HG Esch


1. Zwei extravagante Vorhänge in auffälligem Lindgrün für das große, runde, verglaste Foyer mit lachsfarbenem Marmorboden und leuchtend orangefarbenen Pouffs (Baumwollsamt, ausgekleidet mit „Black Out“-Tuch in einem anderen Grünton ), mit einem großen Fenster in der Mitte, das den Blick auf den angrenzenden Park freigibt, wobei das Fenster eine maßstäbliche Kopie des Kontrollraumfensters der 70er-Jahre im Großen Saal ist.

Das Restaurant im Schauspielhaus Düsseldorf. Farbiger Sichtschutzvorhang mit schwarzen Lamellen und vertikalen Einschnitten im schwarz-weißen Restaurant-Interieur
Foto: Inside Outside

Das Restaurant im Schauspielhaus Düsseldorf. Farbiger Sichtschutzvorhang mit schwarzen Lamellen und vertikalen Einschnitten im schwarz-weißen Restaurant-Interieur
Foto: Inside Outside


2. Ein Vorhang von waghalsigem Luxus, speziell für die Empore in goldbraunen Tönen gewebt, wo er sich mit dem zentralen Mosaikkunstwerk von Günter Grote verbindet.

3. Zwei Vorhänge, die an Flüssigbeton erinnern (Verdunkelungstuch, bedruckt und durchbrochen) für die beiden Foyers „Kleines Haus“.

Detail Restaurantvorhang – Digitaldruck, vollfarbig; gefaltet und geschnitten
Foto: Inside Outside

Detail Restaurantvorhang – Digitaldruck, vollfarbig; gefaltet und geschnitten
Foto: Inside Outside


4. Ein Restaurantvorhang, inspiriert von einem Sonnenuntergang (kunststoffbeschichtetes Gewebe, bedruckt mit einem „Regenbogen“-Farbverlauf, dann gefaltet und geschnitten). Durch die Sensibilität für die etablierte Struktur und die präzise Interpunktion jeder der Komponenten, die das atmosphärische Ganze verbessern, hat Inside Outside die Opulenz des Theaters von innen vergrößert und vervielfacht.

Die Autorin Petra Blaisse ist Designerin mit künstlerischem Hintergrund. Die Arbeiten ihres 1991 gegründeten Studios
Inside Outside bewegen sich in den Feldern Innenarchitektur, Architektur, Textil- und Ausstellungsdesign.
www.insideoutside.nl
Foto: Paul Barbera

Die Autorin Petra Blaisse ist Designerin mit künstlerischem Hintergrund. Die Arbeiten ihres 1991 gegründeten Studios
Inside Outside bewegen sich in den Feldern Innenarchitektur, Architektur, Textil- und Ausstellungsdesign.
www.insideoutside.nl
Foto: Paul Barbera

x

Thematisch passende Artikel:

Bei Axel Springer wird gearbeitet

Ein später Besuch in dem Neubau von OMA, Rotterdam, für die Axel Springer SE, Berlin

Natürlich wird auch bei Springer gearbeitet! Aber anders. Jedenfalls, wenn man die Sicht des CEO, Mathias Döpfner, teilt, der wesentlicher Treiber war, den altehrwürdigen Springerhochhäusern...

mehr
Ausgabe 10/2018

Axel Springer Campus: Transfertragwerk fertiggestellt

Hatten wir in der vergangenen Ausgabe der DBZ recht allgemein über die Geschichte, das Design oder die Finanzierung des Axel Springer Campus in Berlin geschrieben, nehmen wir jetzt die Meldung, dass...

mehr
Ausgabe 09/2018

Axel Springer Campus. Ein Baustellenbesuch

Irgendwie ziemlich imponierend: Da reist ein Chefredakteur mit kleiner Mannschaft für ein Jahr gleichsam undercover ins kalifornische Silicon Valley, um dort bei den digitalen Nerds der Branche nach...

mehr
Ausgabe 05/2020

Axel Springer Campus, Berlin, ganz analog

Die Medienlandschaft ist im Umbruch! Schreiben die Mitarbeiter der druckenden Medienlandschaft, aber auch das Fernsehen und die Verursacher/Gewinnler des Umbruchs, die so genannten Sozialen Medien...

mehr
Ausgabe 10/2013

Springer will internationale Avantgarde www.axelspringer.de

Axel Springer baut um. Nicht der Axel, der Mathias, der Dr. Döpfner. Trennt sich von traditionellen Druckerzeugnissen, möchte das führende digitale Medienunternehmen sein. Im Print läuft es nicht...

mehr