Selektiv zu lesen

Es stelle einen Wert da, so einer der Autoren der vorliegenden Publikation in Taschenbuchformat, wenn es den Planerinnen gelingt, die gebaute Umwelt zu erhalten und „ergänzend aus dem größten Lager zu speisen, auf das der Mensch Zugriff hat: dem existierenden und zukünftigen Gebäudebestand.“ Diesen Satz musste ich mehrmals lesen, um einmal den scheinbaren Widerspruch aufzulösen und ihn gleichzeitig als gegeben zu erkennen: Bauen im Bestand ist immer das Bauen auf und mit dem Bestehenden. Von einmal Hinzugefügtem, also dem zu vermeidenden Neubau, können wir sprechen, weichen dann aber die Idee des Kreislaufwirtschaftens auf und werden unverbindlich.

Aber von vorne, die Autorinnenschaft ist prominent: Einige sind in Dortmund und in der Nähe des Deutschen Instituts für Stadtbaukunst zu verorten, andere passen so gar nicht zum Städtebau. Und auch nicht zum hier häufig beklagten Fehlen von Schönheit in der Stadt (Thema aus Dortmund, jetzt Frankfurt a. M.). Die bunte Mischung von Texten, die entweder redigierte Vorträge sind, Zusammenfassungen von vorher bereits Publiziertem oder „Originalbeiträge“ wie das „Im Gespräch mit …“ Anna Heringer (das Format wurde hier offenbar aus der DBZ übernommen), diese Mischung, die – abgesehen vom Fokus auf Schönheit – so ziemlich das meiste anreißt, was im Augenblick Sache ist, kann das Lesestück für eine Bahnreise brauchbar machen. Um vielleicht doch den einen oder anderen Aspekt mitzunehmen in die kommenden Diskussionen um die Zukunft eines Städtebaus, der allen Perspektiven bietet und nicht das Modell der europäischen Stadt ad libitum perpetuiert! Be. K.

Jens Jakob Happ, Helmut Kleine-Kraneburg (Hrsg.), Für eine nachhaltige Architektur der Stadt. Wagenbach, Berlin 2025, 192 S., mit einigen sw-Abb., 15 €,
ISBN 978-3-8031-2885-0

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