Pritzker Preis 2025

Seit 1979 alle Jahre wieder: der Pritzker Preis. Mit 100 000 US-Dollar dotiert und mit einer golden glänzenden Bronze-Münze kenntlich gemacht, ist dieser Preis so etwas wie – nein, nicht wie der Nobelpreis der Architektur – eher eine Wegweisung, wie es um das Bauen weltweit bestellt ist (das ist dem Nobelpreis in all seinen Kategorien schwerer abzulesen!).

In der Vergangenheit haben die Jurorinnen auf große Namen gesetzt – so wurden u. a. ausgezeichnet Jørn Utzon (2003), Herzog & de Meuron (2001), Rem Koolhaas (2000), Norman Foster (1999), dann Renzo Piano, Tadao Ando, Álvaro Siza, Aldo Rossi oder auch Gottfried Böhm (1986) – doch brauchte es tatsächlich 28 Männer, bevor die 2004 erste Frau die Bronzemünze überreicht bekam, Zaha Hadid. Ein paar weitere folgten, Anne Lacaton, Yvonne Farrell mit Shelley McNamara, Carme Pigem (mit den Kollegen von RCR Arquitectes) sowie Kazuyo Sejima (mit Partner). Die Auszeichnungen gingen in alle Erdteile (die Antarktis ausgenommen), doch zunehmend – und mit Verjüngung der auswählenden Jury – sehen wir Kandidaten, die wir nicht auf dem Schirm hatten beziehungsweise überhaupt nicht kannten.

Darf man so etwas? Man darf, vielleicht muss man sogar. Denn auch wenn wir auf die Verleihung des Preises an unsere Topfavoriten hoffen, ist die Entdeckung der Unbekannten aus den letzten Jahren immer eine Bereicherung unseres natürlicherweise engen Wahrnehmungshorizonts gewesen.

In diesem Jahr – Bekanntgabe war Anfang März – wurde der chinesische Architekt Liu Jiakun von ­Jiakun Architects, Chengdu, ausgewählt. Der 54. Pritzker Preisträger ist mit seinen vornehmlich in China realisierten Arbeiten hier eher unbekannt, seine Schriften oder die Publiktionen zu seinem Werk nicht mehr oder noch nicht auf dem Buchmarkt erhältlich (es gab zwei Kataloge bei Aedes, einer ist vergriffen).

Dass mit der Auszeichnung eben die obengenannte Wegweisung verbunden sein könnte, offen­bart der Blick auf seine vielfältigen, sehr variantenreichen und immer dem Ort angepassten Arbeiten, deren sozialer Impetus mit gestalterischem Können einen schönen gemeinsamen Weg gefunden haben. Wir senden Glückwünsche unbekannterweise nach Chengdu und hegen die Hoffnung, wir stürzten uns tiefer in die Projekte, die die Webseite uns vor Augen hält. Be. K.

www.jiakun.com

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