Peripher bedeutsam
„Um künftigen Generationen einen behaglichen Lebensraum zu hinterlassen, ist das klimagerechte Bauen unumgänglich.“ So liest man im Pressetext zu diesem Buch, dessen handliches Format bereits auf die Ambition hinzuweisen scheint: Handbuch sein zu wollen für ein klimabewusstes Entwerfen und Planen und Realisieren von Häusern. Dass das mit dem „behaglich“ nicht angemessen ist angesichts jahrzehntelanger Versäumnisse, auch bezogen auf Generationen, die bis heute nicht „behaglich“ leben, sondern deren Lebensalltag derart unbehaglich zu sein hat, dass wir es „behaglich“ haben, ist eine andere Sache.
Der Anspruch ist also auch ein grundsätzlicher. Der Blick geht auf das klimaangepasste Bauen auf der ganzen Welt. Dabei verfolgt die Arbeit die These, dass durch genaues Beobachten, also Analysieren vernakulärer Architekturtechniken aller fünf Klimazonen Rückschlüsse gezogen werden könnten auf ein klimaangepasstes und damit „richtiges“ Bauen, das materialgerecht, topografisch korrespondierend und am Ende auch effizient sein soll.
Der Gang durch die Beispielsbauten der Klimazonen fördert allerdings recht banale Erkenntnisse zu Tage – so, welche Materialien die geeignetsten sind, wie sich ein Haus zum Sonnenlauf und der Hauptwindrichtung verhalten soll, wo und wie passiv gelüftet wird, wo geheizt und über welches A/V-Verhältnis die besten Werte erzielt werden.
Interessanterweise bezieht sich der Autor auf historische, auch kunst- und baugeschichtlich bekannte Bauten, deren Eigenschaften für das Bauen von heute in Städten oder Mega-Städten kaum eine Relevanz haben. Überhaupt verliert sich der Autor in Details, die in der Menge Redundanz erzeugen und die wortgleich zu allen Klimazonen genannt werden. Angepasst?
Vielleicht ist diese Publikation ein guter Einstieg für Studienanfänger, hier könnte das Repetitive nützlich sein, die einfachen Grafiken schnell zugänglich, das Register hilft dem gezielten Nachschlagen… Dass das Buch „als Inspirationsquelle für die Gestaltung nachhaltiger und energieautonomer Baustrukturen dienen“ könnte, erscheint in Zeiten des Massenbauens und höchster Industrialisierung sowie der Verdichtung der Siedlungsstrukturen fragwürdig. Ein irgendwie Überblickswerk mit periferer Relevanz für die zeitgenössische Baupraxis. Be. K.