Notlage positiv nutzen: Bauakademie
Nein, er ist noch nicht ausgelobt, der Wettbewerb zum Wiederaufbau der Berliner Bauakademie. Dabei war er angekündigt für dieses Jahr. Gerade eben gab es den Wechsel an der Spitze der für dieses Wiederaufbauprojekt zuständigen Bundesstiftung Bauakademie. Prof. Guido Spars, Gründungsdirektor, hat den Vertrag nicht verlängert – man wollte ihn schon mittels Petition aus dem Amt drängen –, ihm folgte Dr. Elena Wiezorek. Sie möchte „mit dem Team, dem Stiftungsrat, dem Beirat und unseren vielen Partnerinnen und Partnern den begonnenen Weg“ fortsetzen – „und dabei neue Impulse zu setzen.“ Impulse im Streit um Wiederaufbau vs. Rekonstruktion?
Elena Wiezorek zielt auf das Inhaltliche, das wir über den Streit der Form, über die Diskussion, wie Stadtreparatur geht, häufig vergessen. Das Humboldt-Forum/Schloss hat das vorgemacht: erst die Rekonstruktion und dann mal schauen. Das Berliner Abgeordnetenhaus hatte Ende 2024 einem Antrag der Regierungskoalition aus CDU und SPD zugestimmt, nach dem der Senat einen Siegerentwurf ablehnen darf, wenn er keine Rekonstruktion der historischen Fassade vorsieht. Womit sich CDU und SPD mit dem Antrag der AFD aus dem Juni 2024 gemein machen, in dem diese die Bundesregierung aufforderte, „sich eindeutig zur Rekonstruktion der Schinkelschen Bauakademie nach historischem Vorbild zu bekennen“ und „den Gründungsdirektor […] Prof. Guido Spars unmissverständlich darauf zu verpflichten, die Verordnung der Berliner Landesregierung ‘über die äußere Gestaltung der wiederzuerrichtenden, von Karl Friedrich Schinkel erbauten Bauakademie am Schinkelplatz 1 in Berlin-Mitte’ ohne Abstriche einzuhalten“ (Bundesdrucksache 20/11629).
Aktuell steht auch – seitens des Bundes – im Raum, eine 3-1-Fassadenlösung zu diskutieren, hier wäre eine vierte Fassade zeitgenössisch zu entwerfen (Eingangsseite?). Man wird diesen Vorschlag als eine Art von Kompromissvorschlag ansehen müssen. Die Geldgeberin ist aktuell auch die Befürworterin der Rekonstruktion, deren Umsetzbarkeit (Arbeitsstättenverordnung, Barrierefreiheit etc.) von Fachseite schon angezweifelt wird. Als Appell für eine andere Baukultur, die gerade auch der Bund verspricht, wäre das ein schwaches, wenn nicht gar rufschädigendes Signal. 62 Mio. € hatten die Parlamentarierinnen vergangenheitsselig der Wiedererrichtung gegönnt. Viel Geld damals schon; heute, in Zeiten knapper Kassen, noch wesentlich mehr. Die Stiftung Bauakademie könnte die Notlage positiv nutzen und in dem irgendwann einmal ausgelobten, internationalen Wettbewerb, Zwischenlösungen einfordern. Schinkel hätte das Experimentelle, Ergebnisoffene, Demokratische und niederschwellig Inklusive gemocht. Brauchen wir dazu mehr Mut? Wohl eher mehr Zukunftsperspektive! Be. K.