Liebe Leserinnen und Leser,

das Bauen mit Holz hat in den vergangenen Jahren eine Renaissance erfahren. Der Werkstoff wird immer öfter eingesetzt – als das gestalterische, atmosphärische und konstruktiv „bessere“ Material. Heute spielt er nicht mehr nur im Einfamilienhausbau die Hauptrolle. Holz soll neue Aufgaben übernehmen und scheint als Allheilmittel zu gelten: Es verspricht, Häuser höher in den Himmel zu tragen und länger zu erhalten. Seine Eigenschaften – flexibel in der Nutzung, low-tech wie high-tech verarbeitbar – machen es zum einem vielfach anwendbaren Baumaterial. Doch wann kann und muss Holz als Lösung betrachtet werden und welche Qualitäten liegen dem Material wirklich inne? Darüber, was ein Holzprojekt heute noch ausmacht, hat die DBZ-Redaktion im Vorfeld dieser Ausgabe lange diskutiert. Sicher ist: Das vielfältige Aufgabenrepertoire von Holz ist mittlerweile so weitreichend, dass wir in jedem Heft Holzbauprojekte vorstellen könnten.

In dieser Ausgabe zeigen wir Ihnen vier davon, die dem Holzbau insbesondere in seiner Verankerung in lokalen Strukturen gerecht werden. Dafür haben wir uns mit unseren Heftpartnern Atelier Kaiser Shen zusammengetan. Das Stuttgarter Büro arbeitet und lehrt an der Schnittstelle von lokaler Wertschöpfung und gestalterischer Qualität. Die gemeinsam ausgewählten Projekte sind Beispiele für ein traditionelles und dennoch innovatives Bauen mit Holz. Sie zeigen, wie diese durch ihre Einbettung in bereits vorhandene Strukturen – seien sie baulicher oder gemeinschaftlicher Art – wieder Teil eines nachhaltigen Bauens mit Holz werden können.

So sind das Museum Bezau/AT von Innauer Matt (S. 30 ff.) und das Sport- und Erholungspädagogische Zentrum in Klos­ter von Ludloff Ludloff (S. 44 ff.) zwei bauliche Ansätze, mit dem Vorhandenen umzugehen; aber auch damit, wie Holz sich über die Zeit verändert und anpasst. Die Neue Sportanlage in ­Daillens/CH von LOCALARCHITECTURE (S. 38 ff.) ist ein gelungenes Beispiel für eine einfache Struktur, die mit und für die Gemeinschaft geschaffen wurde und dabei ökologische und lokale Materialien verwendet. Auch der interkommunale Hauptsitz der französischen Gemeinde Neuves-Maisons/FR vom Kollektiv Studiolada aus Nancy (S. 24 ff.) arbeitet mit vor Ort gefundenem Material: Die aus lokalen Ressourcen erzeugten Lehmziegel vervollständigen die Holzkonstruktion und schaffen zusätzlich ein angenehmes Raumklima.

All diese Projekte zeigen erneut: Mit Holz zu bauen heißt auch immer, das Material und seine Eigenschaften an erster Stelle zu denken. Alles darüber hinaus ist reine Form.

Viel Spaß und Inspiration bei der Lektüre,

Ihre

Amina Ghisu

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