Hans Stimmann (1941–2025)

Mit seinem Namen wird eine (Stadtbau-)Ära verbunden, eine des steinernen Berlins, der 22er-Traufhöhe, er steht für das Unbeugsame, das Strippenziehen. Der freundlich zugewandte Überzeugungstäter Hans Stimmann ist nun 84-jährig in seiner Heimatstadt Lübeck am 30. August verstorben. Die von Josef Paul Kleihues formulierte „Kritische Rekonstruktion“ war das Glaubensbekenntnis des promovierten Architekten (1977 an der TU Berlin promoviert mit einer Arbeit über „Verkehrsflächenüberbauung“), dessen planerisches Arbeiten als Senatsbaudirektor Berlins (1991–2006) auch seiner Modernekritik entsprang.

Dass diese auch gerne als „starrköpfig“ gescholtene Sicht auf Städtebau nicht unbedingt zu dem Ergebnis führte, das Hans Stimmann selbst im Sinn hatte – belebte, öffentliche, maßstäbliche Ordnungsstrukturen –, zeigen seine Großprojekte Potsdamer Platz (ab 1990) oder Friedrichstraße /Quartier 206 & 205, die an ihrem Anspruch scheiterten. Vom Mythos Goldene Zwanziger (Potsdamer Platz) und quirlig bigotter Großbürgerlichkeit (Friedrichstraße) keine Spur.

„Mit Hans Stimmann“, so die Genossinnen aus Lübeck, „verliert die SPD einen engagierten Genossen, der sein Leben lang für eine Stadtplanung im Sinne der Menschen eintrat.“ Ob ihm das, mit Blick auf das Ganze, gelungen ist? In jedem Fall hat er nachhaltige Spuren hinterlassen. Und zahlreiche, noch unbeantwortete, aber für die Fortschreibung von Stadt und Geschichte immanent wichtige Fragen dazu, wie wir zeitgenössischen Städtebau heute angehen können. Das ist sein Vermächtnis, nun sind wir dran! Be. K.

www.berlin.de

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