Braunfels Vorschläge für das Kulturforum, Berlin

Stefan Braunfels Liebe zum Fußball ist nicht ausgesprochen. Dennoch nutzte er die „Steilvorlage“, als er in sein Berliner Büro einlud, um der Presse seine Vorschläge für die (abschließende) Weiterentwicklung des Kulturforums zu präsentieren. Das hat seit der Fertigstellung der Nationalgalerie (Mies van der Rohe) und Philharmonie (Hans Scharoun) hunderte von Planungen gesehen, ohne jedoch entscheidend voran gekommen zu sein.

Steilvorlage, weil Tage vor der Präsentation der Braunfels-Vorschläge die Stiftung Preußischer Kulturbesitz in einer beauftragten Variantenuntersuchung zu dem Ergebnis gekommen war, dass das Totalkunstprojekt „Museumsinsel“ zu teuer komme: wenn, wie von der SPK geplant, unter anderem die prestigeträchtige Sammlung Alter Meister auf die Kunstinsel umziehen sollte. Das bedeutet andererseits, dass die Gemäldegalerie mit den Alten Meistern für Kunst des 20. Jahrhunderts nicht zur Verfügung steht und man also einen Neubau plant. Kostenpunkt: 130 Mio. €, Standort zwischen Skulpturengarten der Nationalgalerie und den IBA-Bauten.

Braunfels ist davon überzeugt, dass diese „kleine Lösung“ (Hermann Parzinger, Präsident der SPK) dem Kulturforum nichts nutze. Die museale Erweiterung solle dort stattfinden, wo Scharoun ein Gästehaus geplant hatte, nordöstlich der Nationalgalerie. Ebenfalls terrassiert soll dieses in die Erde gegrabene Haus mit Rücksicht auf die prominenten Nachbarn in erster Linie Funktion übernehmen. Denn soviel sei klar, so Braunfels, die Architekturen von Mies und Scharoun seien nicht so leicht kongenial zu ergänzen.

Sein Vorschlag für die städtebauliche Rettung des Forums ist eine strukturelle Analyse des Gesamtgefüges. Neben der Platzierung des Museumsbaus, der der Forderung nach einer Wiederherstellung des Matthäuskirchplatzes nachkommt, sieht Braunfels die Aufgabe, den Zugang zum Kulturforum vom Potsdamer Platz aus neu zu definieren. Hier plant er ein Rondell gegenüber dem Sonycenter, das einerseits von den Scharounbauten gefasst, anderseits durch Zubauten (unter anderem ein kleiner Kammermusiksaal) geschlossen wird.

Dass er das viel geschmähte, allerdings völlig unterschätze Kunstgewerbemuseum (1967-1985) Rolf Gutbrods hinter einer Kolonade verstecken will, vor welcher ein verdrehter Campanile Besucher aus Richtung Potsdamer Platz locken soll, wirkt unentschieden. Wie auch das Angebot, an der Nordseite, Tiergartenstraße, Luxuswohnungen zu realisieren. Diese sollen, wie auch die Aufbauten auf dem Kammermusiksaal am Rondell mit Wasserfontäne, das großzügig auf vierhundert Mio. € geschätzte Gesamtprojekt finanzieren helfen.

Die Senatsbaudirektorin Regula Lüscher habe auf seinen Vorschlag positiv reagiert. Ihr Vorgänger im Amt, der heute noch strippenziehende Hans Stimmann, hatte Braunfels abblitzen lassen. Die von ihm favorisierten Architekten Klaus Theo Brenner, Max Dudler oder Jan Kleihues durften dagegen ihre Vorschläge bereits publizieren (s. Buchrezension „Zukunft des Kulturforums“ unter DBZ.de). Steilvorlage? Mal schauen (Braunfels Vorschläge sowie aktuelle Fotos vom Forum auf DBZ.de). Be. K.

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