Großes Ägyptisches Museum eröffnet
Mehr als 15 Jahre hat es gedauert, bis das Große Ägyptische Museum – kurz GEM – Anfang Juli eröffnet werden konnte. Zwar hatte es auf der langen Realisierungsstrecke schon Teileröffnungen gegeben, doch der gigantisch große Gesamtkomplex wurde erst vor wenigen Tagen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Das Milliarden-Kulturprojekt im Westen Gizehs, in Sichtweite von Pyramiden und Sphinx, dort, wo die ausufernde Bebauung Kairos noch nicht die Wüste überdeckt hat, wurde auf rund 50 ha mit einer Grundfläche von 81 000 m² als „das größte archäologische Museum der Welt“ (GEM) realisiert. Der Bau ist das Ergebnis eines internationalen Realisierungswettbewerbs, der Anfang 2002 ausgelobt worden war und zu welchem 1 557 Entwürfe aus 82 Ländern eingingen. Wettbewerbssieger war das Architekturbüro Heneghan Peng aus Dublin, das sich u. a. gegen Coop Himmelb(l)au, Wien, und auch Engel und Zimmermann, Frankfurt a. M. durchsetzte.
Der riesige Komplex hinter einer geschlossenen, ornamentierten Steinfassade zeigt sich mit sechs längs zueinander gestellten, miteinander verbundenen Volumen, die sich im Grundriss nach Norden hin verjüngen und im Museumsgarten im Süden ihre Fortsetzung erfahren. Die breitere Südseite weist auf die Pyramiden, die in 2 km Entfernung stehen. Das Volumen, das mit einem gewellten Dach überspannt ist, wurde auf der Westseite in den (kühlen) Boden eingegraben.
Neben Ausstellungsflächen, die dem Maßstab der zahlreichen Statuen angepasst dann gar nicht so riesig wirken, konnten 17 Werkstätten untergebracht werden, die die restauratorische Arbeit des ganzen Landes übernehmen. Hinzu kommt ein Kongresszentrum, das den Garten im Norden auf seiner Westseite fasst. Für Teile der Ausstellungsarchitektur – Tutanchamun Galerie, Atrium, Großes Treppenhaus, Kindermuseum und die Piazza – ist das Stuttgarter Büro Atelier Brückner verantwortlich, das sich im Wettbewerb 2016 den Planungszuschlag holte.
Mit dem Neubau möchte der Staat Ägypten großen Teilen der rund 150 000 nicht gezeigten Exponate eine Chance auf erstmalige Präsenz und/oder angemessene Lagerung geben; das 1900 erbaute Ägyptische Museum in Kairo war für die Ausstellung von etwa 5 000 Exponaten konzipiert.
Den Grundstein für den Neubau legte der damalige Diktator Hosni Mubarak im Jahr 2002, neun Jahre vor seiner Absetzung. Vielleicht prominentestes Ausstelllungsstück neben der Kolossalstatue Ramses‘ II, die sehr wirkungsvoll im Foyer aufgestellt ist, ist die Totenmaske von Tutanchamun, ein Fund von 1922 in Tal der Könige. Be. K.