Wer höher möchte als 37 m
Herzog & de Meuron, Jean Nouvel und andere in Paris

Vielleicht, so Jacques Herzog vom Basler Architekturbüro Herzog & de Meuron, gibt es am Ende doch nur Büros. Womit ein Projekt gescheitert wäre, das am südwestlichen Stadtrand von Paris eine Bresche schlagen könnte in eine Vorschrift aus den Siebzigern, dass auf dem Stadtgebiet der Seinemetropole nicht mehr als 37 m hoch gebaut werden darf. Gescheitert wäre es, weil damit die Intention der Architekten, mit ihrer 200 m hohen Pyramide Urbanität in Suburbanes zu pflanzen, verloren gehen würde. Doch der Investor, die Gruppe Unibail-Rodamco, sieht am Messegelände, nahe dem Boulevard périphérique an der Porte de Versailles kaum Chancen, mit einer Bibliothek, einem Museum oder Wohnungen das investierte Kapital gewinnbringend anzulegen. Bürofläche dagegen ist in Paris knapp und teuer.

Die „Tour Triangle“, die wegen ihrer einen nur 35 m breiten Seite je nach Standort wie eine Pyramide oder auch wie ein normales Hochhaus aussieht, ist nur eines der Großprojekte in der französischen Hauptstadt mit ungewissen Aussichten. Vor zwei Jahren bereits gab es eine Liste von siebzehn Standorten an den Stadträndern, an denen Bauten von bis zu 150 m Höhe möglich sein sollten, doch der lokale Bebauungsplan hält weiter an den maximal 37 m Höhe fest. 2007 gab es einen Vorstoß für die Errichtung von bis zu 210 m hohen Bauten, hier ist der neue Pariser Justizpalast im Masséna-Viertel nahe der Nationalbibliothek am wahrscheinlichsten.

Die größten und spektakulärsten Bauvorhaben finden sich wie immer im Geschäftsviertel La Défense, einem Architektur-Moloch im Westen von Paris, dessen Entstehungsgeschichte in die Fünfziger zurückreicht. Hier wollen Jean Nouvel, Morphosis und andere einige rund 300 m hohe Bürotürme errichten.

Herzog & de Meuron wollen ihren „Tour Triangle“ 2014 fertig gestellt sehen. Dass sie dann eine historische Achse (Rue de Vaugirard / Avenue Ernest Renan) wiederherstellen wollen, ist löblich, nötig ist das wohl kaum. Die Grünen haben auf einer Pressekonferenz am 25. Oktober eine Umfrage zitiert, nach welcher sich 64 % der Pariser gegen eine Bebauung auf dem Stadtgebiet ausgesprochen haben, die mehr als 50 m hoch in den Himmel reicht; der Turm made by HdeM ist ihnen „une véritable catastrophe écologique“; das allerdings ist mit Blick auf das Umfeld des geplanten Projektes kaum zu verstehen, dominiert hier doch bereits Verkehrs- und Großprojektewüste. Be. K.

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