Wenn die Lobby zum Büro wird

Arbeiten wo und wann man möchte gilt schon lange als Trend, der sich in einigen ­Bereichen der Arbeitswelt langsam verbreitet. Auch in Hotellobbys ist dies durchaus gern gesehen, dienen sie doch zunehmend als Treffpunkt mit besonderem Ambiente.

Sie galten einst als Geheimtipp für das Arbeiten unterwegs: Hotellobbys. In Großstädten liegen sie in zentraler Lage, locken außerhalb der An- und Abreisezeiten mit ruhigem Ambiente und bequemer Möblierung und sie verfügen mit WLAN und Steckdosen über die wichtigste Infrastruktur zum Arbeiten. Qualitäten, die andernorts wie etwa in Cafés eher die Ausnahme sind. Mittlerweile haben viele Hotels dieses Potenzial für sich erkannt und setzen auf neue Interior-Konzepte: Während Lobbys traditionell vor allem als weitläufiges Wartezimmer, Pausenraum und Treffpunkt für die Gäste gedacht waren, sind sie heute vielmehr Transiträume zur Stadt. Ohne Barrieren laden sie zum Aufenthalt ein. Aus ausgedehnten Empfangshallen sind halböffentliche Wohnzimmer mit kleinen Arbeits- und Lounge-Inseln geworden, die mit einem differenzierten Layout jede Menge Raum sowohl für Kommunikation wie für Rückzug bieten.

 

Ein Mobiliar für alle Fälle?

Pioniermöbel waren vor allem Sofalandschaften mit Steckdosen und Tablet-Tischen. Mittlerweile gehen die Hotels noch konkreter auf ihre flexibel arbeitende Zielgruppe ein. Die Varianz der Nutzer und ihrer Ansprüche ist dabei die größte Herausforderung an das Mobiliar. Einige Gäste checken nur schnell ihre Mails, andere treffen sich zum Mittags-Meeting oder verbringen hier den vollen Arbeitstag. Sie arbeiten mit Laptops, Tablet und Smartphone, wollen etwas ausdrucken oder eine schnelle Präsentation halten. Immer öfter ziehen deshalb neben den Sitzgruppen auch Konferenztische, Arbeitskojen und ergonomische Bürostühle ein. Für die Planung von Lobbys bedeutet das in erster Linie einen Spagat, den es zu bewältigen gilt: Einerseits soll die Lobby den unterschiedlichsten Arbeitsmodi funktional gerecht werden und dabei ein Maximum an Komfort bieten, andererseits soll der „Arbeitsbetrieb“ nicht das Ambiente dominieren und dadurch den freizeitorientierten Gästeanteil stören.

 

Flexibilität ist Trumpf

Während Hotels mit ausreichend räumlichen Kapazitäten diesen schmalen Grat bewältigen, indem sie zusätzlich etwa geschlossene Arbeitskabinen oder auch Team-Räume mit Videokonferenz-Anlagen vermieten, stehen kleinere Hotels vor der Herausforderung, räumlich möglichst flexible Lösungen vorzuhalten, die sich gleichzeitig gestalterisch harmonisch in das Gesamtbild einfügen. Nicht zuletzt ist die Lobby das Aushängeschild eines jeden Hotels, da sie dem ankommenden Gast einen ersten prägenden Eindruck vermittelt. Hier bieten sich beispielsweise mobile Pop-Up-Lösungen oder auch stationäre Möbel an, die auch dort für Aufenthaltsqualität sorgen, wo normalerweise kein Platz ist. Der Vorteil: Es kann auf Hybrid-Lösungen verzichtet werden, die zugunsten eines wohnlichen Charakters Abstriche hinsichtlich Funktionalität und Ergonomie machen müssen.

 

Kompromisslos ergonomisch

So können zum Beispiel mit mobilen Arbeitstischen bei Bedarf temporäre Arbeitsplätze gebildet werden, die sich ebenso für den spontanen Austausch wie die kurzfristige Projekt- oder Teamarbeit eignen. Faltbare Akustik-Paneele sorgen zudem für Privatheit und Abschirmung gegen visuelle Störfaktoren. In Kombination mit einem ergonomischen Bürostuhl ergibt sich dann in der Lobby ein Arbeitsplatz, der optimale Voraussetzungen für produktives Arbeiten bietet.

 

Wandelbarkeit empfiehlt sich

Für Hotels sind die flexiblen Pop-up Lösungen in Lobbys gleich in mehrfacher Hinsicht von Vorteil. Tagsüber können sie eine einladende Arbeitslandschaft anbieten, abends wird die Fläche wieder zur Lounge. Die Gäste buchen somit nicht nur ein Bett, sondern das Büro gleich mit. Ob als neues Geschäftsfeld oder als kostenloses Zusatzangebot, das Modell zahlt auf die Zufriedenheit der Gäste ein und ist damit ein entscheidender Wettbewerbsfaktor. Spontan verfügbarer Arbeitskomfort, der allen ergonomischen Ansprüchen gerecht wird, ist für die Gäste eine zeiteinsparende Alternative zum mietbaren Coworking Space außerhalb des Hotels. Wer sich als Gast auf diese Weise im Hause wohlfühlt, kommt gerne wieder. Das gilt ebenso für Geschäftsreisende, die im Hotel übernachten, wie für lokale Coworker, die aufgrund der professionellen Arbeits- und Meetingmöglichkeiten ihre Gäste und Geschäftskontakte gerne im selben Haus unterbringen und als Multiplikatoren dienen.

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