Sicher und (energie-)effizient
Fenstermontage der neuen Generation
 

Das Fenster ist einer der neuralgischen Punkte in der Fassade – u. a. auch, weil die Bautechnik der Gesetzgebung hinterherhinkt. EnEV und EU-Gebäuderichtlinie fordern luftdichte Gebäude und bis 2050 das Passivhausniveau für alle Bauten, während auf der Baustelle noch viel zu häufig mit handgestrickten Konstruktionen versucht wird, dem gerecht zu werden. Mit solchen Konstruktionen wird es immer schwieriger, die Anforderungen an Befestigung, Lastabtragung, Luftdichtheit und Schallschutz zu erfüllen. Die Vermeidung von Wärmebrücken stellt dabei besondere Herausforderungen an den Planer. Es war also an der Zeit, ein System zu entwickeln, das diese Schlüsselpunkte vereint, die Planung vereinfacht und in der Praxis leicht umzusetzen ist: ein klebebasiertes System für Fenster und Türen in der Dämmebene, bei dem ein Spezialkleber die Befestigung, die Lastabtragung und die Abdichtung zum Baukörper übernimmt.

Ein Fenster ist einer Vielzahl von Einflüssen ausgesetzt: Bewegungen des Gebäudes und des Fensters selbst, Einwirkungen von Schlagregen und Wind, von Sonneneinstrahlung, Temperaturdifferenzen und Raumluftfeuchte. Außerdem soll es gegen Lärm von außen schützen. Die Fensteranschlussfuge
ist dabei ein wesentlicher Faktor in der Vermeidung von Wärmebrücken, Schallbrücken und Schimmelbildung durch Dauerfeuchte.

Gleichzeitig steigen die gesetzlichen Anforderungen an den Wärme-, Feuchte- und Schallschutz von Gebäuden. Die wesentlichen Regelwerke sind etwa die DIN 4108 Wärmeschutz und Energieeinsparung in Gebäuden, die EnEV, die DIN 4109 Schallschutz im Hochbau und die EU-Gebäuderichtlinie von 2010. Letztere etwa fordert ab 2020 „klimaneutrale Gebäude“ und ab 2050 für alle Gebäude Passivhausstandard. Fazit: Die Anforderungen an Fenster werden sich weiter verschärfen.

Konstruktionen sind oft hoch fehleranfällig

Eine der gängigen Maßnahmen zur Erfüllung der energetischen Anforderungen ist das Aufbringen eines WDVS mit hohen Dämmstärken auf die Außenwand. Bei einem solchen Fassadenaufbau liegt die optimale Einbauebene des Fensters in der Dämmebene, auch um in einer Lochfassade mit großen Dämmstärken sogenannte Schießschartenfenster zu vermeiden. D. h., die Fenster sitzen nicht mehr in der Wand, sondern davor. Dadurch kommen zu den bauphysikalischen auch statische Anforderungen, nämlich an die Befestigungsmittel und das Mauerwerk. Die schweren Isolierglasfenster müssen so sicher befestigt werden wie in der Laibung – und dabei stellen sich einige Probleme.

Bei Vorwandkonstruktionen ist die Befestigung mit Winkeln, Dübeln und Schrauben üblich, die allerdings in gedämmten Hochlochziegeln kompliziert werden kann. Die Abdichtung wird meist mit Folien ausgeführt, was sich bei der klassischen Befestigung mit Konsolen in der Regel als schwierig erweist. Scharfkantige Befestigungsmittel, Versatz in den Abdichtungsebenen und fehlende Überlappungen der Folienabdichtung sind Fehlerquellen, die den Erfolg der Montage schmälern können. Planer und Bauherren sind hierbei auf die Erfahrung und das Geschick der ausführenden Handwerker angewiesen, denn diese Montageweise ist weder genormt – das kann sie aufgrund der vielen Unwägbarkeiten auch nicht – noch ist das Ergebnis bezüglich Schallschutz, Wärmeschutz und Luftdichtheit vorhersehbar. Nicht zuletzt kostet dieser „Trial and Error“-Einbau viel Zeit und kann auf auf lange Sicht zu dramatischen Schäden führen. Ein weiteres Manko dieser Ausführungsweise ist der unzureichende Schallschutz: Im „RAL-Leitfaden zur Planung und Ausführung der Montage von Fenstern und Haustüren“ wird die Einbau-

variante mit einer Position vor der Fensteröffnung grundsätzlich als ungünstig für die Schalldämmung eingestuft.

Alle Probleme auf einmal gelöst
Die entscheidenden Punkte bei einer Vorwand-Fenstermontage sind:

– planbare Sicherheit und einfache

praktische Ausführbarkeit

– statische Nachweise für Befestigung und

Lastabtragung

– Vermeidung von Wärmebrücken

(Wärmebrückennachweis)

– Erfüllung der Luftdichtheit

– Erfüllung des Schallschutzes

– optimaler Isothermenverlauf

– optimaler Feuchteschutz

– einfache und zeitsparende Montage

– Gewährleistung eines späteren Fenster-

tauschs ohne Zerstörung der Fassade

Neues System aus fünf Komponenten

Der Abdichtungshersteller Tremco illbruck hat ein System für Neubauten und Sanierungen entwickelt. Dessen Komponenten hat das ift Rosenheim mit guten Ergebnissen geprüft und vom Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt), Berlin mit der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung (abZ) versehen. Das illbruck-Vorwandmontage-System ist ein Gesamtsystem aus Abdichtung und Befesti-

gung. Es besteht aus fünf Komponenten: Fenstermontage­zarge, Fenstermontageplatte, Hochleistungskleber, Multifunktions-Dichtungsband und Dämmkeil. Die Montageplatte dient zur Ergänzung bei größeren Dämmstärken, zusätzlich erfüllt ein Hochleistungsdichtstoff erhöhte Schallschutzanforderungen.

Planungssicherheit unter bauphysikalischen und statischen Aspekten
Die Fenstermontagezarge besteht aus recyceltem Hartschaum-Polyurethan, ist drei-eckig geformt und 1 400 mm lang. Sie wird auf die Außenwand um die Fensterlaibung geklebt und schafft eine Situation wie bei einem Lochfenster, sodass das Fenster in
gewohnter Weise eingesetzt werden kann. Da die Fenster wie in einer glatten Laibung in der Zarge befestigt und abgedichtet sind, können sie bei einem späteren Austausch problemlos herausgenommen werden. Die Fassadenkonstruktion, sei sie als WDVS oder mehrschalig ausgeführt, bleibt intakt.
Befestigt wird die Zarge mit einem Hybridkleber. Der Soforthaft-Kleber besteht aus  einem 1-komponentigen, feuchtigkeitshärtenden, elastischen Klebstoff. Er übernimmt die ausschließliche Lastabtragung,
indem er sie gleichmäßig auf die Oberfläche der Steine verteilt. Selbst schwere Fenster mit 3-fach-Verglasung können sicher an der Außenwand angebracht werden. Komplizierte Befestigungsmittel oder Spezialdübel sind nicht mehr notwendig. Drei Sicherungsschrauben in der unteren Zarge geben die nötige Anfangshaftung. So kann die Mon-
tage ohne Verzögerung weitergeführt werden, während der Klebstoff seine endgültige Festigkeit erreicht.
Geprüft und abgesichert
Vor der Einführung wurde das neue Vorwand­montage-System vom ift Rosenheim nach der ift-Richtlinie MO-01/1 geprüft, die die Gebrauchs­tauglichkeit von Abdichtungsverfahren regelt. Insgesamt wurde das System 180 Einzelprüfungen unterzogen, worin der speziell entwickelte Hybridkleber die Hauptrolle übernahm. Er wurde auf fünf verschiedenen Untergründen – von Holz über Porenbeton, Poroton, Ziegel, Kalksandstein bis Beton unter Praxisbedingungen getestet. Der schwächste Untergrund war dabei das weiche Material Porenbeton. Auch hier hielt die Klebeverbindung der Belastung stand.
Fugenabdichtung: zeitsparend und fehlerfrei
Nach der Befestigung der Montagezarge auf der Wand wird das Fenster mit einem vorkomprimierten Multifunktions-Dichtungsband ausgerüstet und wie gewohnt in den Rahmen eingesetzt und abgedichtet. Das Band versieht das Fenster in nur einem Arbeitsgang mit Wärmedämmung, Schlagregenschutz und Luftdichtheit bei gleichzeitig abnehmenden Dampfdruckgefälle von innen nach außen. Von anderen unterscheidet sich das Multifunktionsabdichtungsband durch sein integriertes Stufenband und die patentierte Seitenimprägnierung, was für passivhaustaugliche Luftdichtheit und besondere Sicherheit sorgt. Die anschließende Befestigung der Fenster mit den üblichen Distanzschrauben ist sehr einfach.
Schalldämmung wie in der Laibung
Den Nachweis für die Schalldämmung erbrachte ein weiterer Test beim ift Rosenheim mit vier verschiedenen Einbauvarianten (Prüfbericht 12-000746-PR01). Die im Fensterbau übliche Montage mit Folie und Ankern im WDVS erreichte einen Wert von nur 19 dB und bestätigt damit die oben angeführte Einschätzung. In der herkömmlichen Variante
ist ein erhöhter Schallschutz nur mit hohem Montageaufwand zu erfüllen, der eine detaillierte Planung bedingt. Mit Montagezarge, Multifunktions-Dichtungsband und dem
raumseitig aufgebrachten, emissionsfreien Hochbau- und Anschlussfugen-Dichtstoff wurde im Test der Referenzwert von 43 dB erreicht. D. h., mit dem Vorwandmontage-System gibt es keine Reduktion des bewerteten Schalldämmmaßes des Fensters, oder mit  anderen Worten: Die Ausführung bietet den gegenwärtig maximalen möglichen Schallschutz bei vor der Wand montierten Fenstern.
Wärmeschutz und Statik
Der vierte Bestandteil des Vorwandmontage-Systems ist ein dreieckiger Dämmkeil. Er dämmt die Zarge zusätzlich und bildet zusammen mit ihr ein Rechteck. Damit bietet das System also eine gerade Außenkante. Das bietet auch für die nachfolgenden Gewerke Vorteile, weil z. B. die Dämmung glatt und lückenlos angeschlossen werden kann.
Das Vorwandmontage-System lässt sich
in energetische Berechnungen einbeziehen. Das Multifunktions-Dichtungsband hat je nach Profiltiefe einen geprüften U-Wert von
< 0,8 W/m²K und ist damit passivhaustauglich. Die Fenstermontagezarge hat eine Wärmeleitfähigkeit von λ = 0,078 W/mK und
der Dämmkeil von λ = 0,032 W/mK. Darüber
hinaus liegen statische Berechnungen vor, die die 8-fache Sicherheit des Systems belegen. In seinem Planungsteam Bauanschluss führt der Hersteller u. a. diese Berechnungen für seine Auftraggeber durch.
Servicekonzept für das Bauprojekt
Architekten und Ingenieure werden angesichts der wachsenden Komplexität von Bauvorhaben durch kommende Gebäudericht­linien, EnEVs und Normenverschärfungen mit wachsender Komplexität von Bauvorhaben konfrontiert, wobei sie von Tremco illbruck bei der Entwicklung und Umsetzung fachgerechter Details unterstützt werden.
Zu dem Servicekonzept gehört das Planungsteam Bauanschluss, das Planer bei ihren Bauvorhaben umfassend begleitet, von der Planung über die Ausschreibung bis zur Umsetzung. Das Kompetenzteam setzt sich zusammen aus einem Architekten für die Planung, technischen Fachberatern und Anwen-
dungstechnikern für die Baustelle. Deren Leistungen umfassen die Bestandsaufnahme des Ist-Zustandes am Rohbau oder Bestandsgebäude, die Planung von Anschlussdetails, Isothermen- und Feuchtigkeitsberechnungen sowie 3D-Details. Diese sind sowohl auf die aktuellen Anforderungen als auch auf spezifische Projektvorgaben abgestimmt. Hinzu kommen die Vorgaben von Materialkennwer-
ten für die Abdichtung sowie Sonderlösungen
bei kritischer Geometrie. Die Einweisung der Verarbeitungsfirma bei Baubeginn, Mustermontagen auf der Baustelle sowie die Koordination der an der Anschlussfuge zusammentreffenden Gewerke gehören ebenso zum Leistungspaket. Je nach Wunsch erfolgt die Planung produktneutral oder mit Angabe von Referenzprodukten.
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